Vor Nobelpreisvergabe: Vorhersage möglicher Favoriten

Wer bekommt den Nobelpreis in diesem Jahr? Ein Analysemodell nennt mögliche und wahrscheinliche Kandidaten, deren Arbeiten oft zitiert wurden.

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(Bild: Jeppe Gustafsson/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Wer bekommt einen Nobelpreis? In der ersten Oktoberwoche werden üblicherweise die Nobelpreisträger in den sechs Kategorien bekannt gegeben. Von Montag bis Mittwoch – also vom 2. bis 4. Oktober – dürften wir zunächst erfahren, wer 2023 jeweils den Nobelpreis für Medizin oder Physiologie, für Physik und für Chemie erhält. In den folgenden Tagen werden zudem die Preisträger für Literatur (5. Oktober) und für Friedensbemühungen ("Friedensnobelpreis", 6. Oktober.) verkündet; am Montag der Folgewoche außerdem der Preisträger des Alfred-Nobel-Gedächtnispreises für Wirtschaftswissenschaften, des sogenannten "Wirtschaftsnobelpreises", der von der Schwedischen Nationalbank gestiftet wurde.

Zur Frage, wer die Nobelpreise in der jeweiligen Kategorie im aktuellen Jahr erhalten wird, gibt es im Vorfeld der Bekanntgaben zahlreiche Spekulationen (sogar Wetten werden darauf abgeschlossen). Das Datenanalyse-Unternehmen Clarivate ermittelt eigene "Zitier-Preisträger" anhand der Zitierhäufigkeit von wissenschaftlichen Publikationen. Nach diesem Vorgehen hält Clarivate es für besonders wahrscheinlich, dass die Wissenschaftler für eine Preisverleihung infrage kommen, deren Veröffentlichungen besonders oft von Kollegen aufgegriffen und in Fachmedien zitiert wurden. Die Liste von Clarivate lag schön öfter richtig bei der Vorhersage eines Nobelpreisträgers. Nach eigener Aussage hat Clarivate bislang 419 "Citation Laureates" gekürt, von denen 71 einen Nobelpreis erhalten haben.

Aufgrund seiner Datenanalyse kommt Clarivate zu der Vorhersage, dass drei Kandidaten bzw. Kandidatengruppen dieses Jahr fĂĽr den Nobelpreis fĂĽr Medizin oder Physiologie infrage kommen:

  • Carl H. June, Steven A. Rosenberg und Michael Sadelain (alle USA) fĂĽr ihre Arbeit an Antigen-Rezeptoren weiĂźer Blutkörperchen zur Krebsbehandlung
  • Rob Knight (USA) fĂĽr seine Erforschung des Mikrobiom-Ă–kosystems des Menschen
  • Emmanuel Mignot (USA), Clifford B. Saper (USA) und Masashi Yanagisawa (Japan/USA) fĂĽr ihre Studien zum Schlaf-Wach-Zyklus und ihre Entdeckung von Narkolepsie verursachenden Regulatoren

Und fĂĽr den Physik-Nobelpreis gelten diese Forscher lau Analyse als preiswĂĽrdig:

  • Sharon C. Glotzer (USA) fĂĽr ihre Forschung zur Rolle der Entropie bei der Selbstorganisation der Materie und fĂĽr Strategien zur Kontrolle dieses Prozesses fĂĽr das Entwickeln neuer Materialien
  • Federico Capasso (USA) fĂĽr seine Grundlagenforschung in den Gebieten Photonik, Plasmonik und Metaoberflächen (kĂĽnstliches Schichtmaterial) und seine Beiträge zum Quantenkaskadenlaser
  • Stuart S. P. Parkin (Deutschland) fĂĽr seine Forschung auf dem Gebiet der Spintronik und die Entwicklung von Racetrack-Speichern zur Erhöhung der Datenspeicherdichte

Und fĂĽr den Chemie-Nobelpreis nennt Clarivate diese Forscher als wahrscheinliche Kandidaten:

  • James J. Collins, Michael Elowitz und Stanislas Leibler (alle USA) fĂĽr wegweisende Arbeit bei synthetischen Genschaltern, die die synthetische Biologie begrĂĽndeten
  • Shankar Balasubramanian und David Klenerman (beide GroĂźbritannien) als Miterfinder einer bahnbrechenden neuen DNA-Sequenzierungsmethodik
  • Kazunori Kataoka (Japan), Vladimir P. Torchilin und Karen L. Wooley (beide USA) fĂĽr die Erfindung neuen Methoden fĂĽr die Personalisierung und Verabreichung von Medikamenten und Genen

Auf dem Gebiet der Ă–konomie hat die Clarivate-Auswertung diese Kandidaten ermittelt:

  • Edward L. Glaeser (USA) fĂĽr seine Erforschung der Stadt als Wachstumsmotor
  • Thomas Piketty (Frankreich), Emmanuel Saez (USA) und Gabriel Zucman (Frankreich/USA) fĂĽr ihre Arbeiten zur Einkommens- und Reichtumsungleichheit
  • Raj Chetty (USA) fĂĽr sein Verständnis der Bedingungen ökonomischer Chancen und seine Arbeiten zur Verbesserung der sozialen Mobilität

Wer in diesem Jahr mit den prestigeträchtigen Nobelpreisen geehrt wird, wird zu folgenden Zeiten verkündet:

  • 2. Oktober, 11:30 Uhr: Medizin oder Physiologie
  • 3. Oktober, 11:45 Uhr: Physik
  • 4. Oktober, 11:45 Uhr: Chemie
  • 5. Oktober, 13:00 Uhr: Literatur
  • 6. Oktober, 11:00 Uhr: Frieden
  • 9. Oktober, 11:45 Uhr: Wirtschaftswissenschaften

(tiw)