Leica & Co: Warum deutsche Retro-Marken so erfolgreich sind

Seite 2: Der Wille zur Veränderung

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Der Erfolg von Birkenstock zeige: "Retro" müsse einhergehen mit dem Willen zur Weiterentwicklung, sagt Anneke Neuhaus von der Frankfurt University of Applied Sciences. Das Vertrauen zu einer Marke könne dauerhaft nur gehalten werden, wenn Innovationen nicht vernachlässigt werden. Diese Kehrtwende hatte Leica gerade noch geschafft. Vor zehn Jahren stand der Kamerahersteller aus Wetzlar (Hessen) mit dem Rücken zur Wand. Das Unternehmen hatte Ende der 90er Jahre den Einstieg in die Digitalfotografie verpasst. Anfang der 2000er war Leica finanziell angezählt. Dabei war sich Vorstandschef Hanns-Peter Cohn 2004 sicher: "Die Digitaltechnik ist nur ein Intermezzo". Er lag falsch. Leica geriet in Existenznöte: Millionenverluste, Sparkurs, Hunderte verloren ihren Job.

(Bild: Leica Camera AG)

"Das Problem war nicht, dass die Innovationen fehlten – sondern dass Leica damit nicht immer etwas anzufangen wusste", schreibt das Wirtschaftsmagazin Capital. Nach einer Kapitalerhöhung kam das Unternehmen 2010 zurück in die Erfolgsspur: Es schaffte mit der erfolgreichen M-Serie den Sprung ins digitale Zeitalter, entwickelte neue Kameramodelle, alle fanden reißenden Absatz. Im Februar verkündete das Unternehmen den nächsten wegweisenden Schritt: Eine Kooperation mit dem chinesischen Handyhersteller Huawei.

Oft werden Parallelen zwischen der Erfindung von Leica-Kameras und der Erfindung von Handys gezogen. Oskar Barnack – Feinmechaniker der Optikfirma Ernst Leitz in Wetzlar – schraubte 1914 das Modell der ersten Kleinbildkamera zusammen. Ein Meilenstein für die weitere Entwicklung der Fotografie. Das Schleppen kiloschwerer Fotokästen und Stative gehörte mit der Kleinbildkamera der Vergangenheit an. Ein anderes Fotografieren war möglich: Überall, beweglich, mittendrin.