Weltraumteleskop James Webb: Faszinierende Infrarotaufnahmen des Jupiter

Zwei neue Aufnahmen zeigen den größten Planeten des Sonnensystems so, wie unsere Augen ihn nie sehen könnten. Verarbeitet hat die Bilder eine Citizen Scientist.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 45 Kommentare lesen

Umgerechnete Infrarotaufnahme des Jupiter

(Bild: NASA/ESA/CSA/Ricardo Hueso Alonso/Judy Schmidt)

Lesezeit: 4 Min.

(This article is also available in English)

Eine "Bürgerwissenschaftlerin" hat aus den bereits verfügbaren Daten des Weltraumteleskops James Webb zwei beeindruckende Aufnahmen des Jupiter erstellt. Die zeigen nicht nur den charakteristischen Großen Roten Fleck, sondern auch Aurorae, die hoch über den Polen leuchten.

Auf der zweiten Aufnahme sind neben dem geradezu leuchtenden Gasplaneten dessen Ringe und mehrere Monde zu erkennen. "Wir haben nicht erwartet, dass die Bilder so gut sind, um ehrlich zu sein", meint die Astronomin Imke de Pater zu den Aufnahmen.

Nahinfrarotaufnahme des Jupiter

(Bild: NASA/ESA/CSA/Judy Schmidt)

Judy Schmidt, die schon seit Jahren Bilder von NASA-Instrumenten verarbeitet und aufbereitet, hat für die jetzt publizierten Jupiter-Fotos mit dem Wissenschaftler Ricardo Hueso von der Universität des Baskenlandes zusammengearbeitet. Der Jupiter ist für das Weltraumteleskop James Webb ein besonders schwieriges Motiv, weil er vergleichsweise hell ist und sich außerdem schneller am Himmel bewegt, als die anderen, viel weiter entfernteren Forschungsziele.

Wie die US-Weltraumagentur in einem Blogeintrag erläutert, wurden die Aufnahmen mit der NIRCam (Near-Infrared Camera) auf dem neuen Weltraumteleskop gemacht. Sie zeigen den Gasriesen also im nahinfraroten Spektrum, das für das menschliche Auge unsichtbar ist. Um sie für uns aufzubereiten, hat die Expertin gemeinsam mit Forschern und Forscherinnen die Aufzeichnungen umgerechnet.

Generell werden längere Wellenlängen dabei in rote Farben, kürzere in blaue übersetzt. Schmidt erklärt, dass sie bei ihrer Arbeit versucht, Bilder herauszubekommen, die "natürlich aussehen", selbst wenn sie nicht einmal ansatzweise etwas zeigen, was wir mit unseren Augen sehen könnten. Teilweise sei sie stundenlang beschäftigt.

Die von dem Weltraumteleskop gesammelten Daten kommen auf der Erde nicht "hübsch" als Foto verpackt an, schreibt die NASA weiter. Stattdessen gibt es Informationen darüber, wie hell das Licht war, das die einzelnen Sensoren erreicht haben. Die Daten werden dann kalibriert und für die weitere Forschungsarbeit archiviert. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen können diese Daten dann übersetzen, unter anderem für die regelmäßigen Pressemitteilungen, in denen besonders beeindruckende Aufnahmen vorgestellt werden. Aber auch Citizen-Scientists wie Schmidt können die Daten herunterladen und selbst verarbeiten. Aktuell werden diese auch noch direkt verfügbar gemacht, damit alle schnell lernen, die neuen Instrumente so gut wie möglich einzusetzen.

Aufnahme mit Beschriftung

(Bild: NASA, ESA, CSA, Jupiter ERS Team; image processing by Ricardo Hueso (UPV/EHU) and Judy Schmidt)

In den jetzt von Schmidt verarbeiteten Aufnahmen entspricht die Helligkeit der Höhe in der Atmosphäre des Jupiter, erläutert Heidi Hammel vom Team des Weltraumteleskops. Bei hellen Flecken und Strichen dürfte es sich um besonders hohe Wolken und Stürme handeln, dunkle Stellen sind dagegen vergleichsweise wolkenarm. Der Große Rote Fleck sei hier besonders hell, weil er sehr hoch reicht und viel Sonnenlicht reflektiert.

Auf der Aufnahme mit den Monden seien die Ringe zu sehen, obwohl sie ungefähr eine Million Mal lichtschwächer sein, als der Jupiter. Im Hintergrund würden sogar kleine Galaxien zu sehen sein, was erneut unterstreicht, dass das neue Weltraumteleskop keine Aufnahmen ohne regelrecht aufploppende Sternenhaufen machen kann.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Das Weltraumteleskop James Webb wird von den Weltraumagenturen NASA, ESA und CSA betrieben und wurde am 25. Dezember 2021 gestartet. Nachdem es sich in einer komplexen Prozedur selbst entfaltet hat, ist es einen Monat später am Lagrange-Punkt L2 angekommen. Hier blickt es abgewandt von Sonne, Erde und Mond ins All, sodass deren Wärmestrahlung das Infrarotteleskop nicht stört. Ein riesiger Schutzschirm blockt diese ab – mit einem Lichtschutzfaktor von einer Million. Seitdem es Anfang Juli die wissenschaftliche Arbeit aufgenommen hat, fasziniert die Qualität der Daten nicht nur die Forschungsgemeinde. Vergangene Woche wurde eine beeindruckende, größte Aufnahme veröffentlicht, die bislang gemacht wurde.

(mho)