Virtuelle Denkspiel-Olympiade

Olympiaden gibt es nicht nur für Menschen, sondern auch für Computer. Doch laufen dabei keine Roboter um die Wette ...

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Von
  • Lars Bremer

Olympiaden gibt es nicht nur für Menschen, sondern auch für Computer. Es laufen aber keine Roboter um die Wette, sondern die Rechner treten in verschiedenen Denkspielen gegeneinander an – darunter bekannte wie Schach, Go und Backgammon, aber auch exotischen wie Surakarta.

Das Schachturnier galt gleichzeitig als Computer-Weltmeisterschaft und wurde dominiert vom derzeit mit Abstand stärksten PC-Programm Rybka, das ohne Niederlage mit zehn Punkten aus elf Partien gewann. Auch das Universitätsprojekt GridChess spielte beständig in der Spitzengruppe. Autor Kai Himstedt testete damit eine neue Form der Parallelisierung, die nicht auf Netzwerke mit besonders geringer Latenzzeit angewiesen ist, wie beispielsweise Hydra. Die Weltmeisterschaft im Blitzschach ging zum fünften Mal in den letzten sechs Jahren an das Programm Shredder.

Während im Schach alle Programme handgeschnitzte Bewertungsfunktionen mit einer tiefen Suche im Spielbaum verbinden, hat dieser Ansatz im Go nicht funktioniert. MoGo, der Sieger des Go-Turniers, verwendet die Monte-Carlo-Methode: Es erzeugt einfach für jeden möglichen Zug eine Reihe von Zufallspartien und spielt den Zug, der das beste Ergebnis erreicht. Letztlich würfeln Monte-Carlo-Programme die Stellung aus und spielen so wesentlich stärker als beispielsweise das seit Jahren weiterentwickelte, heuristische GnuGo.

Remi Coulom, Autor des zweitplatzierten Go-Programms CrazyStones, der ebenfalls auf Monte-Carlo setzt, sagte gegenüber heise online: "Die traditionellen Go-Programme zerlegen eine Stellung in Subspiele und untersuchen diese einzeln, vernachlässigen dabei aber die globalen Zusammenhänge. Monte-Carlo-Programme tun das nicht und können prinzipiell auch sehr tiefe Abwicklungen oft korrekter bewerten." Während die heuristischen Programme sich also in lokalen Grabenkämpfen verzetteln, behalten Monte-Carlo-Programme die Gesamtsituation besser im Blick. Coulom sieht in der Technik noch jede Menge Potenzial für weitere Steigerung der Spielstärke. Das ist auch bitter nötig, denn die Monte-Carlo-Programme sind nur Einäugige unter den Blinden: Eine chinesische Profi-Spielerin schlachtete MoGo in einer nach der Olympiade ausgetragenen 10-Minuten-Partie ganz mühelos, obwohl sie dem Programm neun Steine vorgab.

Auch im Backgammon-Vergleich spielte ein Monte-Carlo-Programm mit, hatte jedoch keine Chance gegen die Platzhirsche GnuBackgammon und BGBlitz, die mit neuronalen Netzen arbeiten.Wieder einmal konnte sich das mit 35 Millionen Partien trainierte BGBlitz des Kölner Programmierers Frank Berger durchsetzen. (Lars Bremer) / (jk)