Werbeboykott zeigt Wirkung: X klagt nun auch gegen Lego, Pinterest und Nestlé
Nach der Twitter-Übernahme haben mehrere Konzerne aufgehört, dort Werbung zu schalten. Dagegen hat der Dienst geklagt und nimmt nun weitere Konzerne ins Visier.

(Bild: Angga Budhiyanto/Shutterstock.com)
Der Kurznachrichtendienst X von Elon Musk hat die Klage gegen Firmen, die keine Werbung schalten wollen, erweitert und wirft jetzt noch mehr Konzernen einen geschäftsschädigenden und illegalen Boykott vor. Das geht aus einer Ergänzung zur Klage aus dem vergangenen Sommer hervor, die jetzt unter anderem von TechCrunch öffentlich gemacht wurde.
Verklagt werden demnach nun auch Nestlé, der Pharmakonzern Abbott, Colgate-Palmolive, Lego, Pinterest, der Nahrungsmittelkonzern Tyson und Shell. Ziel der Klage sind bereits der Werbebranchenverband World Federation of Advertisers, Mars, CVS Health, Ørsted und Twitch. Unilever wurde nach einer Einigung mit X entfernt.
Die Klage hat schon Opfer gefordert
Die Klage wurde im vergangenen Sommer eingereicht. Elon Musks Kurznachrichtendienst hat damals Anstoß an der Global Alliance for Responsible Media (GARM) genommen. Diese Initiative der World Federation of Advertisers hatte zum Ziel, die finanzielle Belohnung von illegalen oder schädlichen Inhalten durch Werbegeld zu vermeiden und den Ruf der Mitglieder in diesem Zug zu schützen. Auch X (vormals Twitter) gehörte zu den Mitgliedern. Die Initiative wurde kurz nach Einreichung der Klage aufgelöst. Als kleine, nicht gewinnorientierte Einrichtung könne man angesichts der Vorwürfe nicht mit der Arbeit fortfahren, hieß es damals. Die Klage ist damit aber nicht vom Tisch.
Den Beklagten wird von X vorgeworfen, nach der Übernahme Twitters durch Elon Musk einen Werbeboykott gegen das Unternehmen organisiert zu haben, mit dem die Einhaltung der GARM-Richtlinien erzwungen werden sollte. Weil der Dienst die vereinbarten Richtlinien nicht eingehalten habe, hätten mehrere Werbeagenturen ihrer Kundschaft im November 2022 geraten, bis auf Weiteres keine bezahlte Werbung auf Twitter zu schalten. Nachdem Twitter die Vorwürfe anfangs geleugnet hatte, hat der Dienst Schritte versprochen, um die Richtlinien wieder zu befolgen. An dem Ausbleiben der Werbung habe das aber nichts geändert.
In der Klageerweiterung heißt es jetzt, dass der Kurznachrichtendienst durch den Boykott Schaden erlitten habe. Der Boykott habe noch immer den "intendierten Effekt", gesteht X ein. Inzwischen würden die meisten Werbeanzeigen auf X von kleinen und mittelgroßen Firmen geschaltet, die Nachfrage sei insgesamt gesunken. Damit einhergehend seien auch die Preise gefallen, die die verbleibende Werbekundschaft zu zahlen bereit wäre. Das Gericht möge die Beklagten deshalb zur Zahlung von Schadensersatz verpflichten und ein Ende des Boykotts durchsetzen. Wie das zu einem gegenteiligen Appell von Musk passen soll, steht da aber nicht. Der hatte Werbekunden aufgefordert: "Don’t advertise. Go fuck yourself. Is that clear?"
(mho)