Virgin Galactic: Erster Testflug seit vier Jahren
Erstmals nach dem tödlichen Absturz des Space Ship Two Enterprise im Jahr 2014 hat Virgin Galactic wieder einen Testflug mit Raketenschub durchgeführt. Das neue Vehikel heißt Unity und erreichte fast doppelte Schallgeschwindigkeit.
Am Donnerstag hat Virgin Galactics neues Raumfahrzeug VSS Unity seinen ersten motorgetriebenen Testflug durchgeführt. Gelenkt von den Testpiloten Mark 'Forger' Stucky und Dave Mackay erreichte Unity über der Sierra Nevada Mach 1,87. "Der Weltraum fühlt sich verlockend nahe an", twitterte der britische Milliardär Richard Branson. Er ist die treibende Kraft hinter Virgin Galactic.
Das Unternehmen möchte Touristen kurze Ausflüge ins All verkaufen. Eines Tages könnten raketengetriebene Reisen zwischen Kontinenten dazukommen. Für einen Flug ins Weltall, dessen Beginn bei 100 Kilometern Höhe angenommen wird, ist es aber noch zu früh. Der aktuelle Test war erst der fünfte Flug mit Raketenschub der Firmengeschichte, und der erste seit dem tragischen Unfall im Oktober 2014.
Am Donnerstag ist das Trägerflugzeug WhiteKnightTwo samt VSS Unity um 8:02 Uhr Ortszeit vom Mojave Air and Space Port gestartet. In etwa 46.500 Fuß (etwa 14.000 Meter) Höhe wurde Unity ausgeklinkt. Nach einigen Sekunden freien Falls zündete es sein Raketentriebwerk und zischte fast senkrecht nach oben. 30 Sekunden später wurde der Motor wieder gestoppt. Unity stieg weiter und erreichte bei 84.217 Fuß (etwa 25.700 Meter) die maximale Höhe des Testflugs.
Dann aktivierten die Testpiloten das berühmte Federsystem und starteten den Gleitflug zurück zu Boden. Das Federsystem bremst das Raumschiff und lässt es, ohne Antrieb, kontrolliert zu Boden kreisen. Auf 50.000 Fuß (etwa 15.000 Meter) ließen die Piloten das nicht verbrannte Stickstoffoxid ab und landeten anschließend. Treibstoff der VSS Unity ist das gummiartige Hydroxyl-terminiertes Polybutadien (HTPB), das mit Stickstoffoxid zur Explosion gebracht wird.
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Jungfernflug noch fĂĽr dieses Jahr geplant
2004 hatte Branson angekündigt, ab 2007 kommerzielle Flüge anzubieten, die für wenige Minuten ins All führen sollen. Zunächst kostete ein Fahrschein 200.000 US-Dollar, dann stieg der Preis auf 250.000 Dollar. Wer fünf Sitze bucht, bekommt den sechsten gratis dazu. Mehr Passagiersitze hat das Raumfahrzeug nicht.
Vertraglich wird den Passagieren übrigens nur eine Höhe von 80 Kilometern zugesichert. Als Basis für die Touristenflüge soll der Spaceport America in Neumexiko dienen, wo Virgin Galactic ein Terminal mietet.
Doch Virgin Galactic hatte die technischen Herausforderungen unterschätzt, sodass mehrere Starttermine unerfüllt verstrichen. Dazu kamen zwei tödliche Unfälle: Im Juli 2007 starben drei Ingenieure bei einem Test am Raketenantrieb. Dabei sollte eigentlich gar kein Treibstoff gezündet werden, vielmehr explodierte ein Tank mit Stickstoffoxiden. Und im Oktober 2014, beim vierten Testflug mit Raketenschub, zerbrach das Raumschiff VSS Enterprise im Flug. Eine Kombination aus Design- und Handhabungsfehler kostete den Copiloten das Leben.
Der jüngste öffentlich anvisierte Termin für den Jungfernflug ins All ist Ende 2018. Auch das ist ehrgeizig.
Vorstellung der VSS Unity von Virgin Galactic (11 Bilder)
(Bild: Virgin Galactic)
(ds)