Waldbrände in der Sperrzone von Tschernobyl sorgen die IAEA

Waldbrände können radioaktives Material in die Atmosphäre freisetzen. Die Belastung ist zwar geringer als nach dem Unfall 1986, die IAEA ist dennoch besorgt.

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(Bild: Bundesamt für Strahlenschutz)

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Von
  • Andreas Wilkens

Ukrainische Feuerwehr versucht derzeit unter erschwerten Bedingungen, Waldbrände zu löschen, die in der Sperrzone von Tschernobyl in der Ukraine ausgebrochen sind. Vier Brände konnten gelöscht werden, es gebe aber weitere Brände, teilte die Internationale Atombehörde IAEA nach Angaben der ukrainischen Atomaufsicht mit.

Die Feuerwache in Tschernobyl sei zurzeit nicht mit dem Stromnetz verbunden, sie beziehe die von ihr benötigte Elektrizität momentan aus Dieselgeneratoren, teilte die IAEA mit. Die seit 22 Jahren stillgelegte Atomanlage selbst werde weiterhin mit Strom versorgt, nachdem die Hochspannungsleitungen dorthin, die durch Kriegshandlungen unterbrochen waren, vor zehn Tagen wiederhergestellt worden waren.

Die saisonal verstärkt auftretenden Brände in der Sperrzone von Tschernobyl sind problematisch, weil das Gebiet seit der Kernschmelze und Explosion in Block 4 des dortigen AKW radioaktiv kontaminiert ist und Material durch Feuer in die Atmosphäre aufsteigen kann. Zu den Messstationen vor Ort habe die IAEA immer noch keine Datenverbindungen, teilte sie mit. Westlich von Tschernobyl sei ein leichter Anstieg der Konzentration von radioaktivem Cäsium in der Luft festgestellt worden, sie seien aber nicht radiologisch bedenklich. Insgesamt sei die Menge und Aktivität der radioaktiven Stoffe, die bei einem Waldbrand freigesetzt werden können, deutlich geringer als bei dem Reaktorunfall 1986, erläutert das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz.

Von den 15 aktiven Reaktoren an vier Standorten in der Ukraine seien weiterhin acht in Betrieb sind; zwei in dem von Russland besetzten Saporischschja, drei in Riwne, einer in Chmelnyzkyj und zwei in der Südukraine. An allen vier Standorten wechselten die Schichten alle acht Stunden. Für Tschernobyl hatte sich IAEA-Generaldirektor Rafael Mariano Grossi gesorgt, weil das dortige technische Personal seit der Invasion Russlands am 24. Februar ununterbrochen anwesend gewesen war. Diese Woche konnte aber das Personal ausgetauscht werden.

Nun betonte Grossi erneut die "dringende Notwendigkeit", im Rahmen einer Vereinbarung technische Hilfe für den sicheren Betrieb der ukrainischen Atomanlagen senden zu dürfen. Er selbst sei jederzeit bereit, in die Ukraine zu reisen, um ein solches Abkommen mit Russland und Ukraine zu schließen.

(anw)