Wi-Fi Alliance geht gegen WLAN-Erweiterungen vor (Update)

Proprietäre Funkbeschleunigung treibt den Durchsatz in WLANs hoch, hat aber zum Ärger der Anbietervereinigung Wi-Fi Alliance Nebenwirkungen.

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Gerne nutzen Hersteller von WLAN-Geräten Eigenzüchtungen einzelner WLAN-Chiphersteller als Hilfsmittel, um den werbeträchtigen Durchsatz bei Funknetzen hochzutreiben, wie etwa Frame Aggregation von Broadcom oder Channel Bonding von Atheros. Oft geht die Anwendung solcher Doping-Mittel aber mit Nebenwirkungen einher: Bei Frame Aggregation belegen einzelne Stationen überproportional viel Sendezeit, die anderen Teilnehmern in einer WLAN-Funkzelle verloren geht. Channel Bonding, das Nutzen eines doppelt breiten Funkkanals, blockiert dagegen einen größeren Teil des knappen Spektrums und kann benachbarte WLAN-Zellen stören.

Nun will die Wi-Fi Alliance, eine mehr als 200 Mitglieder zählende Herstellervereinigung, die nach Konformitätstests ein eigenes Qualitätssiegel ("Wi-Fi Logo") herausgibt, gegen das Funk-Doping angehen. Ihrer Ansicht nach könnten solche Eigenentwicklungen den gut laufenden WLAN-Markt zersplittern und beim Anwender wegen zunehmender Kompatibilitätsprobleme für Frust sorgen. Produkten, die durch trickbedingte Störungen auffallen, will man das Wi-Fi Logo entziehen. Die Drohung könnte sich aber als zahnlos erweisen, denn das Logo ist -- anders als beispielsweise die TÜV-Plakette beim Automobil -- nicht gesetzlich vorgeschrieben.

Umgekehrt ist ein Wi-Fi-Logo aber auch keine Garantie, dass Geräte unterschiedlicher Hersteller harmonieren. So konnte Brian Grimm, Marketing Director der Wi-Fi Alliance, zur CeBIT 2004 nicht angeben, welcher Prozentsatz der Hersteller seine Geräte nach Änderungen der Firmware erneut überprüfen lässt. Das verwundert kaum, da WLAN-Produkte vor allem im unteren Preisbereich einem raschen Modellwechsel unterliegen. Und selbst während der kurzen Verkaufsphase erscheinen oft mehrere Software-Updates. Da moderne WLAN-Chipsätze das Funkprotokoll aber per Firmware abwickeln, können geringe Änderungen drastische Auswirkungen auf die Konformität zeitigen. Manche Hersteller halten das Wi-Fi Logo deshalb für wenig wert und verzichten konsequenterweise gleich darauf.

Bei der Frame Aggregation zeichnet sich indes ab, dass sie in den bald erscheinenden WLAN-Standard IEEE 802.11e einzieht. Dieser regelt Protokollerweiterungen, die das WLAN-Verhalten bei Multimedia-Übertragung verbessern (Quality-of-Service für Video und Telefonie). Channel Bonding ist neben MIMO einer der Kandidaten für den IEEE-Entwurf 802.11n, der die WLAN-Nettogeschwindigkeit langfristig auf über 100 MBit/s hochtreiben soll. (ea)