WOS3: Vom Startup zum Börsengang in 24 Stunden

Die New Economy schlägt zurück: Zwei Schweden basteln mit ihren Helfern eine Meta-Suchmaschine an einem Tag zusammen und sehen sich bereits als Millionäre.

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Die Zeit wird knapp für die zwei schwedischen Gründer eines Eintags-Startups, die auf der Wizards of OS in Berlin innerhalb von 24 Stunden eine netzbasierte Geschäftsidee entwickeln und auch gleich an die Internetgemeinde verkaufen wollen. Am gestrigen Freitagabend startete das Projekt nach dem Einrichten des "Büros" im Foyer des Berliner Congress Center mit einer Kickoff-Party. Schon um 19 Uhr am heutigen Samstag soll die Website mit den dazugehörigen Backoffice-Funktionen stehen, ein halbwegs professionelles Design fertig sein und ein neuer Star am Internethimmel glühen.

Ihr Produkt wollen die Freaks, die in Stockholm Wirtschaftsinformatik studieren, noch am gleichen Abend auf der US-Site des Auktionshauses eBay versteigern. Eric Wahlforss, Mitinitiator und Chief Information Officer (CIO) des 24-Stunden-Dotcoms, ist leicht nervös, als er im Gespräch mit heise online die geplante Funktionsweise des Webunternehmens erläutert. Kein Wunder, denn auf dem iBook vor ihm und einem großen TV-Bildschirm im Hintergrund läuft die Uhr ab.

Noch gilt es zwei "Meilensteine" zu bewältigen -- in weniger als drei Stunden. Doch die Basis-Website steht: Das Baby der Stockholmer, die von inzwischen 13 Mitarbeitern vor Ort in Berlin sowie in virtuellen Büroablegern in Europa unterstützt werden, hört auf den Namen dozomo.com und entpuppt sich als eine Meta-Suchmaschine mit einigen Besonderheiten. Funktionstüchtig ist sie momentan zwar noch nicht, doch im Prinzip soll sie einmal "alle Suchmaschinen der Welt" abfragen, betont Wahlfross. Nutzer können dafür die ihrer Meinung nach fehlenden Suchmaschinen einfach über ein Webformular dozomo hinzufügen.

Mangelnde Rechenkraft im Hintergrund zum Bewältigen der Anfragen und Auswerten der Ergebnisse ist angeblich nicht das Problem. Wahlforss: "Wir haben einen sehr starken Server an einer Wirtschaftshochschule in Stockholm zur Verfügung." Dozomo soll sich überdies als eine Art Plug-in für Browser von der Site herunterladen lassen und die gängigen Suchfelder der Web-Navigationsinstrumente in eine "Kommandozeile" für komplexere Suchaufgaben verwandeln. Als Vorbild diente Apples Sherlock. "Wir haben die Funktionen unterschiedlicher Werkzeuge in einer Applikation gebündelt", erklärt Wahlforss. Mit dem simplen Konzept wollen die Durchstarter ähnlich wie viele Startup-Gründer in den Anfangszeiten der New Economy den großen Reibach machen.

"Über 21 Prozent der Firma sind bereits in öffentlichen Händen", freut sich Mitgründer Adam Wern, Chief Executive Officer (CEO) von dozomo. Die beiden Chefs halten jeweils 26 Prozent am Jungunternehmen, den Rest haben sie an ihre Mitstreiter verteilt. Gemeinsam sind sie nun dabei, ihre Anteile unters Volk zu bringen. Die Preise für ein Prozent an dem Startup haben sie bereits von 10 auf 13 Euro angehoben. Das eigentliche große Geld für alle Investoren soll die Versteigerung einbringen. Geht es den in Anzug antretenden Studenten um eine Demonstration des wiederkehrenden Startup-Hype oder um dessen gezielte Veräppelung? "Auf jeden Fall ist es super-stressig", sagt Wahlforss, "aber natürlich auch ein Witz." Es sei spannend mitzuerleben, wie rasch sich doch ein Markt für das virtuelle Unternehmen entwickle und aus aus einer Performance doch Ernst werde.

Zur Wizards of OS siehe auch:

(Stefan Krempl) / (hob)