Von der Smartcard zu intelligenten Sicherheitsbausteinen

Die Chipkarten-Branche rechnet auch in diesem Jahr wieder mit zweistelligen Zuwachsraten – und einem Wandel des Geschäftsfeldes.

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Von
  • Richard Sietmann

Im vergangenen Jahr sind weltweit knapp 4,3 Milliarden Chipkarten an die Abnehmer ausgeliefert worden, davon eine Milliarde Speicherkarten. Von den 3,3 Milliarden ausgelieferten Mikroprozessorkarten ging der größte Teil (2,6 Milliarden) in den Telekommunikationsbereich. Diese Zahlen nannte Jacques Seneca, der Vorsitzende des Branchenverbandes Eurosmart, dessen 25 Mitgliedsunternehmen etwa 85 Prozent des Weltmarktvolumens vertreten, heute zur Eröffnung der Fachkonferenz Omnicard in Berlin. Der Telekomsektor hat dabei gegenüber dem Vorjahr um 27 Prozent zugelegt, der Bereich Banken und Zahlungsverkehr um 22 Prozent und die anderen Bereiche wie Gesundheitswesen, Verkehr oder Pay-TV um insgesamt 10 Prozent. "Welch andere Industrie kann solch ein Wachstum vorweisen?", freute sich Seneca.

Recht optimistisch blickt er auch auf das laufende Jahr 2008. Für das dominierende Segment der Mikroprozessorkarten erwartet Eurosmart wiederum zweistellige Zuwächse; allerdings werden sie wohl im Telekomsektor auf 15 Prozent und im Zahlungsverkehrsmarkt auf 16 Prozent zurückgehen. Im Bereich 'Sonstiges' hingegen rechnet der Verband mit einem Zuwachs um 31 Prozent.

Deutschland betrachtet der Franzose, der den Geschäftsbereich Sicherheitstechnik von Gemalto leitet, in Bezug auf Chipkarten-Anwendungen als führenden Markt. Hier wartet die Branche auf die breite Einführung der neuen Gesundheitskarten, welche die 72 Millionen Versichertenausweise der ersten Generation ersetzen sollen; für die Erfassung der LKW-Mautgebühren sind bereits drei Millionen Smartcards im Einsatz, und an die Bediensteten der Bundesministerien sind inzwischen eine halbe Million Hausausweise ausgegeben worden.

Allerdings haben die Chipkarten kein Monopol mehr als elektronischer Berechtigungsausweis. Smart USB Tokens, bei denen ein USB-Stick Aufgaben der Authentifizierung, Identifizierung, Datensicherung sowie Signaturfunktionen übernehmen, werden immer beliebter. Von 6 Millionen Einheiten, die 2006 speziell für diese Zwecke verkauft wurden, rechnet Eurosmart für dieses Jahr bereits mit einem Volumen von 13 Millionen Stück. Einen Zuwachs um 50 Prozent werde es auch bei den elektronischen Pässen geben, von denen in im letzten Jahr 45 Millionen ausgestellt wurden, davon in Deutschland bereits 3 Millionen.

Im Untertitel der Omnicard, an der bis zum Freitag 460 Fachleute teilnehmen und die in diesem Jahr zum 15. Mal stattfindet, kommt der Wandel zum Ausdruck. Von "The New World of Cards" ist schon lange nicht mehr die Rede, mit dem Aufkommen der RFID-Karten wurde daraus "The World of Smart Objects"; in diesem Jahr zeichnet sich nun der Abschied vom Formfaktor der ISO7816-Plastikkarte mit dem eingeschweißten Chip ab – jetzt lautet der Claim "The World of Solutions". Und von den in der Langzeitprognose für das Jahr 2020 vorhergesagten Absatzzahlen von 20 Milliarden Stück pro Jahr ist denn auch nicht mehr ausschließlich von Chipkarten die Rede; stattdessen redet Seneca lieber von "Smart Secure Devices". (Richard Sietmann) / (vbr)