Vor fünf Jahren ging die Übernahmeschlacht Mannesmann/Vodafone zu Ende

Vor fast fünf Jahren endete die rund dreimonatige Übernahmeschlacht zwischen Mannesmann und Vodafone: Der ehemalige Röhrenhersteller, Automobilzulieferer und Maschinenbauer wurde vom britischen Mobilfunkkonzern geschluckt.

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Von
  • Peter Lessmann
  • dpa

Nur eine Promenade am Rhein trägt noch den Namen, der einst ein Aushängeschild unter Deutschlands Top-Konzernen war: Am Mannesmann-Ufer in Düsseldorf, wo einmal im Jahr die besten Skilangläufer der Welt ihre Spuren in den Kunstschnee ziehen, residierte bis vor fünf Jahren die Mannesmann AG. Das Bürohochhaus gleichen Namens ist inzwischen kernsaniert. Und auf dem Dach des Gebäudes um einen dichten Antennenwald prangt in dicken roten Buchstaben der Name des weltgrößten Mobilfunkbetreibers Vodafone.

In diesen Tagen werden wieder Erinnerungen wach an den 3. Februar 2000. Kurz vor Mitternacht verkündeten zwei Männer im Scheinwerferlicht die Einigung und beerdigten per Handschlag eine fast dreimonatige Übernahmeschlacht. Der deutsche Topmanager Klaus Esser, Vorstandschef von Mannesmann, und sein britischer Kollege Chris Gent von Vodafone AirTouch.

Mit 180 Milliarden Euro mittels Aktientausch war der Kauf von Mannesmann durch Vodafone die bis heute teuerste Akquisition der Firmengeschichte. "Die Aktionäre sind die Gewinner", sagte der eine, "wir sind beide Sieger", meinte der andere.

Noch etwas anderes geschah an diesem Tag: Ein ausländischer Konzern hatte die Deutschland AG geknackt. Das Traditionsunternehmen Mannesmann wurde gegen den Willen des Managements, der Arbeitnehmervertreter sowie weiten Teilen der Politik und der Öffentlichkeit von Vodafone geschluckt. Die Kapitalmärkte behielten das letzte Wort.

Dabei wurde Mannesmann Opfer seines eigenen Erfolgs. Der ehemalige Röhrenhersteller, Automobilzulieferer und Maschinenbauer wagte Anfang der 90er Jahre den Ausflug in die Telekommunikation. Der Mobilfunk D2 entwickelte sich bald zu einer Geldmaschine für den Konzern. Mannesmann expandierte, die Telekommunikation wurde zur bedeutendsten Sparte des Unternehmens. Mit der Übernahme der britischen Orange provozierte Esser schließlich den Angriff des Marktführers.

Im November 1999 legte Gent die Kaufofferte vor. Das Mannesmann-Management lehnte ab und der Übernahmekampf begann. Die Kurse beider Unternehmen schossen in den Himmel und machten manchen Mannesmann-Kleinaktionär zum Millionär. Wer Anfang der 90er Jahre für 25 000 DM Mannesmann-Aktien besaß, hatte am Ende der Übernahmeschlacht eine halbe Million Euro in seinem Depot.

Esser überschätzte die Widerstandskräfte gegen die Vodafone-Offerte. "Er wusste alles besser und hörte nicht auf den Rat von Experten", sagt ein Insider. Auf den internationalen Kapitalmärkten gewannen die Briten bald die Oberhand. Die Schlacht war bereits verloren, als Mannesmann kurz vor Einigung mit Vodafone noch Verbündete bei der französischen Mediengruppe Vivendi und bei AOL zu finden und den Angriff zu kontern glaubte.

Vodafone hatte die Mehrheit der Eigner auf seiner Seite. Versprechungen blieben indes leere Worte: Aus den Plänen, von Düsseldorf aus künftig das Europa-Geschäft der Gruppe zu führen, wurde nichts. Anders als geplant wurde die Industriegruppe Atecs nicht an die Börse gebracht, sondern kam unter den Hammer.

Im Vodafone-Hochhaus geht es heute nicht mehr um Strategien und Pläne, sondern um Technik, Datenverarbeitung und Netze. Hier residiert der Technik-Vorstand der Konzernmutter Vodafone plc mit seinen Leuten sowie mit Teilen des globalen Marketings. Rund 1000 Menschen arbeiten dort für den britischen Konzern. Und so bleibt nur eine Promenade von dem, was einmal war: das Mannesmann-Ufer am Rhein. (Peter Lessmann, dpa) / (thl)