Weltraummissionen sollten auch nach fremdartigem Leben suchen

Ein Bericht des National Research Council kritisiert die Einschränkung der Suche auf bekannte irdische Lebensformen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 117 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Rötzer

Im August wird die Nasa mit dem Phoenix Mars Lander die nächste Mission zum Mars starten. Erstmals ist es die primäre Aufgabe einer solchen Mission, am Nordpol des Planeten nach Wasser zu suchen und festzustellen, ob damit Leben möglich ist. Dazu wird unter anderem ein Roboterarm mit dem Lander auf den Mars gebracht, der sich bis zu einem halben Meter durch die Eisschicht bohren kann. Man nimmt an, dass ab dieser Tiefe bereits flüssiges Wasser vorhanden sein könnte.

Das Vorkommen von flüssigem Wasser, Voraussetzung für Leben, wie wir es kennen, ist im Weltall ebenso wie in unserem Sonnensystem aber selten, da die Temperatur nicht zu heiß und nicht zu kalt sein darf und ein entsprechender Druck herrschen muss. Möglicherweise bietet der [zumMars kürzlich entdeckte erdähnliche Planet Gliese 581c] mit einer geschätzten Temperatur zwischen 0 und 40 Grad Celsius die Grundlage für Leben.

Ein nun veröffentlichter Bericht, der vom National Research Council in Auftrag gegeben wurde, fordert allerdings, die Suche nach Leben nicht auf das Vorhandensein von flüssigem Wasser und kohlebasiertem Stoffwechsel zu beschränken. Missionen sollten auch nach Spuren von Organismen mit anderen biochemischen Eigenschaften (weird life) Ausschau halten. Die Experten, die den Bericht verfasst haben, gehen davon aus, dass es solche andere Lebensformen geben kann.

Im Bericht heißt es, dass keine Entdeckung im Weltraum eine größere Bedeutung habe könne als die von extraterrestrischen Lebens, auch wenn es ganz primitiv wäre: "Gleichzeitig ist klar, dass nichts für die amerikanische Weltraumerkundung tragischer ist als eine Begegnung mit außerirdischem Leben, ohne dieses zu erkennen." So könnten auch Substanzen wie Ammonium oder Formamid auf andere Lebensformen hindeuten. Daher müsse man beispielsweise auch den Saturnmond Titan, in dessen Innerem man flüssiges Ammonium vermutet, auf Leben untersuchen. Zudem habe die synthetische Biologie gezeigt, dass es im Unterschied zur DNA auch andere Verbindungen mit sechs und mehr Nukleotiden geben könne, um genetische Informationen zu kodieren. Organismen könnten auch Energie aus anderen Quellen beziehen, beispielsweise die Reaktion von Natriumhydroxid mit Salzsäure, aus der Salz und Wasser entsteht.

Empfohlen wird nicht nur, die Suche nach Hinweisen auf Leben bei künftigen Missionen zu erweitern, sondern auch die Forschung über den Ursprung des Lebens zu intensivieren, um abzuklären, ob es auch Leben ohne Wasser oder unter anderen Bedingungen als auf der Erde geben kann. Die Suche nach fremdartigem Leben sollte sich aber auch auf extreme Umwelten auf der Erde erstrecken, um Organismen mit neuen biochemischen Eigenschaften zu suchen oder zu verstehen, unter welchen extremen Bedingungen Organismen mit welchen Eigenschaften leben können. Es gebe auch noch vieles, was man beim irdischen Leben nicht verstehe. Damit würde man zumindest die Suche nach erdähnlichem Leben auf anderen Planeten wie dem Mars entscheidend verbessern.

Siehe dazu auch:

(fr)