"Weltnetzseite von Robert Steinhäuser" nicht vom Todesschützen [Update]

Die Website, auf der angeblich der Amokläufer von Erfurt, der 16 Menschen tötete und anschließend Selbstmord beging, seine Ansichten dargestellt hat, war ein Fake.

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Von
  • Jürgen Kuri

Auf einer gefakten Website hat angeblich der Amokläufer von Erfurt, der 16 Menschen tötete und anschließend Selbstmord beging, seine Ansichten dargestellt. Die "Weltnetzseite von Robert Steinhäuser" genannte Homepage wurde aber nicht von dem gleichnamigen Erfurter Todesschützen freigeschaltet. "Die Seite wurde zwölf Stunden, nachdem der Täter tot war, noch einmal verändert. Damit kommt Steinhäuser nicht als Autor in Frage", sagte eine Sprecherin der Erfurter Polizei am heutigen Dienstag gegenüber dpa.

Die Polizei dementierte damit einen Bericht der Zeit. Nach Informationen der in Hamburg erscheinenden Wochenzeitung verbreitete der 19-Jährige auf der inzwischen gelöschten Website seine Ansichten: "Der Attentäter von Erfurt, Robert Steinhäuser, offenbarte auf einer eigenen Website seine Gewaltphantasien. Auf dieser Internetseite, die inzwischen gelöscht wurde, hat sich Robert Steinhäuser bereits als 18-jähriger vorgestellt", hatte das Blatt in einer Vorabmeldung verbreitet und war damit anscheinend auf einen äußert üblen Scherz oder einen Trittbrettfahrer hereingefallen, der eine offensichtlich gefälschte Seite produzierte.

Dafür sprechen auch die Inhalte sowie Struktur und Metatags der Site: "Wenn ich erstmal mit der Schule fertig bin", hieß es auf der Webpage, "ziehe ich in eine richtige Großstadt wie Leipzig oder Berlin, wo es nicht so viele Idioten gibt. Wahrscheinlich sind die Ninjas dort nicht so blöde langweiler wie hier und wollen auch mal richtig aufräumen. So wie ich!!!" Und weiter: "Wenn ich in der Schule sitze und der Unterricht wieder nur mit Zahlen oder Kafka oder BLablabla zutun hat, stelle ich gerne vor, wie es wäre, wenn ich mal so wie Arnie durch die Gänge unserer Schule gehen würde und mit einer Pumpgun in jeder Hand all die Idioten bestrafen würde."

Der Ausdruck "Weltnetzseite" gehört zum Neonazi-Jargon. Ob die Macher der gefakten Site jedoch aus dem rechtsradikalen Milieu stammen oder mit dem Ausdruck einen gezielten Zusammenhang zwischen Steinhäuser und der Neonazi-Szene herstellen wollten, konnte die Polizei am Montag nicht sagen.

Unter der Adresse der mittlerweile gelöschten Seite meldet sich inzwischen ein Christoph Kastius zu Wort. Der nach eigenen Angaben "Hacker mit Ethik" sperrte die Seite und bezeichnet sie als "makaberen Scherz". "Diese Webseite wurde von mir gesperrt. Dies ist auch niemals die original Homepage von Robert Steinhäuser gewesen", heißt es.

Siehe dazu auch: Homepage des Erfurter Amokschützen -- Ein Versuch, die Aufmerksamkeit auszubeuten - mit kurzer Entschuldigung und weiteren Wirrungen in Telepolis. (jk)