Windows 10: Datensammelwut beherrschen

Unter Anwendern, die sich Sorgen um die Privatheit ihrer Daten machen, genießt Windows 10 keinen allzu guten Ruf. Es enthält allerdings etliche Schräubchen, an denen man drehen kann, um die Datensammelei in Grenzen zu halten.

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Windows 10: Datensammelwut beherrschen
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Hajo Schulz
Inhaltsverzeichnis

Unter Anwendern, die sich Sorgen um die Privatheit ihrer Daten machen, genießt Windows 10 keinen allzu guten Ruf: Als Microsofts größtes Datensammelprogramm aller Zeiten wurde es schon tituliert; selbst vor Nazi-Vergleichen schrecken Kritiker nicht zurück.

Windows 10

Windows 10 soll das letzte Windows sein, aus dem klassischen Betriebssystem wird "Windows as a Service". Doch obwohl Microsoft es im ersten Jahr verschenkt, gibt es viel Kritik, etwa an der Datensammelwut und am Gedrängel zum Upgrade.

Das schlechte Ansehen von Windows 10 unter Datenschutz-Gesichtspunkten geht so weit, dass bereits ein erstes Freeware-Tool aufgetaucht ist, das verspricht, alle kritischen Windows-Einstellungen zur Privatsphäre mit wenigen Klicks automatisch zu erledigen. Wirklich empfehlen können wir DoNotSpy10 allerdings nicht: Laut Urteil mehrerer Virenscanner enthält das Setup-Programm die Bibliothek OpenCandy, die ihrerseits eingehende Informationen über den Rechner sammelt, auf dem sie läuft, und diese an den Hersteller schickt. Basierend auf diesen Daten lädt das Setup dann weitere Software herunter, die der Anwender möglicherweise gar nicht haben will, und installiert sie. [Update: Der Hersteller von DoNotSpy10 legt Wert auf die Feststellung, dass sein Installer "keine Software mitinstalliert, wenn sich der Anwender dagegen entscheidet". Unsere Tests bestätigen das, allerdings muss man die Zusatz-Software explizit abwählen.]

Es stimmt schon: Klickt man während der Installation und beim Einrichten überall auf "Übernehmen" oder "Expresseinstellungen verwenden", genehmigt Windows 10 sich ziemlich weit gehende Rechte zur Übertragung von Benutzerdaten an Microsoft. Immerhin: Welche Daten Microsoft haben möchte und zu welchen Zwecken sie verwendet werden, ist in Microsofts Datenschutzbestimmungen sehr ausführlich und überraschend offen beschrieben. Die Zusammenfassung: Alle persönlichen Daten, die Anwender preisgeben, setzt Microsoft auch für eine "Verbesserung und Personalisierung [ihrer] Erfahrungen" ein. Zu Letzterem gehört unter anderem, "der angezeigten Werbung mehr Relevanz zu verleihen".

Wer sich nach dieser Lektüre allzu beobachtet fühlt, hat auch nach der Installation noch die Chance, Windows 10 und seinen Komponenten das Weitergeben der meisten Daten zu untersagen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass manche Komfort-Funktionen schlicht nicht funktionieren, ohne dass Microsoft bestimmte Daten zu Verfügung hat. Handschrift- und Spracherkennung etwa beruhen im Kern auf einem großen Wörterbuch. Eigennamen und Adressen der eigenen Kontakte kann Microsoft der persönlichen Ausgabe dieses Wörterbuchs nur hinzufügen, wenn es sie kennt – anderenfalls erkennt die digitale Assistentin Cortana solche Wörter womöglich nicht zuverlässig. Auch Hinweise auf Zugverspätungen und Verkehrsstaus kann sie nur dann liefern, wenn sie weiß, wohin der Anwender vermutlich demnächst aufbrechen wird. Welche Daten Cortana sammeln darf, kann man ihr in den Einstellungen des Cortana-Notizbuchs sagen.

Erste Anlaufstelle, um festzulegen, welche Daten man dem Rest von Windows und damit Microsoft über sich gönnt, ist die Seite "Datenschutz" in den Einstellungen. Die wichtigsten Punkte zeigt folgende Bilderstrecke:

Windows 10: Privatsphäre-Einstellungen (9 Bilder)

Die Startseite der Einstellungen für Datenschutz ermöglicht zum Beispiel das Abschalten von Werbe-ID-Nutzung und Überwachung des Schreibverhaltens.
(Bild: Screenshot)


Windows kann Anwendern dabei helfen, bestimmte Einstellungen, Kennwörter und manche anderen Daten automatisch zwischen verschiedenen Geräten zu synchronisieren. Voraussetzung dafür ist die Anmeldung mit einem Microsoft-Konto. Andersherum betrachtet: Wer eine solche Synchronisation nicht braucht oder nicht will, meldet sich besser nur mit einem lokalen Konto bei Windows an. Ohne ein Microsoft-Konto verzichtet man allerdings nicht nur auf die Synchronisation, sondern auch darauf, Apps in Microsofts Store kaufen zu können. Ein mit Microsoft-Account hinterlegtes Windows-Benutzerprofil lässt sich sogar nachträglich noch in ein lokales verwandeln – die zugehörige Bedienoberfläche steckt auf der Seite "Konten" der Einstellungen.

Sofern man ein Microsoft-Konto benutzt, lässt sich hier auch recht fein einstellen, welche Arten von Daten Windows synchronisieren soll. WLAN-Kennwörter gibt Windows standardmäßig nicht nur über das Microsoft-Konto an andere eigene Geräte weiter, sondern auch an die Windows-10-Nutzer in der Kontaktliste. Unterbinden lässt sich das in den Einstellungen unter "Netzwerk und Sicherheit/WLAN" mit einem Klick auf "WLAN-Einstellungen verwalten". Sobald man Windows hier verbietet, automatisch Verbindungen mit Netzwerken herzustellen, die von den bekannten Kontakten freigegeben werden, posaunt es auch die eigenen WLAN-Kennwörter nicht mehr hinaus. [Update: Die genannte Einstellung ist sozusagen der Hauptschlüssel für die Weitergabe von WLAN-Kennwörtern. Dass ein Kennwort überhaupt weitergegeben wird, muss man beim Einrichten des jeweiligen WLAN explizit einschalten.]

Ob man auf Microsofts Webseiten personalisierte Werbung angezeigt bekommen möchte, kann man (unabhängig von Windows 10) auf einer speziellen Webseite einstellen. Solange man im Browser mit einem Microsoft-Konto angemeldet ist, gilt die in diesem Konto hinterlegte Einstellung. Anderenfalls merkt sich der Browser ein Opt-out in einem Cookie. Unter diesem Aspekt kann es also durch aus kontraproduktiv sein, sich vor der Verfolgung durch die Werbeindustrie schützen zu wollen, indem man regelmäßig alle Cookies löscht. Die von Microsoft für diesen Zweck verwendeten Cookies finden sich ebenfalls in den Datenschutzbestimmungen. (hos)