Voller als Vollformat: Leica-Spiegelreflex S2 [Update]
Das von Grund auf neuentwickelte S-System von Leica besteht aus der Kamera S2 und neuen Autofokus-Objektiven. Der Sensor von Kodak reicht mit einer Größe von 30 x 45 mm und einer Auflösung von 37,5 Megapixeln schon in den Mittelformat-Bereich hinein.
Von einem Paradigmenwechsel kann man sicher bei Leicas S-Pro-Serie sprechen: Das von Grund auf neuentwickelte Spiegelreflex-System hält sich weder an Kleinbild- noch APS-C-Formate und war bis gestern wohl eines der bestgehüteten photokina-Geheimnisse; es lief selbst Leica-intern nur unter dem Codenamen "Afrika" (abgeleitet von AFR, Auto-Fokus-Reflex). Das System besteht aus der Kamera S2 und zunächst vier neuen Autofokus-Objektiven. Die, wie Leica auf der heutigen Pressekonferenz betonte, komplett in Solms entwickelte digitale Spiegelreflexkamera hat einen neuen Sensor von Kodak, der mit einer Größe von 30 × 45 mm und einer Auflösung von 37,5 Megapixeln bereits in den Mittelformatbereich vorstößt und 60% mehr Bildfläche als ein Kleinbild-großer Sensor bietet. Dabei ist das Metallgehäuse der S2 kaum größer als das eines Kleinbild-Modells. Der LC-Schirm zur Bildwiedergabe ist 3" groß, zusätzlich besitzt die S2 noch ein farbiges OLED-Statusdisplay oben neben dem Zeiten-Wahlrad. Das trotz dieser Sensorgröße recht kompakte Gehäuse ist vollständig gegen Staub und Spritzwasser geschützt. Die vier neuen, speziell auf die Anforderungen des Leica-Pro-Formats gerechneten Objektive (Festbrennweiten mit 24, 35, 70 und 100 mm Real-Brennweite) mit schnellem Zentralverschluss (zusätzlich zum im Body integrierten Schlitzverschluss) sollen eine bisher unerreichte Abbildungsqualität liefern – Leica spricht sogar von Referenzoptiken. Weitere Brennweiten sollen folgen. Die Optikrechnung bezieht alle Faktoren und Erfordernisse der digitalen Sensortechnik ein; damit soll laut Leica eine Software-basierte Korrektur von Bildfehlern überflüssig werden. Der "Correfot II" genannte Autofokus der Leica S-Objektive lässt sich jederzeit manuell beeinflussen. Wie das Gehäuse der Kamera sind auch die Objektive aus Metall gefertigt und mit wetterfesten Abdichtungen versehen.
Der Leica-Bildprozessor "Maestro" wurde gemeinsam mit Fujitsu entwickelt und soll höchste Bildqualität und schnelle Übertragungszeiten bei minimalem Energieverbrauch ermöglichen. Die Mehrkern-CPU basiert auf Fujitsus Milbeaut-Design mit überarbeitetem Power-Management. Der Chip enthält einen FR-80- und einen FR-V-Kern (VLIW-Architektur) und zusätzliche Beschleuniger speziell für die Bildverarbeitung. Die am 22. September geschlossene Partnerschaft mit Phase One soll dagegen Vertrieb und Service im Profi-Segment sicherstellen. Leica gab den Sommer 2009 als Markteinführungstermin an, Preise stehen aber noch nicht fest. Nebenbei bemerkte Leica, dass man weiterhin an der digitale Kleinbild-Spiegelreflex R10 arbeite. (cm)