Voyager-Sonden: Weniger präzise Ausrichtung auf Erde soll Lebenszeit verlängern

Voyager 1 und 2 haben ihre geplante Missionsdauer um das Zehnfache überschritten. Um das Ende weiter aufzuschieben, wurde eine weitere Änderung vorgenommen.

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Raumsonde vor blau leuchtenden Sternen

Künstlerische Darstellung von Voyager 1 im interstellaren Raum

(Bild: NASA/JPL-Caltech)

Lesezeit: 3 Min.

Die beiden Weltraumsonden Voyager 1 und 2 sollen sich fortan weniger genau auf die Erde ausrichten, um wissenschaftliche Daten zu schicken und Befehle zu empfangen. Das soll die Triebwerke schonen, weil die seltener aktiviert werden müssen. Kleinen Leitungen für Treibstoff direkt in den Triebwerken drohe andernfalls die Verstopfung, erklärt die NASA jetzt. Die neue Herangehensweise sorge dafür, dass das für mindestens fünf weitere Jahre nicht geschieht, meint man bei der Weltraumagentur. Außerdem seien weitere Vorsorgemaßnahmen denkbar, um die Lebensdauer zu erhöhen. Gleichzeitig wurde mit dem Update auch ein Patch zu Voyager 2 geschickt, der ein erneutes Auftreten eines besorgniserregenden Softwareproblems verhindern soll.

Wie die NASA angesichts des Updates jetzt erklärt, soll die neue Herangehensweise bei der Ausrichtung der Sonden kleine Einlassrohre schonen, die 25 Mal enger sind als die Treibstoffzuleitungen. Jedes Mal, wenn die Triebwerke gezündet werden, um die Sonde und damit ihre Antennen auf die Erde auszurichten, würden sich dort winzige Mengen an Rückständen anreichern. Im Laufe der Jahrzehnte habe sich so viel Material angereichert, dass eine Verstopfung drohe. Um das hinauszuzögern, habe man sich entschieden, die Triebwerke seltener zu zünden. Die Sonden dürften sich jetzt in alle Richtungen um ein Grad weiter drehen, bevor die Triebwerke aktiviert werden.

Wenn Voyager 1 und 2 die Erde künftig nicht mehr so präzise ins Visier nehmen, würden bisweilen gesammelte Daten verloren gehen, die sie zu uns schickt, gesteht die NASA ein. Aber das verantwortliche Team habe ermittelt, dass insgesamt mehr Daten zu erwarten seien, wenn die Sonden länger aktiv bleiben. Man könne aber nicht wissen, wann die kleinen Einlässe verstopft sind, heißt es noch. Die Möglichkeiten, um das zumindest weiter aufzuschieben, seien aber nicht ausgeschöpft. Die Verantwortlichen würden immer wieder auf kreative Lösungen für Probleme kommen, die bei den Missionen auftreten. Beide Sonden haben ihre geplante Lebensdauer längst um das Zehnfache überschritten.

Teil des jetzt zu den Sonden geschickten Updates ist demnach auch ein Patch, der dafür sorgen soll, dass ein Softwareproblem nicht mehr auftritt, das vor einem Jahr große Sorgen bereitet hat. Weil der für die Bahnregelung verantwortliche Bordcomputer (AACS) Telemetriedaten durch einen anderen Computer geleitet hat, wo sie verfälscht wurden, kamen auf der Erde falsche Daten an. Die am wenigsten riskante Lösungsmöglichkeit hatte dann funktioniert, die Daten nahmen wieder den richtigen Weg. Der jetzt aufgespielte Patch sei nun eine Versicherung, um eine Wiederholung ganz auszuschließen. Das Hochladen und anschließende Überprüfen des Updates dauert wegen der langen Signallaufzeiten mehr als eine Woche. Zuerst bekommt Voyager 2 den Patch.

Die beiden Voyager-Sonden waren 1977 im Abstand von 16 Tagen gestartet worden und konnten eine seltene Konstellation ausnutzen, in der die vier größten Planeten des Sonnensystems einander besonders nahekamen. Beide besuchten zuerst den Jupiter und holten an ihm Schwung zum Saturn, wo sich ihre Wege trennten: Voyager 1 katapultierte sich dort raus aus der Ebene des Sonnensystems, Voyager 2 zum Uranus und Neptun. Vorgesehen war ursprünglich lediglich eine vierjährige Mission, inzwischen sind sie 45 Jahre unterwegs und noch immer aktiv. Das Voyager-Programm gehört längst zu den größten Erfolgen der NASA. Im Frühjahr wurden die Sonden angewiesen, Reservestrom anzuzapfen, um noch länger aktiv bleiben zu können.

Update

Der Patch ging zuerst an Voyager 2, wo er getestet wird. Das wurde korrigiert.

(mho)