Werbefinanzierter Fernseher droht mit 1.000 Dollar Vertragsstrafe

4K-TV mit 55 Zoll Diagonale. Gebührenfrei. Das hat Haken: Dauerhafte Überwachung und laufende Reklame. Und drohende Strafzahlungen.

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Ein Fernseher zeigt Elefanten unter einem Baum; drunter eine Sounddbar und ein weiterer Bildschirm, der Wetterangaben, Basketballergebnisse, Börsenkurse und Autowerbung sowie eine Schlagzeile über die Krönung König Charles' zeigt

Telly-Werbesujet

(Bild: Telly)

Lesezeit: 3 Min.

Erwachsene US-Amerikaner sollen sich hochauflösende 4K-Fernseher mit 55 Zoll Bildschirmdiagonale und Lautsprecherleiste auf Dauer leihen können. Das Startup Telly liefert die ersten Geräte bereits aus und möchte dieses Jahr eine halbe Million Fernsehapparate unters Volk bringen. Finanziert werden soll das über Werbung, die auf einem mitgelieferten 9-Zoll-Bildschirm läuft, der unter dem eigentlichen Fernseher hängt. Wer zugreift, muss zahlreiche Bedingungen akzeptieren.

Um die dauerhafte Fernseherleihe zu erbitten, müssen Antragsteller auf ihrem eigenen Handy eine App installieren und umfangreiche persönliche Angaben machen, darunter auch, wie sie Ihr Geld ausgeben, welche Markenprodukte sie kaufen, wie ihre Fernsehgewohnheiten sind, wie alt sie sind, und so weiter. Dabei stimmen sie zu, dass alle Daten für Reklamezwecke ausgewertet werden, bis hin zum Empfang von Werbe-SMS. Zudem erklären sie sich damit einverstanden, dass der Fernseher laufend auswertet, wie viele Personen sich gerade im Sichtbereich aufhalten. Dafür soll das Gerät auch bei der Fitness helfen: Der Zusatzbildschirm bietet ein Fitnessprogramm samt Erfassung der Körperbewegungen der Teilnehmer.

Welche Sensoren oder Kameras tatsächlich im Gerät verbaut sind, muss geheim bleiben: Das Gerät darf nicht geöffnet werden. Ebenso darf man die Software nicht untersuchen. Die Leihnehmer verpflichten sich, den Fernseher als primäres TV-Gerät im Haushalt zu nutzen – ist ein Familienmitglied oder Besucher allerdings noch keine 18 Jahre alt, darf es das Gerät nicht nutzen. Das liegt wohl am Datenschutz: In den USA gibt es keinen Bundesdatenschutz für Erwachsene, wohl aber für Kinder. Für Teenager gilt das Gesetz Children’s Online Privacy Protection Act (COPPA) zwar nicht, aber Telly möchte da offenbar kein Risiko eingehen.

Der Fernseher muss stets über WLAN mit dem Internet in Verbindung bleiben, und Werbeblocker im Heimnetz oder Modifikationen am Gerät sind verboten. Adresswechsel sind anzugeben, und Telly kann sich die ausgeliehenen Fernseher jederzeit zurückholen. Verboten ist auch der Anschluss anderer Geräte, sofern Telly das nicht explizit erlaubt. Die Firma liefert einen Chromecast-Adapter von Google mit.

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Kreditkartendaten müssen die Leihnehmer natürlich auch hinterlegen. Auf diese Weise stellt Telly die Einhaltung der Vertragsbedingungen sicher. Wer sie verletzt, muss mit einer Belastung von bis zu 1.000 US-Dollar rechnen. Den Firmenangaben zufolge hat bereits mehr als eine Viertelmillion Amerikaner bei Telly beantragt, sich einen der Fernseher leihen zu dürfen.

Als Partner für die Werbevermittlung hat Telly Microsoft, MNTN und Magnite gewonnen. Nielsen wird detailliert auswerten, wie die Geräte genutzt werden, und wie gut die gezeigte Werbung wirkt. Mikrofone sind natürlich auch eingebaut. Wer "Hey Telly" sagt, aktiviert einen Sprachassistenten.

(ds)