Winamp: Quellcode offengelegt – Diskussionen um Lizenz

Im Mai haben die aktuellen Besitzer von Winamp erklärt, den Quellcode öffnen zu wollen. Das haben sie nun tatsächlich getan.

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WinAmp-Bedienoberfläche mit Rahmen

Der WinAmp-Mediaplayer

(Bild: heise online / dmk)

Lesezeit: 3 Min.
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Die Quelltexte des MP3-Players Winamp stehen jetzt frei zugreifbar im Netz. Das Unternehmen hat, wie bereits im Mai angekündigt, die Quellen nun in einem Github-Projekt zugänglich gemacht. Die proprietäre Lizenz führt jedoch zu Diskussionen bei Interessenten.

Die Quellen stehen in einem eigenen Github-Projekt bereit. In dem zugehörigen Readme schreibt das Unternehmen, dass durch das Öffnen der Quellen Entwickler mithelfen können, den Player zu modernisieren und den Anforderungen heutiger Nutzerinnen und Nutzer anzupassen. Außerdem erläutert Winamp dort, was benötigt wird, um an der Software mitzuentwickeln. Es handelt sich um ein "Visual Studio 2019"-Projekt und nutzt die Intel-IPP-Bibliotheken, die genau in Version 6.1.1.035 vorliegen müssen, schreiben die Entwickler. Zudem listen sie weitere Abhängigkeiten zu Bibliotheken und Drittherstellerkomponenten.

Wer sich Hoffnung machte, dass Winamp die Quellen unter einer der freizügigen Lizenzen wie GPL oder gar Public Domain freigibt, wird enttäuscht. Das Unternehmen setzt auf eine eigene, proprietäre Lizenz, die es "Winamp Collaborative License (WCL)" nennt. Die war jedoch zunächst logisch deutlich zu restriktiv – sie erlaubte etwa das Forken des Projektes nicht, was jedoch Voraussetzung für eine Weiterentwicklung ist. Das Unternehmen hat daher die Lizenz rasch auf Version 1.0.1 gehoben und den Satz gestrichen: "No Forking: You may not create, maintain, or distribute a forked version of the software".

Während in den Kommentaren die einen das begrüßen und als Eingehen auf Feedback aus der Community werten, werfen andere ein, wie man denn einen Fork erstellen solle, ohne damit die Software zu verteilen, wenn Forks standardmäßig öffentlich seien. "Noch immer keine von der OSI [Open Source Initiative] zertifizierte Lizenz", merkt ein weiterer Entwickler an. Ein anderer Programmierer schimpft deutlich: "Ein echter Amateur, wer auch immer diese Lizenz erstellt hat. Und wie könnt ihr behaupten, das sei eine kollaborative Lizenz? Mir scheint, ihr wollt, dass Leute eure Arbeit kostenlos erledigen".

Da erste Änderungen an der Lizenz bereits möglich waren, ist zumindest nicht ausgeschlossen, dass Winamp willigen Helfern weiter entgegenkommt. Unter der nun gewählten Lizenz dürfte das Interesse an einer Mitarbeit eher gering ausfallen.

Im Mai hatte Winamp angekündigt, die Quellen des einst äußerst populären MP3-Players als Open-Source freigeben zu wollen. So will das Unternehmen Mitentwickler finden. Allerdings will es die vollständige Kontrolle behalten. Der Geschäftsführer Alexandre Saboundjian schränkte daher im Mai ein: "Winamp bleibt Besitzer der Software und wird entscheiden, welche der Innovationen es in die offizielle Version schaffen".

Inzwischen blickt Winamp auf 27 bewegte Jahre zurück. Einst der beliebteste MP3-Player auf dem Windows-Desktop, haben ihm inzwischen etwa Musik-Streaming-Dienste den Rang abgelaufen. Möglicherweise hilft der jetzige Zug, die Software quelloffen zu gestalten, ihr zu einem zweiten Frühling.

(dmk)