Vorbereitung auf AI Act: Über 100 Firmen unterzeichnen europäischen KI-Pakt
Rund 115 Firmen haben sich selbst verpflichtet, die Grundsätze der KI-Verordnung bereits vor deren Greifen anzuwenden. Branchengrößen wie Meta und Apple zögern.
Dass Firmen Pflichten vorab erfüllen, kommt selten vor. Trotzdem haben bereits rund 115 Unternehmen einen europäischen Pakt für Künstliche Intelligenz (KI) unterzeichnet. Sie verpflichten sich damit freiwillig, die Grundsätze der neuen KI-Verordnung der EU bereits vor deren Greifen zu befolgen. Zu den Beteiligten gehören Konzerne, die selbst große Sprachmodelle beziehungsweise Lösungen für generative KI entwickeln wie Aleph Alpha, Google, Microsoft und OpenAI. Letzteres überrascht: Sam Altman, Chef des ChatGPT-Anbieters, warnte voriges Jahr noch lautstark vor einer Überregulierung durch den europäischen AI Act. Ihm stieß übel auf, dass Betreiber von Hochrisiko-Systemen damit zahlreiche Anforderungen erfüllen und etwa eine Risikoabschätzung vornehmen müssten.
Dem Pakt angeschlossen haben sich auch große KI-Anwender und Serviceprovider aus der IT-Branche wie Adobe, Amazon, HPE, Lenovo, Samsung, OVHcloud, SAP, Cisco und IBM sowie die Telco-Größen Deutsche Telekom, Orange, Telefónica und Vodafone. Dazu kommen mittelständische Firmen aus vielen Branchen und Konzerne wie Airbus und Porsche. Auch das umstrittene Big-Data-Unternehmen Palantir aus den USA ist dabei. Gewisse Überwachungsfelder wie Social Scoring oder die Ferndetektion von Emotionen untersagt die KI-Verordnung. Vertreter von Sicherheitsbehörden und Wirtschaftspartner zeigten sich im Frühjahr trotzdem zuversichtlich, dass der AI Act sie nicht in ihren Kernbereichen lähmen werde.
Der Pakt war Bretons Idee, Zukunft ungewiss
Die freiwilligen Zusagen umfassen drei Kernmaßnahmen wie das Befolgen einer Regulierungsstrategie, um die Einführung von KI in der Organisation zu fördern und auf die künftige Einhaltung des AI Acts hinzuarbeiten. Systeme, die nach dem Gesetz wahrscheinlich als risikoreich eingestuft werden, sollen frühzeitig identifiziert werden. Dazu kommt die Zusage, das Know-how der Mitarbeiter auszubauen, um eine "ethische und verantwortungsvolle KI-Entwicklung zu gewährleisten". Daneben hat rund die Hälfte der Unternehmer versprochen, die Aufsicht der Technik durch Menschen zu garantieren, Risiken abzumildern und bestimmte Arten von KI-generierten Inhalten wie Deepfakes zu kennzeichnen. Oft bezwecken Firmen mit dem Beitritt zu solchen Selbstvereinbarungen auch, sich strengeren Auflagen und vor allem Sanktionen zu entziehen.
Der Pakt gilt als Vorzeigeprojekt des mittlerweile zurückgetretenen EU-Binnenmarktkommissars Thierry Breton: Im aktuellen KI-Wettrennen dürfe keine Zeit verloren werden, um eine sichere Online-Umgebung zu gewährleisten, begründete der Franzose seine Initiative einst. Google war ihm zufolge der erste Anbieter, mit dem er diese Idee besprochen habe. Unklar ist, ob die neue Kommission dem Pakt mittelfristig noch große Bedeutung zumessen wird, er steht aber weiter offen für einen Anschluss. Namen wie Meta, Anthropic und Mistral fehlen bislang auf der Liste. Man sei noch am Überlegen, was einen Beitritt anbelangt, hieß es von Meta. Der Konzern begrüße harmonisierte Regeln und fokussiere sich auf die Umsetzung. Der AI Act ist am 1. August in Kraft getreten. Einige seiner Bestimmungen sind schon anwendbar, für viele gilt hier aber eine Übergangsfrist von zwei Jahren. Verbote greifen nach sechs Monaten, Auflagen für breit ausgerichtete KI-Modelle nach zwölf.
Auch Apple hat die Unterzeichnung des KI-Pakts zunächst ausgeschlagen. Der iPhone-Konzern plant für Oktober die Veröffentlichung von Apple Intelligence, wird sein KI-System aufgrund "regulatorischer Unsicherheiten" aber zunächst nicht in der EU auf den Markt bringen.
(mki)