Wie wiederbelebte Mammuts die Arktis retten können
Klingt wie ein Film, ist aber harte Wissenschaft: Im Interview mit Technology Review erklärt George Church, wie Mammuts den Klimawandel bekämpfen sollen.
- Veronika Szentpetery-Kessler
Der Molekularbiologe George Church will mit seinem Start-up Colossal Biosciences das Mammut wieder auferstehen lassen. Dafür will Colossal Asiatische und Afrikanische Elefanten mit Wollhaarmammut-Genen widerstandsfähiger gegen Kälte und auch gegen Viren machen.
Auftauen des Permafrosts
Wie das gelingen kann, erläutert Church im Interview mit Technology Review (neue Ausgabe 5/22 am Kiosk oder online bestellbar). Seine „Mammufanten“ sollen – wie früher die Mammuts – die arktische Tundra bevölkern und die heute bewaldeten Feuchtgebiete wieder in eine ausgedehnte Grassteppe verwandeln. Weil der Boden dadurch mehr Sonnenlicht reflektiert und die Tiere das Eis im Boden durch ihr Gewicht verdichten, soll das Auftauen des Permafrostbodens und damit die Freisetzung riesiger klimaschädlicher Methanmengen verhindert werden.
Um die Elefanten tauglicher für das arktische Klima zu machen, wollen Church und seine Kollegen das Genom der Elefanten gezielt editieren – und zwar so, dass die Änderungen auch vererbt werden. Dabei nutzen die Forschenden, dass die Asiatischen Elefanten Mammuts mit 99,6 Prozent Erbgutübereinstimmung sehr ähnlich sind. „Die meisten der Kältetoleranz-Genvarianten, die wir untersuchen, betreffen die Dicke der Fettschicht, das Haar und die Wolle – und zwar körperweit. Auch kleine Ohren, spezialisierte Fettdepots, Skelettstrukturen, Stoßzähne“, sagt Church.
Künstliche Gebärmutter
Um die stark gefährdete Art nicht durch Zucht-Experimente weiter zu belasten, will Colossal Biosciences aus Stammzellen eine künstliche Gebärmutter entwickeln, erläutert Church. Auf diese Weise könne auch die Produktion von Embryos hochskaliert werden. „Wir glauben, dass wir durch die künstlichen Gebärmütter von den ersten paar Elefantenkälbern auf Tausende parallel hochskalieren können“, sagt Church.
„Die Skalierung hängt damit nicht von dem langsamen Zuchtprozess ab. Normalerweise dauert es etwa neun Jahre bis zur Geschlechtsreife, fast zwei Jahre bis zur Schwangerschaft, und sie bekommen nur ein Kalb pro Schwangerschaft. Wenn wir also wollen, dass es schnell geht, müssen viele Embryonen gleichzeitig wachsen – und zwar ohne Leihmütter.“ Bereits in sechs Jahren will das Unternehmen das erste Kalb präsentieren.
(wst)