Vor 30 Jahren: Happy Birthday, Apple
Mitten in der anlaufenden Produktion des Apple 1 kam Steve Jobs der Gedanke, dass man nicht einfach als studentisches Projekt auftreten sollte wie 1971, als er zusammen mit Steve Wozniak selbst gebaute Blue Boxes verkaufte.
Am 1. April 1976 wurde die Computerfirma Apple gegründet. Mitten in der anlaufenden Produktion des Apple 1 kam Steve Jobs der Gedanke, dass man nicht einfach so als studentisches Projekt auftreten sollte wie 1971, als er zusammen mit Steve Wozniak in den Studentenwohnheimen von Berkeley selbst gebaute Blue Boxes für 150 Dollar verkaufte. Die Geräte für das Phreaking verkauften sich dank einer "Power Demo", bei der Jobs nach Rom telefonierte und angeblich mit dem Papst sprach, wie warme Semmeln. Nur wusste hinterher niemand, wer welches Geld warum bekommen oder ausgegeben hatte. Steve Wozniak war das ziemlich egal. Er hatte eine Bluebox konstruiert, deren Teile insgesamt 40 Dollar kosteten, während der konkurrierende Captain Crunch alias John Draper Teile für 1500 Dollar verbaute.
1976 wiederholte sich die Szene. Steve Wozniak konstruierte seinen persönlichen Computer, dessen Layout heute zu den großen Kunstwerken des 20. Jahrhunderts gerechnet wird. Später kam ein geniales Diskettenlaufwerk dazu. Steve Jobs, der gerade nach einer traumatisierenden Indienreise von einer Urschreitherapie auf der Obstplantage All One Farm in Oregon zurückkam, taufte den Rechner als frisch vom Vegetarier zum ehretinischen Pomotarier Bekehrter "Apple 1". Dazu setzte einen zehnseitigen Vertrag auf, den der spätere Apple-Investor Mike Markkula als das "wunderlichste Dokument" bezeichnete, das er je gelesen habe. Am 1.4.1976 unterschrieben Steve Wozniak und Ron Wayne den Vertrag, den sie für einen Aprilscherz hielten. Der bei Atari arbeitende Ron Wayne war der Löter der ersten Apple-Platinen und erhielt dafür einen Anteil von 10 Prozent, während die beiden Steves je 45 Prozent an der neuen Firma hielten. Wayne gestaltete auch das erste Logo der Firma, das Isaac Newton unter einem Apfelbaum zeigt. Untertitel: "Newton. A Mind Forever Voyaging Through Strange Seas of Thought. Alone." Alone: Wayne verließ die Firma, weil der Apple 1 – mit der Zahl des Biests – für 666,66 Dollar verkauft wurde und ihm Jobs unheimlich wurde. Der zahlte ihn mit 500 Dollar aus.
Der Apple 1 wurde darum kein Fiasko, weil es Steve Jobs gelang, mit Hilfe von Lieferantenkrediten und einem großzügigen Kunden namens Paul Terrell, gleich 50 Apple-1-Boards zu verkaufen. Diese 50 Boards wurden im Zimmer von Jobs' Stiefschwester produziert, die selbst die Platinen bestückte. Für die Gehäuse und das ganze Drumherum erklärte sich Apple zur Überraschung von Terrell nicht zuständig. Dennoch verkaufte sich das Board, weil es ein Fortschritt gegenüber den Bastelsets im Stil des Altairs bedeutete. Jobs' Adoptivvater musste die Garage räumen ...
Ähnlich wie bei der Gründung von Microsoft datiert der eigentliche Start von Apple Computer Inc. etwas anders. Offiziell als Firma wurde Apple erst registriert, als Jobs und Wozniak Mike Markkula als Investor akzeptierten. Markkula investierte Ende 1976 91.000 Dollar in Apple und sorgte bei der Hausbank dafür, dass die Bastler eine Kreditlinie von 250.000 Dollar erhielten, um den Apple ][ entwickeln zu können. Dafür erhielt er zum 1.1.1977 33 Prozent der Apple-Anteile. Zur Vertragsunterzeichnung zeigte Markkula Steve Jobs, wie man einen Apfel mit Messer und Gabel isst. Der Rest ist bekannt.
Und wer trotzdem weiterlesen möchte, dem seien die Bücher von Frank Rose, "West of Eden. The End of Innocence at Apple Computer" (New York/London 1989) und Michael Moritz, "The Little Kingdom. The Private Story of Apple Computer" (New York 1984) ans Herz gelegt. Der ehemalige Time-Journalist Michael Moritz wurde von Steve Jobs 1982 als erster offizieller Apple-Historiker eingestellt, doch wenig später gefeuert, nachdem Time 1983 den Computer als Machine of the Year vorstellte. Ursprünglich sollte Steve Jobs als Man of the Year geehrt werden.
Zur Geschichte von Apple siehe auch:
- Das Editorial in der neuen Ausgabe 8/2006 von c't
- Apples Newton: Der Schwerkraft getrotzt, doch der Zeit voraus
- 1984 wird nicht "1984"
- 1984: Und Jobs erschuf den Mac
- Mac Trek – die erste Generation, Eine Liebeserklärung an den Macintosh, c't 3/04, S. 204
- Leben im Reality Distortion Field – zum 50. Geburtstag von Steve Jobs
- Ein Schalter ist eine Welt – zum Tode von Jef Raskin
- Apple nach 30 Jahren wieder ganz oben
(Detlef Borchers) / (jk)