Weltverkehrsforum: E-Tretroller so sicher wie Fahrräder – oder doch nicht

E-Tretroller sind in den 65 Ländern des Weltverkehrsforums recht neu. Es gibt daher noch wenig fundierte Erkenntnisse, aber schon Handlungsempfehlungen.

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Weltverkehrsforum: E-Tretroller so sicher wie Fahrräder – oder doch nicht

(Bild: itf-oecd.org)

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Mikromobilität könnte den Verkehr in der Stadt sicherer machen, aber nur dann, wenn Kfz-Nutzer beispielsweise auf E-Tretroller umsteigen und nicht, wenn dies Fußgänger tun. Das ist eines der Ergebnisse in dem Bericht "Safe Micromobility" des Weltverkehrsforums (ITF) der OECD. Dieses hat sich darin der zunehmenden Verbreitung von Kleinstfahrzeugen in seinen 65 Mitgliedsstaaten einschließlich Deutschland angenommen und welche Konsequenzen diese mit sich bringt.

Insgesamt und auch angesichts des "rasanten Innovationstempos bei der Entwicklung von Kleinstfahrzeugen" gebe es erhebliche regulatorische Herausforderungen, meint das ITF.

Eine Fahrt mit dem Auto oder Motorrad in einem dichten Stadtgebiet sei mit größerer Wahrscheinlichkeit für einen Verkehrsteilnehmer tödlich – Fußgänger eingeschlossen – als eine Fahrt mit einem Kleinstfahrzeug, heißt es in dem Bericht . Kraftfahrzeuge seien an ungefähr 80 Prozent der Unfälle beteiligt, bei denen Fahrrad- oder E-Tretroller-Fahrer ums Leben kommen.

Für das ITF ist auch wichtig, dass die OECD-Staaten für Nutzer von Kleinstfahrzeugen strikte Alkoholgrenzen einführen. Die E-Tretrollervermieter werden angehalten, keine zeitabhängige Abrechnungen für die Fahrten vorzunehmen, da diese dazu führen könnten, dass die Mieter schnell zum Ziel kommen wollen und dadurch riskanter fahren. Auch könnten sie ihre Gefährte sicherer machen, zum Beispiel durch pneumatische und größere Räder, und mit Wechselakkus ausrüsten, damit sie nicht von Lastwagen eingesammelt werden müssen.

Die vorliegenden Daten seien noch sehr dürftig, aber es lasse sich bisher sagen, dass das Unfallrisiko mit einem E-Tretroller ähnlich hoch sei wie mit einem Fahrrad; es lägen allerdings zwei Studien vor, aus denen hervorgehe, dass das Risiko, in einer Notaufnahme zu landen, für E-Tretroller-Fahrer höher sei als für Radler. Solches hatte kürzlich die Uniklinik San Francisco konstatiert. Insgesamt sei zu beobachten, dass relativ weniger E-Tretrollerfahrer einen Helm tragen als Radfahrer.

Vor diesem Hintergrund plädiert das ITF dafür, Unfälle mit Kleinstfahrzeugen statistisch zu erfassen. In Deutschland sind E-Tretroller seit Sommer vergangenen Jahres im öffentlichen Verkehr zugelassen, Unfälle mit ihnen werden seit Anfang dieses Jahres gesondert erfasst.

An Stadtplaner gerichtet meint das ITF, Mikromobilität könne die Verkehrssicherheit verbessern, wenn die Menge der Auto- und Motorräder kleiner wird. Mit entsprechenden Anschlüssen zu Haltestellen und Bahnhöfen vergrößerte sich das Einzugsgebiet des öffentlichen Personennahverkehrs, bestenfalls "von Tür zu Tür". Eine nachhaltige Mobilität werde unterstützt durch ein sicheres und großes Radwegenetz. Dabei sollten Bürgersteige für E-Tretroller verboten werden oder nur für solche mit einer "niedrigen Geschwindigkeit" zugelassen, damit Menschen nicht davon abgeschreckt werden, zu Fuß zu gehen.

Das ITF geht davon aus, dass die Nutzung der E-Tretroller sicherer werden könne, zumal sie noch relativ neu im Straßenbild sind, die Nutzer mit der Zeit routinierter im Umgang werden und auch die anderen Verkehrsteilnehmer sich darauf einstellen. Diese könnten bereits in der Fahrschule besser auf Mikromobile eingestellt werden. Erforderlich seien aber auch verbesserte Sicherheitsvorschriften für Kleinstfahrzeuge.

E-Stehroller im öffentlichen Verkehr (76 Bilder)

Seit dem 15. Juni 2019 sind Elektro-Stehroller, auch E-Tretroller oder E-Scooter genannt, auf öffentlichen Straßen in Deutschland zugelassen. Schon wurden die ersten in deutschen Städten gesichtet.
(Bild: Lime)

(anw)