Wie Tesla in Brandenburg und den Niederlanden offenbar Steuern vermeidet
Tesla nutzt laut einem Bericht ein komplexes Netz aus Tochtergesellschaften und internen Verträgen, um Gewinne über Grenzen hinweg steuersenkend zu verschieben.

(Bild: Nadezda Murmakova/Shutterstock)
Tesla verfolgt in Deutschland und den Niederlanden offenbar ein ausgeklügeltes Steuersparmodell. Dem will das Magazin Follow the Money auf die Spur gekommen sein. Der E-Auto-Konzern von Elon Musk setzt demnach auf ein komplexes Netz aus Tochtergesellschaften und konzerninternen Verträgen, um Gewinne über Grenzen hinweg zu verschieben und die Steuerlast zu senken. Um hinter die Tricks zu kommen, analysierte das Rechercheteam Dokumente wie Jahresabschlüsse des US-Unternehmens und seiner Ableger in den Vereinigten Staaten sowie einer Reihe europäischer Staaten wie Deutschland und den Niederlanden.
Auffällig ist laut dem Bericht: Tesla hat allein sieben Firmen in seinem Komplex im Amsterdamer Bezirk Zuidoost registriert, wo auch ein Showroom zu finden ist. Eines dieser Unternehmen, Tesla Motors Netherlands (TMN), habe einen Fertigungsvertrag mit der Gigafactory des E-Fahrzeugbauers in Brandenburg. Der Umsatz von TMN habe 2023 rund 26 Milliarden Euro betragen. Das sei fast ein Drittel des Umsatzes des US-Mutterkonzerns Tesla Inc., der sich in diesem Jahr auf rund 85 Milliarden Euro belaufen habe. Während Tesla Inc. seit seiner Gründung 2003 bis 2020 jedes Jahr Verluste verzeichnete, habe das niederländische Unternehmen TMN zwischen seiner Gründung 2011 und 2020 jährlich Gewinne eingefahren. Dennoch zahle TMN in Deutschland und den Niederlanden kaum Körperschaftssteuer.
2023 zahlte Tesla Manufacturing Brandenburg SE (TMBS), wie die deutsche Gigafactory offiziell heißt, 26,2 Millionen Euro Steuern bei einem Gewinn von fast 80 Millionen Euro. Dies scheine isoliert betrachtet eine gehörige Summe darzustellen, erläutert Follow the Money. Verglichen mit dem Umsatz des Werks in diesem Jahr, der sich auf rund 7,8 Milliarden Euro belief, sei es aber ein Klacks. Aus dem Jahresabschluss von TMBS gehe zu dieser Ungereimtheit hervor, dass das Unternehmen im November 2019 einen "Herstellungsvertrag" mit TMN unterzeichnet habe.
Neben den Niederlanden spielt die Schweiz eine Rolle
Diese an den Steuertrick Dutch Sandwich erinnernde Vereinbarung sehe vor, dass die Gigafactory bei Berlin das Tesla Model Y im Auftrag des niederländischen Lizenzgebers produziere. Für jedes produzierte Auto erhalte TMBS von TMN so zusätzlich zu den Produktionskosten nur eine kleine Marge. In der Praxis sei dies darauf hinausgelaufen, dass dem Umsatz der deutschen Fabrik in 2023 fast Ausgaben in gleicher Höhe von etwa 7,5 Milliarden Euro gegenübergestanden hätten. Das habe in diesem Jahr zu niedrigen Gewinnen und einer relativ geringen Einkommensteuerrechnung in Deutschland geführt. Die sehr niedrige Marge mache es wahrscheinlich, dass die von TMBS erzielten Gewinne in ein anderes Land verlagert würden, wo Tesla wahrscheinlich von niedrigeren Steuersätzen profitiere.
Die Unternehmensstruktur von Tesla sei nicht nur undurchsichtig, heißt es in dem Bericht, sondern verändere sich auch ständig. So hätten etwa sechs der sieben Tesla-Unternehmen, die in Amsterdam registriert waren, bis zum 20. Dezember 2023 unter der Tesla Motors Coöperatief UA firmiert. An diesem Tag habe die Firma ihre Geschäftsform geändert und sei in Tesla Motors Holding BV umgewandelt worden. Genau ein Jahr später seien die Anteile an die Tesla Motors Stichting – eine Stiftung – übertragen worden. An Silvester habe diese die Anteile an die erst drei Tage zuvor gegründete VESPB Global GmbH mit Sitz im schweizerischen Zug übertragen, wo der Unternehmenssteuersatz nur 11,8 Prozent beträgt.
Tesla habe zudem offenbar einen Deal mit dem niederländischen Schatzamt geschlossen, erläuterte ein Experte Follow the Money. Demnach betrachte die Steuerbehörde die hohen internen Transferpreise als marktübliche Geschäftskosten. Ein ähnliches Spiel treibe vermutlich Tesla International BV mit mehr als 40 Tesla-Niederlassungen in Australien, Asien, Europa, Lateinamerika und dem Nahen Osten. Ein US-Steuerdaten-Leak legte schon 2021 nahe, dass Musk selbst in den Vereinigten Staaten kaum oder keine Steuern zahlte. In den USA geriet Tesla im Januar auch in die Kritik, weil der Mutterkonzern 2024 um die bundesweite Einkommenssteuer herumkam – bei einem US-Einkommen von 2,3 Milliarden Dollar.
(nen)