Wie Facebook Fake-News zur Bundestagswahl bekämpfte

Vor der Bundestagswahl befürchteten viele, dass Fake-News auf Facebook die Wähler beeinflussen könnten. Um das zu verhindern, traf das Netzwerk diverse Maßnahmen und entfernte zehntausende Fake-Accounts.

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Im Löschzentrum von Facebook in Berlin bekämpfen sie Fake-News.

(Bild: dpa, Soeren Stache)

Lesezeit: 3 Min.

Spätestens seit der US-Wahl im vergangenen Jahr spielt Facebook im Wahlkampf eine umstrittene, große Rolle – auch in Deutschland. Vor und während der Bundestagswahl befürchteten Kritiker Manipulationen und bemängelten Intransparenz durch "Dark Ads", also Wahlwerbung, die nur eine bestimmte Zielgruppe zu sehen bekommt. Bei den US-Wahlen starteten 470 vermutlich russische Fake-Accounts schon sehr früh Desinformations-Kampagnen und investierten etwa 100.000 US-Dollar in Werbeanzeigen. Zur Bundestagswahl war das soziale Netzwerk dann besser vorbereitet und ergriff gezielte Gegenmaßnahmen, die Facebooks Europa-Cheflobbyist Richard Allan nun zusammengefasst hat.

Demnach arbeitete Facebook eng mit deutschen Behörden wie dem BSI zusammen, um "Desinformationen zu bekämpfen und Facebook zu einem sicheren Umfeld für bürgerliches Engagement zu machen". Konkret hat Facebook den Kampf gegen Fake-Accounts verstärkt und verdächtige Aktivitäten ausgewertet, um in den Monaten vor der Wahl "zehntausende Fake-Accounts in Deutschland" zu entfernen. Im Kampf gegen Falschmeldungen hat das soziale Netzwerk außerdem mit seiner Funktion "Related Articles" experimentiert, um den Nutzern weitere Perspektiven auf ein Thema aufzuzeigen. Mit maschinellem Lernen bekämpfte das Netzwerk zudem Spam und Clickbait-Geschichten, die auf Facebook die Runde machten. Auch Videos wurden dabei ausgewertet und gegebenenfalls abgewertet, damit sie seltener in den Newsfeeds erschienen.

Zur Bundestagswahl versorgte Facebook seine Nutzer mit Informationen zu den Parteien und deren Programmen.

(Bild: Facebook)

Um die Facebook-Nutzer über die Positionen der einzelnen Parteien besser zu informieren, richtete das Netzwerk einen "Informationshub" ein. Dort konnten die Parteien ihre Standpunkte darlegen. Wenn ein Nutzer einen Artikel zur Bundestagswahl angeklickt hat, erhielt er die Option, ihn mit den offiziellen Parteipositionen abzugleichen. Am Wahlabend unterstützte Facebook zudem diverse Medienpartner bei der Berichterstattung.

Die Maßnahmen konnten während des Wahlkampfs jedoch nicht jede Falschmeldung und Desinformation eliminieren, schreibt Richard Allan in seinem Rückblick. Doch sie hätten dazu geführt, dass sich Fake-News nicht so stark in den Newsfeeds der Nutzer ausgebreitet hätten. Allan verwies ergänzend auf eine Studie der Stiftung Neue Verantwortung, die auf ein niedriges Niveau von Fake-News in Deutschland vor der Bundestagswahl hindeutete. Die Studie hält fest: "Desinformationen treffen nach unserem Eindruck in Deutschland auf einen geringeren Nährboden als in den USA."

Facebook habe bei der Bundestagswahl in Deutschland viel gelernt und wolle das Know-how bei weiteren Wahlen anwenden. Die Zusammenarbeit mit Wahlkommissionen soll weiter ausgebaut werden, kündigte Allan an. Zuletzt unterstützte er die Aussage von Facebook-Chef Mark Zuckerberg: Er hatte deutlich gemacht, er werde nicht zulassen, dass Facebook die Demokratie unterwandert. Nach der US-Wahl hatte Zuckerberg allzu rasch erklärt, dass Falschmeldungen auf Facebook den Wahlkampf nicht beeinflusst hätten; das wäre doch eine "ziemlich verrückte Idee". Für diese vorschnelle Einschätzung entschuldigte sich Zuckerberg. Er sieht in Facebook aber weiterhin eine "Plattform für alle Ideen". (dbe)