Klimawandel: 1,5-Grad-Ziel könnte schon bis 2027 gerissen werden

Die Wahrscheinlichkeit, dass die globalen Temperaturen bereits bis 2027 über 1,5 Grad Celsius über das vorindustrielle Niveau steigt, liegt bei 66 Prozent.

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(Bild: Elizabeth A.Cummings/Shutterstock.com)

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Schon in einem der nächsten fünf Jahre könnten die globalen Temperaturen das 1,5-Grad-Ziel überschreiten und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird der gesamte Zeitraum der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen. Das hat die Weltmeteorologiebehörde WMO gemeinsam mit dem meteorologischen Dienst Großbritanniens ermittelt. Das heiße noch nicht, dass die im Pariser Klimaabkommen festgelegte Zielmarke bereits dauerhaft überschritten wird, das werde mit der weiter zunehmendem Klimaerwärmung aber immer öfter geschehen. Grund für die prognostizierten Temperaturrekorde ist das natürliche Wetterphänomen El Niño.

Laut den Experten ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die 1,5-Grad-Marke in einem Jahr überschritten wird, seit 2015 stetig gestiegen. Damals habe sie noch knapp über null gelegen, für die Jahre zwischen 2017 und 2021 dann bei 10 Prozent. Jetzt betrage die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens eines der Jahre 2023, 2024, 2025, 2026 oder 2027 mehr als 1,5 Grad Celsius wärmer wird als der vorindustrielle Durchschnitt bereits bei 66 Prozent. Mit 98-prozentiger Wahrscheinlichkeit werde mindestens einmal der Temperaturrekord von 2016 übertroffen. Genauso groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Fünfjahresschnitt der bislang höchste wird.

Die Warnung der WMO ist die jüngste in einer Reihe von Einschätzungen, denen zufolge uns wohl besonders extreme Jahre bevorstehen. Verantwortlich dafür ist El Niño. Dabei handelt es sich um die warme Phase eines Zyklus im östlichen Pazifik, die bald das kalte Gegenstück La Niña ablösen wird. Zusammen mit dem menschengemachten Klimawandel werde das Wetterphänomen die globalen Temperaturen in bislang unerreichte Höhen treiben, warnt WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. Das werde weitreichende Folgen für Gesundheit, Nahrungsmittelsicherheit, Wasserversorgung und die Umwelt haben: "Wir müssen vorbereitet sein."

Hinweise darauf, dass sich der nächste El Niño im Pazifik herausbildet, gibt es seit Monaten. Beobachten lassen die sich unter anderem aus dem Weltraum, hat die NASA vor einigen Tagen publik erklärt. Für wachsende Besorgnis und immer dramatischere Warnungen sorgt außerdem die seit Wochen viel zu hohe globale Meeresoberflächentemperatur. Zwar ist diese zuletzt kontinuierlich gesunken, aber trotzdem liegt sie noch deutlich über den bisherigen Rekordwerten. Vor allem im kommenden Jahren könnte das weltweit massive Folgen haben, heißt es immer wieder.

Die nun womöglich heißesten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen folgen auf mehrere Jahre, die zwar zu den bislang wärmsten gehört haben, aber nicht den absoluten Rekord – aus dem El-Niño-Jahr 2016 – gebrochen haben. Das liegt an La Niña, wodurch die Extreme abgefedert wurden. Das dürfte sich jetzt umkehren, weswegen aus der Forschung so massiv gewarnt wird. Schon 2022 hat beispielsweise China eine Hitzewelle erlebt, die alles übertroffen hat, was es in der Klimageschichte der Welt jemals gegeben hat. Wenn die globalen Temperaturen so deutlich steigen, wie prognostiziert, dürften die Wetterextreme noch drastischer ausfallen.

(mho)