Infineon-Chef bleibt seinem Unternehmen treu

Auch nach zwei Milliardenverlusten in Folge will der Infineon-Vorstandsvorsitzende Ulrich Schumacher nicht auf den Chefsessel der Telekom wechseln.

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Von
  • Axel Höpner
  • dpa

Auch nach zwei Milliardenverlusten in Folge will der Infineon-Vorstandsvorsitzende Ulrich Schumacher nicht auf den Chefsessel der Telekom wechseln. Den nächsten Aufschwung in der Halbleiterbranche will der Manager lieber noch selbst erleben. "Ich bleibe bei Infineon. Da wird sich auch nichts Neues ergeben", sagte Schumacher am Freitag in München. Denn obwohl er seit anderthalb Jahren Quartal für Quartal von Verlusten berichten muss, galt der ehrgeizige Manager als einer der heißen Kandidaten für den Chefsessel bei der Deutschen Telekom. Auch bei Siemens werden Schumacher Außenseiter-Chancen für die Nachfolge Heinrich von Pierers eingeräumt.

Die Halbleiter-Branche ist ein extrem volatiles Geschäft. Die Preise für Chips steigen und fallen im so genannten "Schweine-Zyklus". In guten Zeiten sprudeln die Gewinne nur so. Im Geschäftsjahr 1999/2000, idealerweise kurz vor dem Börsengang, war es bei Infineon mehr als eine Milliarde Euro. Derzeit aber durchleidet die Branche die wohl längste Krise ihrer Geschichte. Alle Unternehmen können nur stillhalten, die Kosten weiter reduzieren und auf den nächsten Aufschwung warten.

Infineon sieht sich für die Flaute gut gerüstet. Die moderne 300-Millimeter-Fertigung in Dresden hat einen technologischen Vorsprung beschert und der Konzern ist trotz der langen Flaute nicht knapp bei Kasse. Anfang des Jahres hatte sich Infineon eine Milliarde Euro mit einer Wandelanleihe besorgt, vor eineinhalb Jahren erbrachte die letzte Kapitalerhöhung etwa 1,5 Milliarden Euro. "Infineon befindet sich in einer gesunden finanziellen Situation", betonte denn auch Finanzvorstand Peter Fischl.

In Boomzeiten war Schumacher der Popstar der Branche. Zum Börsengang von Infineon fuhr er mit dem Rennwagen vor. In schlechten Zeit bringt so etwas Häme ein. Daher dürfte der Auftritt mit dem Porsche eine der wenigen Entscheidungen sein, die der selbstbewusste Manager im Nachhinein bereut hat. "Immer, wenn es gilt, den bösen Kapitalisten darzustellen, wird das Bild rausgeholt", klagte er einmal.

In der Flaute hat Schumacher an Glamour verloren, nicht aber seinen guten Ruf. Mit der Deutschen Telekom habe es durchaus ernsthafte Verhandlungen gegeben, verlautet aus seinem Umfeld. Die Herausforderung habe Schumacher durchaus gereizt. Zudem brauche die Telekom einen harten Sanierer. "Empfindliche Personaleinschnitte" musste Schumacher bereits bei Infineon durchsetzen.

Schumachers Lebenstraum aber dürfte der Chefsessel bei Siemens sein. "Das hat er immer im Hinterkopf", heißt es in seinem Umfeld. Der Kontakt zu Siemens-Chef Heinrich von Pierer sei auch nach der Abspaltung der Halbleiter-Sparte nie abgerissen. Die beiden Manager telefonierten regelmäßig miteinander. So werden Schumacher weiterhin Chancen auf seine Nachfolge eingeräumt, wenn Pierer im Herbst 2004 in den Ruhestand geht.

Auch wenn die Abspaltung der Siemens-Halbleitersparte dem nach Unabhängigkeit strebenden Schumacher entgegen kam, ist er ein alter Siemens-Mann. Er hatte seine Karriere 1986 bei dem Elektrokonzern gestartet. 1996 wurde er Chef des gesamten Halbleiterbereichs. Zwei Jahre später rückte Schumacher mit 39 Jahren in den Konzernvorstand auf.

Viele glauben, dass er seine Karriere gern wieder bei Siemens fortsetzen würde, wenn Infineon wieder auf der Erfolgsspur ist. Die Erfolgschancen aber sind ungewiss. Sollte der umtriebige Chef der Siemens-Netzwerksparte ICN, Thomas Ganswindt, den verlustreichen Bereich rechtzeitig sanieren, dürfte dieser das Rennen machen. (Axel Höpner, dpa) / (anw)