Weiter Konfusion um Intels Seriennummer

Die Aufregung um die Seriennummer im Pentium-III-Prozessor zieht immer weitere Kreise, artet teilweise zur Farce aus.

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Von
  • Andreas Stiller

Die Aufregung um die Seriennummer im Pentium-III-Prozessor zieht immer weitere Kreise, artet teilweise zur Farce aus. In Deutschland und Europa wird unter anderem geprüft, inwieweit diese Nummer gegen geltende Datenschutzbestimmungen verstößt, unter anderem gegen die EU-Richtlinie zum Schutz persönlicher Daten, siehe auch Telepolis. Im amerikanischen Bundesstaat Arizona soll gar nächste Woche ein Gesetzesvorschlag eingebracht werden, der Verkauf und Herstellung von Prozessoren mit auslesbarer Seriennummer schlichtweg verbietet.

Intels Flucht nach vorne, man werde aufgrund des Protestes jetzt "die Nummer standardmäßig abschalten", wurde in vielen Medien falsch verstanden. Intels geschickt gewählte Sprachregelung gaukelt vor, der Chip-Hersteller plane irgendeine Änderung an der Pentium-III-Hardware. Das ist derzeit aber nicht der Fall, wie uns unisono die deutschen und die amerikanischen Pressesprecher bestätigen.

Vielmehr bezieht sich Intels Aussage nur auf ein spezielles Abschalttool, das alle OEMs vorinstallieren sollen und dessen Defaulteinstellung "aus" ist. Schaltet der Benutzer die Ausgabe der Nummer ein, so bleibt das nur für die Dauer der Session gültig, beim nächsten Rechnerstart nimmt das Tool wieder die Default-Einstellung an.

Datenschützer argwöhnen, daß Web-Pages mit aktiven Inhalten oder Trojaner das Tool selbst austricksen könnten, so daß es ab dem nächsten Rechnerstart nicht mehr so wie vorgesehen funktioniert.

Beim sichereren Weg über das BIOS-Setup empfiehlt Intel ebenfalls den OEMs und Boardherstellern, die Default-Einstellung auf "aus" zu setzen. Allerdings traut Intel vielen Benutzern nicht zu, das BIOS-Setup bedienen zu können. Außerdem würde der umständliche Weg über das BIOS-Setup den eigentlichen, zweckmäßigen Einsatz der Seriennummer so unpraktisch machen, daß niemand ihn nutzen möchte. Denn wer hätte beim Surfen schon Lust zu dieser Prozedur:

Rechner herunterfahren
Rechner ausschalten
Boot zum Setup
ggf. Password eingeben
Seriennummer einschalten
Neuboot (Rechner nicht ausschalten)
ggf. Password eingeben
Windows/Netz Login
Anmelden beim Provider
...
Hernach vorsichtshalber Seriennummer abschalten
(geht mit Tool)

Viel besser sieht es aber auch mit dem Tool nicht aus, denn wenn man nur für eine Aktion die Seriennummer einschalten möchte (oder muß), muß man ebenfalls erst einmal den Rechner herunterfahren und fast die gleiche Prozedur durchlaufen (nur der Boot zum Setup entfällt). (as)