Wer bekommt die .net-Domain?

Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers hat die Bewerber um den Betrieb der Registrierungsdatenbank bekannt gegeben.

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Von
  • Monika Ermert

Fünf Bewerber haben ihren Hut um den Betrieb der Registrierungsdatenbank (Registry) für die .net-Domain in den Ring geworfen. In der vergangenen Nacht hat die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) die Bewerber bekannt gegeben. Die meisten wie Afilias, CORE++ und die .de-Registry DeNIC hatten sich ohnehin schon im Lauf der Woche in kurzen Pressemitteilungen zu ihren Bewerbungen geoutet. Sentan (Leading Edge), ein von Neulevel und der japanischen Länderregistry gebildeten Konsortium für die .net-Bewerbung, kam überraschend hinzu; dass sich VeriSign als gegenwärtiger Betreiber der .net-Registry wieder bewirbt, war dagegen erwartet worden. Schon zum 1. Juli soll die Registry im Falle einer Neuvergabe an den neuen Betreiber gehen.

Verisign setzt in seiner Mitteilung vor allem auf die Bedeutung von .net als Teil kritischer Infrastrukturen und den dementsprechend gemachten Investitionen: VeriSign habe eigens das so genannte "Advanced Transaction Lookup and Signaling System" (Atlas) installiert, das viele Milliarden von Anfragen pro Tag erlaube. Im September habe man außerdem ein System für raschere Updates in der Registry eingerichtet, das Änderungen in der Datenbank alle paar Sekunden verbreite.

Technisch versprechen alle Bewerber "Weltklasse-Lösungen" mit international verteilten Standorten, multilingualem Support und 24-Stunden-Betrieb. VeriSign hat sich die Unterstützung gleich mehrerer großer Namen aus der Hightech-Branche gesichert, um sich von der Konkurrent der vier Neubewerber abzuheben: "VeriSigns Vorschlag, die Verwaltung von .net zu behalten, wird unter anderem von Sun Microsystems, Microsoft und MCI unterstützt", verkündete die Firma.

Mit so viel geballter Marktmacht hinter sich können die anderen Bewerber nicht aufwarten, sie setzen auf das Argument "Mehr Wettbewerb zwischen Registries". Preissenkungen gar verspricht schon jetzt Afilias: Statt wie bislang sechs Euro soll die .net-Domain noch vier US-Dollar kosten; auch beim DeNIC will man die Preise um zehn Prozent reduzieren. Dabei sind jeweils die von ICANN neu erhobenen Gebühren von 75 Cent bereits eingerechnet.

Sentan schreibt schlicht: .com, .net und .org auf drei qualifizierte Bewerber zu verteilen mindere das Risiko, dass gleich zwei große Domains Schaden nehmen, wenn eine Registry in Schwierigkeiten gerät. Zudem sorge mehr Wettbewerb für niedrigere Preise, innovative Dienste und "unternehmerisches Bürgerbewusstsein". Die Sentan-Bewerbung war die einzige kleine Überraschung: Zwar war eine Bewerbung von Neulevel/Neustar erwartet worden, dass sich das US-Unternehmen aber mit der japanischen Registry zusammengetan hat, war möglicherweise ein kluger Schachzug: Man gibt sich damit ein internationales Profil. Auch Core++, ein Ableger des Council of Registrars (CORE), hat sich der Unterstützung mehrerer Länderdomains versichert, darunter das brasilianische und das südafrikanische NIC.

Bei ICANN soll nun so schnell wie möglich mit der Evaluation der Bewerbungen -- diese sollen in Kürze auf den ICANN-Seiten zu finden sein -- begonnen werden. Die endgültige Zusammensetzung des Evaluatorenteams werde erst jetzt festgelegt, teilte ICANN-Sprecher Kieran Baker auf Anfrage von heise online mit, da man etwaige Interessenkonflikte erst jetzt mit Vorliegen der Bewerbungen absehen könne. Man werde mit großer Wahrscheinlichkeit eine internationale Beratungsfirma auswählen. So hofft man die eng gesetzten Fristen bis zur Übergabe einhalten zu können. Wer genau die Evaluierung macht, darüber hüllt sich die Organisation einmal mehr in Schweigen. Baker bestätigte allerdings, dass die Evaluatoren einen ähnlichen Hintergrund hätten wie die in der laufenden Bewerbungsrunde neuer Spezialdomains. (Monika Ermert) / (jk)