W3C will DRM-Schnittstelle Encrypted Media Extensions offiziell als Web-Standard verankern

Das World Wide Web Consortium hat die Kopierschutztechnik Encrypted Media Extensions jetzt formell als Standard vorgeschlagen und eine Konsultation gestartet. US-Bürgerrechtler protestieren dagegen.

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W3C will DRM-Schnittstelle Encrypted Media Extensions offiziell als Web-Standard verankern

EME wird unter anderem von Netflix eingesetzt.

(Bild: Netflix)

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Die seit Jahren umkämpfte Technik "Encrypted Media Extensions" (EME), die eine Schnittstelle zum Abspielen geschützter Inhalte im Web-Browser bildet und bereits in HTML5 sowie zahlreiche Web-Navigationswerkzeugen Einzug gehalten hat, soll nun auch offiziell zum Standard erhoben werden. Das zuständige World Wide Web Consortium (W3C) hat vorige Woche einen Entwurf dazu veröffentlicht und diesen wenig später formell als künftige "Norm" fürs Web ins Spiel gebracht. Die Mitgliederorganisationen müssen über den Vorschlag nun abstimmen.

Aktuell läuft dazu eine interne Konsultation, wie The Register berichtet. Die beteiligten zahlenden W3C-Mitglieder haben demnach bis 19. April Zeit, ihre Meinungen kundzutun. Die allgemeine Öffentlichkeit oder nicht in der Organisation vertretene freie Entwickler haben kein Mitspracherecht. Sollte EME im Anschluss das Siegel des Standardisierungsgremiums erhalten, wird die Spezifikation für Browser und Programme fürs Video-Streaming gültig und soll im Anschluss implementiert werden.

Ursprünglich hatten Google, Microsoft und Netflix mit EME einen Weg aufgezeigt, wie ein System zum digitalen Rechtekontrollmanagement (DRM) in Web-Applikationen Einzug finden sollte. Vor allem die US-Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) warnte immer wieder vor einem solchen Schritt, da dieser die Innovation im Web zu gefährden drohe und Nutzern weltweit den Zugang zu Inhalten abschneiden könnte.

Vor allem das EFF-Mitglied Cory Doctorow macht seit Langem gegen EME mobil und prophezeit auch jetzt wieder, dass die standardisierte Schnittstelle "Unternehmen ein neues Recht geben würde, Personen zu verklagen, die sich rechtmäßig betätigen". Der Autor und Aktivist sorgt sich dabei vor allem um Sicherheitsforscher, die auf Schwachstellen in DRM-Systeme hinweisen. Beim W3C sind zudem drei formale Einwände gegen den geplanten Standard eingegangen. Darin heißt es etwa auch, dass EME die Daten der Nutzer nicht ausreichend schütze. Zudem werde es schwer sein, die Schnittstelle in freie Software einzubauen.

Der W3C-Direktor und Web-Vater Tim Berners-Lee stellte sich nach anfänglichen allgemeinen Bedenken aber 2013 hinter die DRM-Schnittstelle, sodass der Standardentwurf wohl angenommen werden dürfte. Aus Sicht von Inhalteanbietern zählte DRM zu den wichtigsten Vorteilen von Browser-Plugins wie Flash und Silverlight, die unter anderem aus Sicherheitsgründen aber kaum mehr eingesetzt werden. Der Ruf nach einem offenen DRM-Browser-Standard ist daher nicht nur aus Hollywood immer lauter geworden. (anw)