Waldsterben: Satelliten sehen "beispiellose" Verluste im deutschen Baumbestand
Deutschlands Wälder sind innerhalb von drei Jahren um fast fünf Prozent geschrumpft. Das hat eine Auswertung von Satellitendaten ergeben.
Allein zwischen Anfang 2018 und 2021 ist die Waldfläche in Deutschland um fast fünf Prozent (501.000 Hektar) zurückgegangen, deutlich mehr als bislang angenommen. Das haben Forschende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) anhand von Satellitendaten ermittelt. Verantwortlich für die ungewöhnlich umfangreichen Baumverluste dürften ungewöhnlich starke Hitze- und Dürreperioden sowie der dadurch begünstigte Befall durch Schädlinge gewesen sein, vermuten sie. Die Bäume sind entweder abgestorben oder Notfällungen zum Opfer gefallen. Ihre Auswertungsmethode könnte künftig monatlich Informationen zum Waldbestand liefern und damit regionale Behörden unterstützen, versichern sie.
Beispiellose Schäden in kürzester Zeit
Ausgewertet hat das Forschungsteam Daten der Erdbeobachtungssatelliten Sentinel-2 der ESA und Landsat-8 der NASA. Deren Auflösung und Beobachtungsfrequenz ermögliche eine großflächige und vollautomatisch Ermittlung der Baumbestände. Gefunden werden können so nicht nur drastische Schäden wie komplett abgestorbene Baumbestände, sondern auch kleinräumigere Verluste und das alles in sehr hoher zeitlicher Dichte.
Herausgefunden hat das Team vom Earth Observation Center (EOC) des DLR jetzt, dass vom Waldverlust überwiegend die Mitte Deutschlands und dort vor allem die Nadelwälder betroffen sind. Einige Landkreise hätten in weniger als drei Jahren zwei Drittel ihrer Fichtenwälder verloren. "Die Schäden der letzten wenigen Jahre sind beispiellos", meint Frank Thonfeld vom DLR. Nadelbäume könnten sich von Schädlingsbefall oft nicht erholen, anders als Laubbäume.
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Das DLR erinnert angesichts der Befunde daran, dass der Zustand der deutschen Wälder seit Mitte der 1980er-Jahre von großem öffentlichem Interesse ist. Das Landwirtschaftsministerium etwa lässt jährlich einen Waldzustandsbericht erstellen, der aber lediglich auf Stichproben aus festgelegten Beobachtungsflächen beruht. Die jetzt entwickelte Methode auf Basis von Satellitendaten sei nicht nur viel umfassender, sondern könnte sogar monatlich Ergebnisse liefern, die regional Entscheidungstragenden als Datengrundlage dienen könnten.
Die Analyse zeige einmal mehr das mit der Arbeit von Erdbeobachtungssatelliten verbundene Potenzial, das von Behörden "aber noch nicht voll ausgeschöpft" werde, meint das DLR. Ihre Auswertungsmethode sei auch nicht auf Deutschland beschränkt, Nachbarländer hätten die gleichen Probleme. Angesichts des Klimawandels sei zu erwarten, dass weitere Bestände verloren gehen, warnt das Forschungsteam noch.
(mho)