Wanka will Auslandsmobilität von Studenten weiter steigern

Das Bundeskabinett will ein Strategiepapier verabschieden, das angesichts des neuen Nationalismus an Bedeutung gewinnt. Es dreht sich um Deutschlands Fahrplan zu mehr internationalem Austausch in der Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungspolitik.

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Wanka will Auslandsmobilität von Studenten weiter steigern

(Bild: Unsplash, Public Domain)

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Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) will die Auslandsmobilität von Studenten und Lehrlingen weiter ausbauen. Zwar sei das bis 2020 angepeilte Ziel von Bund und Ländern, wonach jeder zweite Studierende zeitweise ins Ausland gehen sollte, "sehr ehrgeizig", räumte Wanka im Gespräch mit der dpa ein. Sie betonte aber: "Vom 50-Prozent-Ziel sind keine Abstriche zu machen. Wir sind da sehr gut aufgestellt." Derzeit liegt die Quote bei 37 Prozent.

Die Erfolgskurve sei "zuletzt sogar erfreulicher als erwartet" verlaufen, sagte die Ministerin. Mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) "haben wir die Möglichkeit, über finanzielle Mittel und neue Programme auf die Bedarfe junger Wissenschaftler zu reagieren", so Wanka. Über Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern und das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) werbe man zudem verstärkt für Möglichkeiten von Mobilität bei Azubis.

Das Kabinett verabschiedet am Mittwochmorgen die Regierungsstrategie für weltweiten Austausch in der Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungspolitik. Wanka stellt das 110-seitige Papier anschließend der Öffentlichkeit vor.

"Die Anerkennung der Studienleistungen aus dem Ausland an der Heimathochschule ist besonders wichtig, damit der Aufenthalt am Ende für die Studierenden nicht als "verlorene Zeit" wahrgenommen wird", erklärte Wanka der dpa. "Hier beobachten wir in den letzten Jahren viele Verbesserungen, aber trotzdem liegen noch Hausaufgaben bei den Hochschulen. Je besser die gelöst werden, desto größer ist die Bereitschaft zur Mobilität."

Mehr als 90 Prozent des globalen Wissens entsteht den Angaben des Ministeriums zufolge außerhalb Deutschlands. "Für Deutschland ist es als Hightech-Standort zentral, in weltweite Wissensflüsse und Wertschöpfungsketten integriert zu sein", heißt es weiter. Gute internationale Vernetzung bedeute, Wettbewerbsfähigkeit als Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort sicherzustellen. Zugleich brauche man Zusammenarbeit, "um die grenzüberschreitenden Herausforderungen unserer Zeit wie Klimawandel, nachhaltige Energieversorgung und andere zentrale Themen bewältigen zu können".

Erst vor wenigen Tagen würdigte Wanka das Erasmus-Förderprogramm für mehr europäische Mobilität in der Hochschul- und Berufsbildung. Es feierte sein 30-jähriges Bestehen. Die Ministerin hob hervor, dass es beeindruckend sei, was kürzere oder längere Auslandsaufenthalte für "junge Menschen bewirken". Die Bundesregierung habe "deshalb dafür gesorgt, dass Erasmus+ aufgestockt und die berufliche Bildung verstärkt in das Programm einbezogen wurde."

Zwischen 1987 bis Ende 2017 sollen laut dem Ministerium knapp 10 Millionen Menschen mit Erasmus+ im europäischen Ausland gewesen sein. Von diesen kämen rund 1.234.800 Menschen aus Deutschland. Die Zahlen stammen von der Europäischen Kommission.

Mit Blick auf den angekündigten EU-Ausstieg der Briten zeigte sich die Ministerin hoffnungsvoll, dass Großbritannien sich nicht von dem Austauschprogramm abwendet. "Mobilität von Studierenden und Wissenschaftlern braucht ja auch Großbritannien – völlig unabhängig davon, ob das Land in der EU ist oder nicht. Denn Wissenschaft lebt vom Austausch." Das Interesse der britischen Seite an Erasmus lasse sich derzeit aber "noch nicht abschätzen". Dies gelte es nun in Verhandlungen auszuloten.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung veröffentlichte am Dienstag, dass deutsche Hochschulen derzeit 34.351 Kooperationen mit 155 Ländern unterhalten. Rund 300 deutsche Universitäten, Fachhochschulen und Kunst- und Musikhochschulen sollen Kooperationen mit etwa 5.000 ausländischen Hochschulen und 400 sonstigen Einrichtungen vereinbart haben, um etwa Konferenzen und Forschungsprojekte durchzuführen, Studierende und Hochschulpersonal auszutauschen oder gemeinsame Studiengänge anzubieten. (mit Material der dpa) / (kbe)