Weltraumgestützte Solarenergie: ESA sucht Ideen für weitere Forschung

Solarenergie aus dem All könnte Europas Energiehunger stillen, bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Nun sucht die ESA Ideen für Forschungsprojekte.

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(Bild: Skylines/Shutterstock.com)

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Die Europäische Weltraumagentur bittet um Ideen, wie die Auswirkungen weltraumgestützter Solarenergie erforscht werden könnten. Herausfinden möchte die ESA etwa, welche Gesundheitsrisiken mit der Technologie einhergehen, welche Folgen sie für Tier- und Pflanzenwelt, für die Atmosphäre, für die Luftfahrt und für Infrastruktur am Boden haben könnte. Die Beantwortung diesbezüglicher Fragen solle die "wissenschaftlichen Grundlagen von weltraumgestützter Solarenergie festigen" und deutlich machen, wie sie so umgesetzt werden kann, dass sie für die Öffentlichkeit, die Umwelt und die Ökosysteme sicher ist. Vorschläge nimmt die ESA bis Anfang August entgegen.

Bei der weltraumgestützten Solarenergie beziehungsweise Space Based Solar Power (SBSP) geht es um die Idee, Sonnenenergie durch Satelliten rund um die Uhr im Weltraum zu erzeugen und sie etwa mittels Mikrowellen zur Erde zu schicken. Bei der ESA hat man das Konzept bereits als eine vielversprechende Lösung für das Grundlast-Problem der erneuerbaren Energieträger bezeichnet, denn Windenergie und terrestrische Solarkraftwerke sind wetterabhängig. Technisch seien die grundlegenden Fragen geklärt, aber Aufwand, Kosten und Risiken sind enorm.

Analysen für die ESA hatten ergeben, dass Europas Importabhängigkeit bei der Stromerzeugung mit 20 Satelliten – die um Größenordnungen größer wären als selbst die Internationale Raumstation ISS – bis 2050 auf null reduziert werden könnte. Bei einer Nutzung bis 2070 würden den errechneten Kosten von 418 Milliarden Euro Einsparungen und finanzielle Vorteile in Höhe von 601 Milliarden Euro gegenüberstehen. Gewissermaßen nebenher könnte dabei auch eine weltweit konkurrenzfähige Raumfahrtindustrie entstehen. Ab 2050 könnten jährlich 800 Terawattstunden (TWh) sauberere Grundlastenergie aus dem All kommen.

Auch wenn die grundlegende Technik bereits existiert, seien substanzielle Verbesserungen nötig, damit Weltraumfarmen in solcher Größenordnung Energie liefern können, schreibt die ESA. Erst im Juni war es mit einem US-amerikanischen Testsatelliten gelungen, Strom drahtlos im Weltall zu verschicken und zu empfangen. Das erfolgte aber nur über wenige Zentimeter und nicht bis hinunter zu Erde. Die ESA will nun die wissenschaftliche Begleitung solcher Versuche vorantreiben, Vorschläge für Experimente können auf der Open Space Innovation Platform eingereicht werden. Die Bitte richtet sich nicht nur an Forschungseinrichtungen, sondern auch an die Industrie.

(mho)