Vorschläge des Infineon-Chefs sorgen für Unmut bei Mitarbeitern

Ulrich Schumacher will den Halbleiter-Hersteller zum Lösungsanbieter umpolen; die Belegschaft bekommt verstärkten Druck zu spüren.

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Von
  • Torge Löding

Die Guten ins Töpfchen ... Bei Europas zweitgrößtem Halbleiter-Hersteller Infineon soll jetzt verstärkt Jagd auf so genannte "Lowperformer" gemacht werden -- wenn es nach dem Willen von CEO Ulrich Schumacher geht. Am Standort Dresden gilt bereits seit Ende 2001 ein neues Leistungsprinzip, das nun unternehmensweit durchgesetzt werden soll. Jeder Vorgesetzte soll demnach pro Jahr fünf Prozent besonders leistungsschwacher Mitarbeiter herauspicken. Ist bei diesen keine Leistungssteigerung in Sicht, wird ihnen die Trennung per Aufhebungsvertrag in Aussicht gestellt. "Dieser leistungsorientierte Ansatz ist etwas ganz Normales, wenn wir unser internationales Niveau halten wollen", betonte ein Firmensprecher gegenüber heise online.

Betriebsräte und Gewerkschaftsvertreter sehen das freilich anders. "Schumacher denkt wie ein US-Boss", kommentierte der Bevollmächtigte der Gewerkschaft IG Metall Wolfgang Müller. Der CEO würde ihm da sicher nicht widersprechen, versucht er doch den Chip-Hersteller seit seiner Trennung vom Mutterkonzern Siemens vor drei Jahren in neue Fahrwasser zu steuern. Müller findet die "Hexenjagd auf Mitarbeiter" schlichtweg absurd. "Das macht das Klima im Unternehmen kaputt und zerstört das deutsche Konsensmodell". Eine Leistungssteigerung sei so nicht zu erreichen. Ganz davon abgesehen, dass die von Schumacher favorisierte Praxis dem Arbeitsrecht widerspreche. Auf einer Versammlung in der vergangenen Woche haben die Betriebsräte zudem beschlossen, keiner Betriebsvereinbarung in diesem Sinne zuzustimmen.

Das neue Leistungsprinzip ist ein Bestandteil der Zukunftsstrategie bei Infineon, die in einem Vorstandspapier umrissen wurde. Die Financial Times Deutschland berichtet, dass der Plan zudem vorsehe, das Unternehmen zu einem Anbieter für Lösungen umzupolen. Dazu wolle er weniger Geld in die eigene Produktion stecken und mehr für Software und Beratung ausgeben. Bis 2007 will der CEO den Konzern zum zweitprofitabelsten Halbleiterhersteller der Welt machen. (tol)