Warten auf info- und biz-Domains

Nur noch bis Freitag läuft eine siebentägige Einspruchsfrist zu den Ende vergangener Woche geschlossenen Verträgen mit zwei der sieben neuen Registries.

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Von
  • Monika Ermert

Nur noch bis Freitag läuft eine siebentägige Einspruchsfrist für die Direktoren der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) zu den Ende vergangener Woche geschlossenen Verträgen mit zwei der sieben neuen Registries. Anschließend muss noch das US-Department of Commerce (DoC) seinen Segen dazu geben. Das könnte einige Zeit dauern, da man sich dort zunächst einmal mit den umstrittenen Neuverträgen zwischen ICANN und com-Registryprovider VeriSign/NSI beschäftigen muß. Erst in der vergangenen Woche verlängerte das DoC die Frist für seine Entscheidung bis Mitte Mai.

Die Verträge mit dem Afilias-Konsortium – das für zunächst sechs Jahre .info betreibt – und Neulevel, das mit .biz eine Alternative zu com-Adressen bieten will, wurden ebenso wie die VeriSign-Verträge im wesentlichen vom hauptamtlichen Büro der ICANN ausgehandelt. Zahlreichen Beobachtern und auch einzelnen Direktoren erscheint die Frist für eine sinnvolle Durchsicht der zahlreichen technischen und betriebswirtschaftlichen Anhangsdokumente als zu knapp bemessen.

Auf kritische Punkte machten Anfang der Woche etwa Vertreter von Registrar-Unternehmen aufmerksam. So halte sich Neulevel nicht an das im Antragsverfahren im vergangenen Jahr vorgestellte Konzept, nach dem es als neutrale Registry fungiere. Für die Eintragung von Adressansprüchen von Markenrechtsinhabern in der sogenannten Sunrise-Phase verlangt Neulevel 90 US-Dollar, die Registrare erhalten von dieser von der Registry festgelegten Summe aber nur 10 Dollar. "Ich denke, ICANN muß sich nochmals sehr genau die ursprünglichen Vorschläge anschauen, die vom Direktorium verabschiedet wurden. Die vorgelegten Verträge widersprechen diesen Vorschlägen," schreibt Leah Gallegos im offenen Forum auf der ICANN-Seite. Gallegos, Präsidentin des AtlanticRoot Network, das bereits eine alternative Rootzone für .biz betreibt, trat kürzlich vor einem Kongressausschuß auf, der die Auswahl der neuen TLDs kritisch unter die Lupe nahm.

ICANN-Direktor Karl Auerbach bezeichnete es inzwischen als Fehler, dass er mit der Mehrheit der Direktoren dafür gestimmt habe, die Vertragsverhandlungen komplett in die Hände des Büros zu geben. Bei dieser Abstimmung stand nur der kleinste Teil der Verträge fest. "Jetzt kommt man sich wieder ein wenig so vor, als stünde Louis Touton mit dem Maschinengewehr vor einem und fordere eine schnelle Unterschrift," sagt auch Andy Müller-Maguhn, einer der beiden deutschen ICANN-Direktoren. Müller-Maguhn will auf jeden Fall bis Ende der Woche dem ICANN-Büro seine Einwände übermitteln.

Kritisch wurde etwa vom amerikanischen Juristen und ICANN-Kenner Bret Fausett angemerkt, dass sich sowohl Afilias als auch Neulevel Vertraulichkeit bei der Offenlegung bestimmter Statistiken zur Entwicklung von Registrierzahlen und Marketing-Ausgaben zusichern ließen. Die Idee, anhand der Startphase der neuen Registries Anforderungen für weitere Auswahlverfahren zu gewinnen, werde dadurch konterkariert. Eine böse Satire zu den Entscheidungsprozessen im ICANN-Vorstand macht derweil die Runde im Netz.

In einem nächsten Schritt werden wohl die Verträge für name und pro unter Dach und Fach gebracht, noch etwas länger könnte es mit museum, coop, und aero dauern. Für einen Registry-Eintrag berechnet Afilias den Registraren maximal 5,75 US-Dollar, Neulevel 5,30 US-Dollar. Damit liegen sie leicht unter dem bisherigen Einkaufspreis für com, net und org. (Monika Ermert / (em)