Whistleblower: Facebook wollte China Zensur ermöglichen
Mark Zuckerberg behauptet, für Meinungsfreiheit zu kämpfen. Um Facebook in China anbieten zu können, wollte er dort bei der Zensur helfen, heißt es jetzt.

(Bild: dolphfyn/Shutterstock.com)
Damit der Zugang zu Facebook in China freigegeben wird, hat das soziale Netzwerk 2015 selbst ein Zensursystem für das Reich der Mitte entwickelt und angeboten, die Seite dort offline zu nehmen, sollte es zu Unruhen kommen. Das hat eine ehemalige Facebook-Angestellte in einer Whistleblower-Beschwerde gegenüber der US-Börsenaufsicht behauptet, berichtet die Washington Post jetzt. Demnach war Facebook bereit, dem Regime in Peking weitgehende Zugeständnisse zu machen, um Facebook für Chinesen und Chinesinnen öffnen zu können. Die Insiderin namens Sarah Wynn-Williams untermauert ihre Vorwürfe demnach mit internen Dokumenten und hat dazu ein Buch geschrieben, das in dieser Woche erscheinen soll.
Viel Kontrolle für China
Wie die US-Zeitung unter Berufung auf die SEC-Beschwerde ausführt, soll Mark Zuckerberg persönlich 2014 ein Team für die China-Pläne eingerichtet haben. Intern liefen die Arbeiten demnach unter dem Codenamen "Project Aldrin" nach dem US-Astronauten Buzz Aldrin, der das Raumschiff bei der ersten Mondlandung gesteuert hat. Entwickelt worden sei in diesem Rahmen ein spezielles Zensursystem, das es China ermöglichen sollte, Inhalte mit bestimmten Schlagwörtern automatisch zu finden. 300 Personen hätten angestellt werden sollen, um das System zu unterstützen. Ein "Chefredakteur" hätte entscheiden sollen, welche Inhalte entfernt werden.
Weiterhin behauptet Wynn-Williams demnach, dass Facebook den Account eines bekannten Regimekritikers aus den USA eingeschränkt hat, um Kooperationsbereitschaft zu zeigen. Aus Peking wurde Facebook demnach massiv unter Druck gesetzt, die Daten von Menschen aus dem Land in lokalen Rechenzentren zu speichern. Das hätte es China ermöglicht, Zugang zu erlangen. Zudem habe Meta Nutzern aus Hongkong Datenschutzrechte wie in den USA und der EU zugestehen wollen, nach einer Verhandlungsrunde mit China aber das Gegenteil vorgehabt. Zu den internen Plänen in den USA befragt, habe der Facebook-Konzern abgeblockt und nichtssagende Antworten geliefert.
Aufgegeben wurde das Vorhaben demnach bis 2019, in seiner ersten Amtszeit als US-Präsident hat Donald Trump damals einen Handelskonflikt mit China befeuert. Gegenüber US-Medien hat Facebook die Anschuldigungen durch Wynn-Williams zurückgewiesen und behauptet, dass sie vor acht Jahren für schlechte Leistungen entlassen worden sei. Es sei kein Geheimnis, dass man versucht habe, in China aktiv zu werden, "um die Welt zu verbinden". Letztlich habe man sich aber entschieden, das nicht zu tun. Online verweisen Vertreter des in Meta umbenannten Facebook-Konzerns jetzt offenbar koordiniert darauf, dass der Einstieg in China ja nie erfolgt sei. Als falsch werden die Behauptungen von Wynn-Williams aber nicht bezeichnet.
(mho)