Eine Million Dollar für den unabhängigen Webbrowser: Ladybird startet durch

Eine eigene Non-Profit-Organisation und eine kräftige Spende treiben Ladybird voran. Gleichzeitig macht das Projekt deutlich, wie unabhängig es sein will.

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Ladybird-Browser

(Bild: Ladybird)

Lesezeit: 4 Min.
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Unter dem Namen Ladybird Browser Initiative findet der neue Browser eine neue Heimat: Die Non-Profit-Organisation soll die Arbeit an dem Projekt vorantreiben und Sponsoren für die Entwicklung finden. Zuvor war Ladybird Teil von SerenityOS, einem Betriebssystem, das unter der Regie von Andreas Kling entstand. Kling treibt nun auch das Projekt eines komplett neuen Webbrowsers voran. Erst von wenigen Tagen hat sich Ladybird auch von SerenityOS abgespalten, damit sich beide Projekte wieder auf ihre eigenen Ziele konzentrieren können.

Gleichzeitig hat Ladybird einen weiteren Sponsor gefunden: den Github-Gründer Chris Wanstrath. Er ist nicht nur einer der Verantwortlichen der neuen Initiative, sondern trägt auch eine Million US-Dollar bei. Bereits zuvor konnte Ladybird mit Shopify einen zahlenden Sponsor finden. Allerdings betont Kling in der Ankündigung, dass Ladybird auch in Zukunft ein freies Projekt bleiben soll. Kommerzielle Interessen verfolge er mit dem Webbrowser nicht. Entsprechend fließen die Mittel ausschließlich in die Weiterentwicklung von Ladybird, Vorgaben dürfen die Sponsoren explizit nicht machen. Kling geht deswegen davon aus, auf einige Gelder verzichten zu müssen – Google kann so zum Beispiel seine Suchmaschine nicht automatisch als Standard in Ladybird platzieren.

Im Gegensatz zu anderen unabhängigen Browsern setzt Ladybird nicht auf Chromium auf. Vielmehr handelt es sich um eine komplett neu entwickelte Engine, unabhängig von Google Chrome und Mozilla Firefox. In einem entsprechend frühen Entwicklungsstand befindet sich das Projekt. Kling betont jedoch, dass er und die anderen Entwickler den Browser bereits für manche Aufgaben verwenden: unter anderem für die Interaktion mit GitHub, den Austausch über Foren und allgemeines Browsen im Web. Entsprechend orientieren sich die Entwickler an ihren eigenen Bedürfnissen, um die Funktionen von Ladybird auszubauen.

Im Austausch mit Nutzern auf Hacker News gibt Kling an, dass aktuell vor allem die Entwicklung der Engine ansteht. Als herausragendes Merkmal gegenüber Chrome und Firefox sieht er die vollständige Unabhängigkeit von der Werbeindustrie an. Gerade im Vergleich zu Mozilla habe Ladybird ein deutlich enger gestecktes Ziel: Das Projekt will sich ausschließlich auf einen Webbrowser konzentrieren, der für reguläre Anwender gedacht ist – und von deren Daten die Entwickler niemals profitieren wollen. Folglich erwartet Kling, dass die finanzielle Seite des Projekts einfacher aufgestellt sein wird. Mozilla versucht sich die letzten Jahre wiederholt an neuen Projekten, die nicht immer erfolgreich sind – und ist zudem mehr oder weniger von Werbegeldern Googles abhängig.

Entsprechend frei sieht Kling auch das Thema Werbeblocker. Ladybird werde definitiv eine solche Funktion erhalten. Das Web sei ohne ein solches Feature schlichtweg nicht angenehm zu nutzen, sagt Kling. Auch zur Größe des Projekts äußert sich Kling: Aktuell hat Ladybird drei fest angestellte Entwickler, im nächsten Monat sollen drei weitere hinzukommen. Er betont, dass es sich explizit um mehr als ein Hobbyprojekt handelt. Derzeit sieht er deren Finanzierung als für 1,5 Jahre gesichert an.

Wer Ladybird trotz des Pre-Alpha-Status ausprobieren will, muss einen der Desktop-Ports verwenden. Offizielle Entwicklungsziele sind aktuell Linux und macOS, Windows-Anwender müssen das WSL 2 heranziehen. In der ehemaligen Heimat SerenityOS befindet sich der Browser nach wie vor. Kling erwartet jedoch, dass deren Entwickler künftig nicht alle Änderungen übernehmen können: Eine der fundamentalen Änderungen des Forks war, dass Ladybird nun Code von Drittprojekten aufnehmen kann, SerenityOS untersagt das allerdings weiterhin. Ladybirds altem Android Port fehlt derzeit ein Maintainer. Das Projekt will sich Versionen für Mobilgeräte erst dann wieder widmen, wenn der Browser für den Desktop deutlich fortgeschrittener ist.

(fo)