Wie lernen Babys Sprache? App unterstützt Forscher der Uni Konstanz

Können Säuglinge Wörter in ihrer Muttersprache von Fantasiewörtern unterscheiden? Wissenschaftlern im Babysprachlabor der Uni Konstanz hilft dabei nun eine App.

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Wie lernen Babys Sprache? App unterstützt Forscher der Uni Konstanz

(Bild: Universität Konstanz – aus Video zur BabyLab-App)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa
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Ab wann können Säuglinge zwischen fremden und muttersprachlichen Wörtern unterscheiden? Das wollen Wissenschaftler der Universität Konstanz herausfinden – mit einer eigens entwickelten digitalen App. Diese sei entworfen worden, um die Forschungen des Babysprachlabors auch während der Corona-Pandemie fortsetzen zu können und vor allem eine größere Zielgruppe zu erreichen, sagte die Leiterin des Labors, Bettina Braun. Die Professorin für Phonetik und Allgemeine Sprachwissenschaft im Fachbereich Linguistik erforscht mit ihrem Team unter anderem, wie Kinder sprechen lernen und wie sich Sprachwahrnehmung und -produktion in den ersten Lebensjahren entwickeln.

Eigentlich kommen die Eltern mit ihren Babys an die Universität, um an den Studien teilzunehmen. Mit der App sei das nun auch von zu Hause aus möglich, etwa per Tablet, sagte Braun. So entfalle die Anfahrt, und die Eltern könnten den Termin zur Teilnahme selbst bestimmen. Außerdem erreichen die Forscher mit der App auch mehr Probanden, weil sie beispielsweise nicht mehr auf ein bestimmtes Einzugsgebiet beschränkt sind.

Bei dem Experiment betrachten die Babys zunächst ein Wimmelbild, während die Eltern beschreiben, was darauf zu sehen ist. Das sei eine Art Aufwärmphase, sagte Brauns Kollegin und Postdoktorandin Katharina Zahner. Zum anderen können die Wissenschaftler dadurch auch einschätzen, wie die Eltern mit ihren Kindern sprechen – etwa auf Hochdeutsch oder mit Dialekt.

"Danach beginnt das eigentliche Wahrnehmungs-Experiment", sagte Zahner. "Das Kind sieht auf dem Bildschirm ein Schachbrett mit bunten Feldern und hört gleichzeitig eine Liste von Wörtern." Dabei handle es sich entweder um deutsche Wörter wie Hase, Katze oder Blume oder um Fantasiewörter wie "Gus" oder "Guhm". Insgesamt gebe es acht Durchläufe. "Dabei messen wir, wie lange das Kind zu dem Schachbrett guckt, das auf dem Bildschirm gezeigt wird." Dem liege die Annahme zugrunde, dass man länger hinsehe, wenn man etwas spannend finde oder wiedererkenne.

Einen Nachteil gibt es allerdings bei der digitalen Teilnahme: Im eigenen Labor haben die Wissenschaftler die Kontrolle über möglichen Input von außen. Das ist bei der Teilnahme daheim nicht möglich. So kann beispielsweise das Telefon klingeln und das Kind ablenken. Um solche Einflüsse möglichst gering zu halten, werden die Eltern um eine ruhige Atmosphäre gebeten. Zudem fragt die App nach der Teilnahme ab, ob es Ablenkungen gab. In diesem Fall würden die Daten nicht ausgewertet, sagt Braun. Auf einer Informationsseite zur BabyLab-App erklären die Wissenschaftler die Funktionsweise auch in einem Video.

Auch andere Universitäten nutzen digitale Testmethoden bereits. So forscht unter anderem die Hochschule Potsdam in ihrem BabyLAB inzwischen auch mit der Hilfe einer Onlinestudie, an der Eltern und Kind von zu Hause aus teilnehmen können. Bei der Studie mit dem Titel "Laute Tiere – Tierlaute" können Kinder zwischen zwei und vier Jahren Geräusche den passenden Tieren zuordnen, wie es von der Universität heißt. Die Aufgabe werde am Computer im Internetbrowser durchgeführt. (tiw)