Weitere Milliarden-Falschbuchungen bei WorldCom [Update]

Bei der US-amerikanischen Telekommunikationsgesellschaft sind laut einem Fernsehbericht weitere Falschbuchungen in Höhe von zwei Milliarden US-Dollar aufgedeckt worden.

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  • dpa
Bei der bankrotten US-amerikanischen Telekommunikationsgesellschaft WorldCom sind offenbar weitere Falschbuchungen in den Bilanzen aufgedeckt worden. Nachdem ursprünglich David Faber, ein Finanzreporter des amerikanischen Wirtschaftsfernsehsenders CNBC, berichtet hatte, dass ein kleiner Teil auf das Jahr 1999 und der Rest auf das Jahr 2000 entfallen soll und sich die Gesamtsumme der Falschbuchungen auf sechs Milliarden US-Dollar erhöht habe, bestätigte mittlerweile WorldCom selbst die neuerlichen Falschbuchungen.
Man habe weitere falsche Gewinnausweise in Höhe von 3,3 Milliarden US-Dollar für den Zeitraum 1999 bis zum ersten Quartal 2002 entdeckt, hieß es bei dem skandalgeschüttelten Telekommunikationskonzern. Damit beträgt die gesamte Gewinnreduzierung für diesen Zeitraum sogar 7,18 Milliarden US-Dollar. Die Summe von 3,3 Milliarden US-Dollar kommt zu den bereits mitgeteilten falschen Gewinnausweisen von 3,8 Milliarden US-Dollar für das Jahr 2001 und das erste Quartal dieses Jahres hinzu. Es handelt sich dabei jeweils um das Ergebnis vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA).
WorldCom will möglicherweise auch so genannte Goodwill- und andere Vermögenswerte abschreiben, die zurzeit noch mit 50,6 Milliarden US-Dollar in den Büchern stehen. Es handelt sich dabei offensichtlich um massiv im Wert gefallene Investments und Firmen, die WorldCom geschluckt hatte.
Der in einen riesigen Buchführungsskandal verwickelte zweitgrößte US-Ferngesprächskonzern und weltgrößte Internet-Netzwerkbetreiber hatte bereits für das Jahr 2001 und für die ersten Monate dieses Jahre 2002 Falschbuchungen von 3,85 Milliarden US-Dollar vorgenommen.
Der Ex-Finanzchef Scott D. Sullivan und der ehemalige Leiter der Buchhaltung, David Myers, waren vor wenigen Tagen festgenommen und dann gegen eine hohe Kaution wieder freigelassen worden. Sie sollen mit ihren Buchführungstricks Verluste in fiktive Gewinne umgewandelt haben.
Die US-amerikanische Wertpapier- und Börsenkommission SEC hat eine Zivilklage wegen Betrugs gegen WorldCom laufen. Der langjährige WorldCom-Chef Bernie Ebbers musste im Frühjahr auf Druck der Aktionäre und WorldCom-Gläubiger den Hut nehmen. Er schuldet WorldCom 408 Millionen Dollar.
WorldCom hat Gesamtschulden von 41 Milliarden Dollar. Die WorldCom-Pleite ist der größte Firmenkonkurs der US-Wirtschaftsgeschichte. Das Unternehmen will aber seine Geschäfte weiter betreiben. Die Aktien sind nun praktisch wertlos. Sie hatten 1999 mit 62 Dollar notiert.
Zu der Entwicklung bei WorldCom siehe auch:
(dpa) /