Wie Tinder, bloß kuratiert: matched.io vermittelt Entwicklerjobs per Algorithmus

Das Hamburger Start-up matcht IT-Jobs automatisiert mit Profilen jobsuchender Entwickler und startet am 24. März ein stackstream-Festival mit bekannten Codern.

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(Bild: Olga Popova/Shutterstock)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Silke Hahn
Inhaltsverzeichnis

Einige der bekanntesten Coding-Streamer Deutschlands bieten vom 24. bis zum 31. März 2022 bei stackstream täglich Live-Streams zu den Themen Technik, Softwarearchitektur und Code-Konzepte. Die Veranstaltung bietet Räume der Kategorien Lernen und Unterrichten, Probleme lösen, Code-Challenge, Pair Programming und offene Chats.

Unter anderem gibt es Streams mit Q&A-Sessions zum Programmieren, Informationen über das erste Semester im Informatikstudium, Tipps für die Webentwicklung, Basics in TailwindCSS, Spieleentwicklung und gemeinsame Coding-Einheiten sowie einen Stream zum Trainieren von Deep-Learning-Netzwerken. Mit Sessions beteiligen sich unter anderem Morpheus Tutorials, Mr. Luchs, Joeel56, Adam Younis und Patrycija Tyra. Insgesamt erreichen die beteiligten Streamer und somit auch stackstream während des Events potenziell ein Publikum von bis zu 1,7 Millionen Followern.

Das Konzept des Launch Festivals von stackstream ist laut den Veranstaltern Community-basiert, auf Open-Source-Beiträge ausgerichtet und hat neben Live-Coding den Austausch von Wissen und gegenseitigen Support als Ziel. JetBrains, Confluent und AWS unterstützen als Partner das Event. Der Zugang zu den Sessions ist kostenlos, und wer einfach nur zusehen mag, muss keine Daten preisgeben.

Wer hingegen beitreten oder den Chat nutzen möchte, durchläuft eine kurze Registrierung (beispielsweise mittels Google oder GitHub). Technisch ist stackstream eine Mischung aus Discord, Twitch sowie Stack Overflow und wurde von matched.io entwickelt, einem Anbieter für das KI-gestützte Matching von Jobs in der Softwareentwicklung.

Das Motto der Jobvermittlung nach Art moderner Partnerbörsen, die Matches binnen Sekunden versprechen, klingt zunächst etwas reißerisch – wie seriös kann das sein? heise Developer hat im Vorfeld des stackstream-Festivals bei dem Start-up in Hamburg nachgefragt, damit die Leserschaft sich selbst ein Urteil bilden kann. Die matched.io-Mitgründerin Manuela Sayin gab im Videocall Auskunft zu ihrem Unternehmen und führte durch die Plattform und ihre Services. Neben der Gründerin stehen Cagdas "Charly" Sayin und der Informatiker Stefan Frehse als Mitgründer hinter matched.io sowie ein 13-köpfiges Team, in dem sich unter anderem auch promovierte Mathematiker befinden.

Matchcard von matched.io, einem Vermittlungsportal für Entwicklerjobs (generisches Beispiel)

(Bild: matched.io)

Ein Graph-Algorithmus stellt das Herzstück der Plattform dar, die Recommendation-Engine verwendet ihn für das Matchen von Entwicklerprofilen mit Jobs. Die Plattform hat es sich laut ihren Gründern zum Ziel gesetzt, latent nach besseren Jobs suchende Entwickler und Entwicklerinnen darin zu unterstützen, langfristig ihre beruflichen und privaten Ziele zu erreichen. Nach Auskunft von Sayin suchten Unternehmen zurzeit Fachkräfte insbesondere mit mittlerem und fortgeschrittenem Niveau. Senior Developer sind die eigentliche Zielgruppe der Plattform und im Zentrum steht die Frage, was diese intrinsisch erreichen möchten.

Blick in ein Entwicklerprofil (fiktives Beispiel aus dem Rundgang bei matched.io)

(Bild: matched.io)

Bei matched.io können Entwicklerinnen und Entwickler mit eigenen Präferenzen ein Profil erstellen (hier ein fiktives Beispiel aus dem Rundgang).

(Bild: matched.io)

Wie jemand sich die eigene Zukunft vorstellt und wie stark das Berufliche gegenüber dem Privaten zu gewichten ist, lässt sich im Profil differenziert erfassen. Ausgangspunkt für das Matching ist die Frage, was den Entwicklern persönlich wichtig ist – ihre angegebenen Präferenzen für verschiedene Bereiche von Beruf, Qualifikation, gewünschtem Tech Stack beim Arbeitgeber samt Methoden und Hardware, beherrschten wie gesuchten Programmiersprachen, den eigenen Skills darin, Team, Homeoffice oder Office, Führungsstil, Zukunft und Privatleben führen zu entsprechenden Treffern. Stimmen nach erfolgtem Matching beide Seiten zu, können sie direkt miteinander in Kontakt treten.

So könnte eine Kontaktaufnahme bei Passung aussehen (fiktives Beispiel) – den Text hatte die nach Mitarbeitern suchende Gründerin als Vorlage hinterlegt.

(Bild: matched.io)

Innerhalb der Plattform stehen Textvorlagen zur Verfügung, Tickets an die Personal- oder Entwicklungsabteilung eines gematchten Unternehmens lassen sich erstellen, und dort gibt es auch eine Chatoption mit den (künftigen) Fachkollegen. Die Plattform bietet getrennte Zugänge für Developer und Unternehmen. Aufgrund der Automatisierung soll das Angebot im Verhältnis zur Konkurrenz günstiger und auch für Start-ups leistbar sein, betont Sayin im Gespräch. CEOs stehen ihr ebenso als Zielgruppe vor Augen wie Menschen in ihrer Position, also Founder und Co-Founder. Eine Integration mit der Recruiting-Software Personio steht Arbeitgebern bei der Mitarbeitersuche zur Verfügung.

Wer mehr erfahren möchte oder sich einen Testaccount zulegen will, kann das auf der Website von mached.io tun. Zurzeit nutzen rund 250 Firmen matched.io zum Rekrutieren ohne Headhunter. Die Plattform verbindet nach Angaben von Manuela Sayin zurzeit rund 40 Developer und Unternehmen pro Woche, versteht technische Relationen, soll mit ihren Usern lernen und wächst ihr zufolge seit der Gründung. Die Gründerin Manuela Sayin hat einen Hintergrund in der Finanzindustrie, wo sie vor matched.io als Prokuristin und Führungskraft wirkte. Das Start-up hat eine erste Finanzierungsrunde im November 2021 abgeschlossen und erhielt dabei eine Million Euro an Wagniskapital.

(sih)