Vodafone und ASTS wollen Starlink in Europa Wasser abgraben

Dafür gründen die beiden Firmen ein Gemeinschaftsunternehmen, das europäische Mobilfunknetze mit Satellitendiensten ergänzen soll.

vorlesen Druckansicht 28 Kommentare lesen

Der Satellitenbetreiber ASTS und der Partner Vodafone wollen Smartphones in ganz Europa mit ihrem Satellitenmobilfunkdienst versorgen. Auf der Webseite isstracker.pl kann man die Bahnen der ersten 5 von geplanten 243 BlueBird-Satelliten live verfolgen.

Update
Lesezeit: 3 Min.
close notice

This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Der britische Konzern Vodafone Group Plc und der texanische Satellitenbetreiber AST SpaceMobile wollen einen gemeinsamen europäischen Satellitenprovider gründen und dessen Dienste europäischen Mobilfunknetzbetreibern (MNOs) anbieten. Europäische MNOs könnten dann über das SatCo genannte Unternehmen Satelliten- und Netzwerkkapazitäten von ASTS und Vodafone buchen, um ihre eigenen Kunden per Satellit zu versorgen, also um sämtliche unversorgte Flächen zumindest unter freiem Himmel auf einen Schlag abzudecken.

Damit versuchen ASTS und Vodafone einen Markt frühzeitig zu besetzen und Mitbewerbern wie Starlink in Europa das Wasser abzugraben. Bisher steht nämlich eine Funkregulierung für die EU noch aus (siehe Abschnitt "Erweiterte Funkregulierung in weiter Ferne") und ASTS hat bisher auch nur fünf Satelliten im Orbit.

Laut ASTS und Vodafone strebt SatCo eine "100prozentige geografische Abdeckung in ganz Europa an", um Verbrauchern und Unternehmen den Zugang zu "sicheren weltraumgestützten zellularen Breitbandverbindungen über ihren Mobilfunkbetreiber" zu ermöglichen.

Videos by heise

SatCo will europäischen Netzbetreibern "schlüsselfertige" Dienste anbieten. Dafür soll "ein Netz von Bodenstationen" aufgebaut werden, das Backhaul-Dienste anbietet. Das Netzmanagement erledigt Vodafone.

Am Satellitenbetreiber ASTS ist Vodafone ohnehin beteiligt, ebenso wie Google und einige weitere Unternehmen. In den USA hat ASTS jedoch selbstständig Verträge mit den dortigen Mobilfunknetzbetreibern AT&T und Verizon abgeschlossen.

Technisch gesehen gelten die BlueBird-Satelliten von ASTS als fortschrittlich; sie eignen sich sowohl für die 4G- als auch für die moderne 5G-Kommunikation und liefern unter anderem dank ihrer riesigen Antennen (223 Quadratmeter Fläche) laut Vodafone Spitzendatenraten von 120 Mbit/s. Vodafone und ASTS haben auf dieser Basis erst kürzlich das erste satellitengestützte Videotelefonat mit handelsüblichen Smartphones demonstriert.

Das Diensteangebot fĂĽr Europa dĂĽrfte von langer Hand vorbereitet sein. Darauf deuten die Satellitenbahnen der ersten fĂĽnf BlueBirds hin, die Europa nacheinander und etwas versetzt ĂĽberfliegen. Die Satellitenbahnen kann man sich beispielsweise vom Webservice isstracker.pl in Echtzeit auf einer Weltkarte darstellen lassen.

Starlink gilt hingegen hinsichtlich der Satellitenmenge im Orbit mit riesigem Abstand als führend. Insgesamt betreibt die Muttergesellschaft SpaceX bisher 7052 funktionale Starlink-Satelliten im Orbit. Davon entfielen Anfang Februar 2025 rund 450 auf die Smartphoneversorgung (V2 Mini DTC). Im Vollausbau soll die für Smartphones gedachte Konstellation aus 840 Satelliten des Modells V2 Mini DTC bestehen. Auch hat das Unternehmen bereits weltweit Verträge mit mehreren Mobilfunknetzbetreibern abgeschlossen, um deren Kunden aus dem All mit Mobilfunkdiensten zu versorgen. Bisher sind darunter jedoch keine europäischen Netzbetreiber. Zu den namhaften Kunden gehören T-Mobile USA (Tochter der Deutschen Telekom), Telstra in Australien, Rogers in Kanada oder auch SALT in der Schweiz. Die aktuelle Liste seiner weltweiten Partner hat Starlink auf seiner Webseite im Abschnitt "Globale Partner" veröffentlicht.

Die bisher von Starlink speziell fĂĽr die Smartphone-Versorgung eingerichteten DTC-Satelliten grĂĽnden auf einer serverseitig modifizierten LTE-Implementierung. Die Spitzendatenraten betragen entweder 4,4 Mbit/s oder 18,3 Mbit/s. Im Alltag sind die Spitzendatenraten selten zu erreichen. Der Durchsatz genĂĽgt aber immerhin fĂĽr Telefonie und Text-Messaging. Weitere Einzelheiten zur Starlink- und ASTS-Technik finden Sie im c't-Artikel Fliegende Fleckentferner - Neue LEO-Satelliten von Almagest, AST, SpaceSail und Starlink.

[Update]: 03.03.2025, 17:52, Starlink-Durchsatz präzisiert

[Update]: 05.03.2025, 13:45, Anzahl V2 Mini DTC ergänzt

(dz)