"Wie etwas aus den 1950ern": Atlassian-Mitgründer kritisiert Elon Musk

Elon Musk will, dass Mitarbeiter in Präsenz bei Tesla arbeiten. Scott Farquhar hält das für veraltet und lockt Tesla-Mitarbeiter mit Homeoffice zu Atlassian.

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Los,Angeles,-,Feb,26:,Elon,Musk,At,The,2017

(Bild: Kathy Hutchins/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Scott Farquhar, Mitgründer des Projektmanagement-Softwareunternehmens Atlassian hat Tesla-Chef Elon Musk für seine Richtlinie, nach der jeder bei Tesla verpflichtet ist, "mindestens 40 Stunden pro Woche im Büro zu verbringen" oder ansonsten gekündigt wird, kritisiert. Farquhar sieht Musks Vorstellungen von Arbeit als veraltet an. Unzufriedene Tesla-Mitarbeiter forderte er auf Twitter auf, sich im Karriereportal von Atlassian umzusehen. Atlassian plant, seine Belegschaft bis 2026 auf 25.000 Mitarbeiter aufzustocken.

"News von @elonmusk & @tesla fühlt sich heute an, wie etwas aus den 1950ern: 'Jeder ist bei Tesla verpflichtet, mindestens 40 Stunden pro Woche im Büro zu verbringen'. Das ist ein ganz anderer Ansatz zu dem, was wir bei Atlassian machen und hier ist der Grund dafür", beginnt Farquhar eine Reihe von fünf Tweets, in denen er seine Sicht von modernem Arbeiten skizziert.

Bei Atlassian können die Mitarbeiter im Gegensatz zu denen bei Tesla jeden Tag selbst entscheiden, wo und wie sie arbeiten wollen. Das sei der Schlüssel für das kontinuierliche Wachstum. Die Zukunft der Arbeit erfolge "hochgradig verteilt" und sei flexibel. Zwar gelinge dies derzeit "noch nicht perfekt", aber es müsse experimentiert werden, um es richtig zu machen, schreibt Farquhar an Musk gerichtet weiter. Bei Atlassian würden rund 42 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zwei oder mehr Stunden entfernt von den Unternehmensbüros leben. Es gebe viele Talente über die gesamte Welt verteilt, nicht nur in der Nähe der Büros.

Musk ging auf die Tweets von Farquhar nur kurz ein: "Die obigen Tweets zeigen, warum Rezessionen eine wichtige wirtschaftliche Reinigungsfunktion haben". Farquhar antwortete nicht direkt auf Musks Einlassung, machte dagegen in einem anderen Tweet darauf aufmerksam, dass es nicht die erste Rezession sei, die Atlassian erlebe. Er verwies auf einen Blogeintrag, in dem die Meilensteine des Unternehmens gelistet sind: "Kaum zu glauben, dass es schon 20 Jahre her ist, dass wir Atlassian (in einer Rezession) gegründet haben, aber wir fangen gerade erst an."

Die Intention von Farquhar, um die besten Köpfe mit dem Anreiz durch Homeoffice zu werben, scheint aufgegangen zu sein. Eine Atlassian-Sprecherin sagte nach Angaben von Financial Review, dass Farquhars Tweets einen Ansturm auf die Karriereseite von Atlassian ausgelöst hätten. Die Besucherzahl habe sich verfünffacht. Auf der Webseite änderte Atlassian auch gleich seinen Eingangsbanner: "Willkommen Tesla-Freunde, wir sind Atlassian und arbeiten von überall aus."

Atlassian begrüßt Tesla-Mitarbeiter auf dem eigenen Karriereportal.

(Bild: Atlassian (Screenshot))

Nach der Reduzierung von Präsenzarbeit durch die Coronapandemie haben mittlerweile viele Unternehmen ihre Strategie geändert und bieten ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an, ganz oder teilweise im Homeoffice zu arbeiten. Einige Unternehmen wollen dies jedoch nicht oder nur eingeschränkt tun. Das führte bei großen US-Tech-Unternehmen wie etwa Apple zu erheblichen Auseinandersetzungen, denn der Wunsch nach Homeoffice ist hoch – auch in Deutschland. Um wichtige Köpfe in den Unternehmen zu halten oder sie verpflichten zu können, ist Homeoffice mitunter ein großer Anreiz. So verließ Apples Machine-Learning Chef den Konzern, weil ihm die von Apple ausgerufene höhere Präsenzpflicht missfiel.

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(olb)