Wigglecam: Analogfotografie + 3D-Druck = Instagram-Hit im Eigenbau
Aus drei Linsen von Einwegkameras und einer analogen Spiegelreflex-Kamera baut Joshua Bird eine billige Version der derzeit angesagten Wigglecams selbst.
- Carsten Wartmann
Am Anfang kaufte sich Joshua Bird eine analoge Kamera, um coole Bilder für Instagram zu machen, denn Retro-Kameras und der Vintage-Look von echtem Filmkorn sind schon länger wieder im Kommen. Ja, es gibt auch Filter für Instagram, die diesen Look nachahmen, aber das ist nicht das Gleiche. Auf Instagram stolperte Joshua über die Wackelbilder, die dort gerade einen Hype als Wigglegrams erfahren und war sofort fasziniert. Will man beide Hypes verbinden, braucht man eine alte analoge Wigglecam und die kostet mittlerweile eine stolze Summe, während es gute analoge Spiegelreflexkameras noch zum Schnäppchenpreis gibt. Wigglecam-Projekte mit DSLR gibt es zwar und dafür sind sogar fertige Kameras verfügbar, aber halt digital. Also entschied sich Joshua dafür, eine analoge Spiegelreflexkamera zu modifizieren.
Drei Linsen fĂĽr den Raumeindruck
Die Wigglegrams, hierzulande auch als Wackelbilder bekannt, werden mit speziellen drei- oder mehrlinsigen Kameras aufgenommen. Dabei sorgt der Versatz der nebeneinander angeordneten Linsen dafür, dass drei perspektivisch versetzte Bilder gleichzeitig aufgenommen werden. Diese kann man in Streifen teilen und mit einer Lenticular-Linse zu dem typischen Wackelbild machen oder als Animation (bei Instagram als GIF) abspielen und erhält so einen leichten räumlichen Eindruck des Fotomotivs.
Es galt also eine Art Objektiv zu bauen, das drei Linsen enthält und damit drei leicht versetzte Bilder auf ein Film-Bild im Kleinbild-Format ablichtet. Für die Linsen wurden Einmal-Wegwerfkameras ausgeschlachtet, das Objektiv in Fusion360 entworfen und dann 3D-gedruckt (siehe GitHub-Repository von Joshua). Die kurze Brennweite der Linsen erfordert, dass das Objektiv praktisch komplett in dem Bajonett der verwendeten Canon A1 verschwindet.
Diese Designentscheidung erfordert es auch, dass der Spiegel der Kamera offen gehalten werden muss. Dieser scheinbare Nachteil (man verliert ja den Sucherblick) ist auch ein Vorteil, da auf diese Weise Raum für Trennwände im Objektiv bleibt, die in Richtung der Filmebene eine sehr scharfe optische Trennung der Bilder ermöglichen, ohne Artefakte von Streulicht. Weitere Beispiele und mehr Information zum Selbstbau gibt es auf Joshuas Blog.
Die mit dieser Methode erstellten Bilder haben, neben dem "Insta-Effekt", einen ganz besonderen Charme, der nicht nur von dem Vintage-Look herrührt. Man möchte direkt auch eine Version mit nur einer Linse bauen, um den Look zu reproduzieren – die geringe Tiefenschärfe erlaubt sehr interessante Portraits oder Selfies.
(caw)