Windows-11-Update im Test: Taskleiste endlich gut, Copilot, sinnvolle KI-Tools
Das große Windows-11-Jahresupdate ist da. Größte Neuerung: Der KI-Copilot, der hierzulande nur über Tricks aktivierbar ist. c't 3003 hat ihn ausprobiert.
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- Jan-Keno Janssen
Das große Windows-11-Jahresupdate ist da: Headliner der neuen Version ist das KI-Tool Copilot, das in Europa allerdings offiziell noch nicht freigeschaltet ist. c't 3003 zeigt, wie man den Copilot schon jetzt aktiviert und hat sich obendrein die anderen neuen Funktionen angeschaut. Positive Überraschung: Viele Ergänzungen sind sinnvoll, sogar die Taskleisten-Zwangsgruppierung lässt sich jetzt abstellen.
Transkript des Videos
(Hinweis: Dieses Transkript ist für Menschen gedacht, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Der Text gibt nicht alle Informationen der Bildspur wieder.)
Guckt mal hier, das ist Windows 11 – und das bekommt jetzt ein großes Update. Und hat dann hier unten so ein "Copilot"-Icon; das ist das in Windows integrierte Künstliche-Intelligenz-Tool von Microsoft. Da kann ich einfach sagen: Ich möchte eine Eingabeaufforderung haben, aber mit gelber Schrift auf rotem Hintergrund. Zack. Oder ich brauche ganz dringend ein neues Hintergrundbild mit einer Seekuh, die mit einem Jetpack über Hannover fliegt. Zack. Also ein bisschen Handarbeit muss ich noch übernehmen, aber Copilot sagt mir zumindest genau, was zu tun ist.
Und es gibt KI jetzt auch in anderen Windows-eigenen Tools, zum Beispiel hier im Screenshot-Programm Snipping Tool, ich sehe hier ein Bild mit einem Text und habe keine Lust den abzuschreiben: Rahmen drüberziehen, dann wird der Text erkannt, ist im Zwischenspeicher und ich kann den dann irgendwo reinwerfen. Ganz cool, oder? UND: MAN KANN ENDLICH DIE BLÖDE TASKBAR-GRUPPIERUNG AUSSCHALTEN! Ich zeige euch in diesem Video, wie ihr das jetzt schon nutzen könnt. Vieles klappt allerdings auch noch nicht so gut. Bleibt dran.
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Ja, Mensch, endlich mal wieder ein Windows-Video. Hatten wir ja echt schon lange nicht mehr. Aber Windows kriegt jetzt einen ganzen Haufen neuer Funktionen, 23H2 heißt das Update, was in den nächsten Tagen ausgespielt werden soll. Details dazu, was wann wie kommt und wie ihr beschleunigen könnt, dass ihr die neuen Funktionen bekommt, gibts am Ende des Videos.
So, jetzt aber erstmal: Die unserer Meinung nach wichtigsten Funktionen des 23H2-Windows-Updates.
Nummer 1: Taskbar-Gruppierung ist endlich abstellbar
Ja, das klingt nach einer kleinen Änderung, aber laut eurer Kommentare in älteren Windows-11-3003-Videos liegt euch echt viel daran; und ich habe mich da ja nun auch schon mehrfach drüber aufgeregt. Bislang war es so, wenn ihr zwei Fenster eines Programms geöffnet habt, dann hat Windows die gruppiert; und das ist dann im schlimmsten Fall so, dass die auch noch gleich heißen. Ihr geht da also mit der Maus drüber und da steht zweimal einfach das Gleiche. Es wird nicht mal eine Vorschau angezeigt, die kommt nur bei ungruppierten Programmen. Also absolut nachvollziehbar, dass das viele Leute nervig finden, weil man im Zweifel ausprobieren muss, welches Fenster welches ist. So, nun kann man aber auf die Taskleiste rechtsklicken, dann "Taskleisteneinstellungen" auswählen, "Verhalten der Taskleiste" und auf "Taskleistenschaltflächen kombinieren und Beschriftungen ausblenden" und von "Immer" auf "Nie" gehen. Ja, und dann werden die nicht mehr gruppiert. Endlich! ABER: Zumindest bei meiner Version hier gibt es TROTZDEM keine Vorschauen, wenn ein Programm mehrere Fenster offen hat und ich da dann mit der Maus drüber gehe, statt eines Vorschaubildes kommt da dann wieder nur die Liste der Fenster. Ich hoffe, dass das ein Bug ist, der noch behoben ist. Allerdings ist das Feature auch schon bei meiner konventionellen, Nicht-Release-Preview Windows-Version freigeschaltet – und da klappt es halt auch nicht mit den Vorschauen. Naja, mal abwarten.
Nummer 2: Windows Copilot, der KI-Assistent neben dem Startbutton
Ja, rechts neben dem Startbutton und dem Suchfenster befindet sich nun dieses Symbol hier. Das ist der sogenannte Copilot, eine auf Bing Chat basierende KI – und Bing-Chat basiert ja wiederum auf GPT-4 von OpenAI, also den Machern von ChatGPT. Die beiden Tools sind ähnlich, also ChatGPT und Bing Chat, haben aber unterschiedliche "Charaktere", darüber hatten wir ja schon mal ein Video gemacht. Bing neigt zu beleidigtem Verhalten, wenn ich das mal vermenschlichen darf – also, wenn Bing irgendwas nicht passt, beendet es sehr abrupt das Gespräch. Wenn ich also schreibe "Kann es sein, dass du ein bisschen dumm bist" – ok, ist fies – aber dann sagt Copilot "Das ist nicht nett von dir, auf Wiedersehen". Und dann wird vorgeschlagen, dass ich mich entschuldigen kann, aber das wird alles nicht mehr registriert, wenn ich draufklicke, ich muss dann die Konversation ganz neu beginnen, also auf "Fangen wir von vorne an" klicken. Aber gut, so isser halt drauf, der oder die Bing-Copilot.
Wenn ihr jetzt übrigens denkt, hä, ich kann Bing Chat ja auch einfach im Browser benutzen, ist der Copilot einfach nur ein Shortcut da drauf? Jein. Also die Funktionalität ist auf den ersten Blick gleich, das heißt, wenn ich sage, schreib mir ein Gedicht über Seekühe, dann kommt bei Bing Chat im Browser und bei Copilot das Gleiche raus. ABER: Der Copilot kann einige Windows-Funktionen direkt aufrufen. Also zum Beispiel in den Dunkelmodus schalten, Fokussitzungen aktivieren oder vorinstallierte Programme wie den Editor starten. Man muss allerdings immer noch eine Sicherheitsfrage abnicken, Programme starten geht also definitiv smoother, wenn man einfach auf Start drückt dann "edi" eingibt und Return drückt. Aber wenn man zum Beispiel nicht so genau weiß, wo man in den Windows-Menüs den Dunkelmodus aktiviert – dafür ist der Copilot dann natürlich praktisch.
Was mich einigermaßen beeindruckt hat: Ich habe Copilot gesagt, ich möchte gerne eine Eingabeaufforderung mit gelber Schrift auf rotem Grund haben. Copilot hat dann gefragt: Soll ich eine Eingabeaufforderung öffnen? Ja, sollst du, aber das war dann halt mein normales Terminal, ohne die geänderten Farben. Ich hab dann nochmal nachgefragt und dann spuckte Copilot aus, ich soll doch einfach mal "color ce" eingeben. Ja, und das hat dann sofort geklappt. Das ist also alles so eine Mischung aus Automatismen und manuellen Eingriffen, aber man kommt schon zum Ziel; und das in einigen Fällen womöglich schneller als mit ner normalen Suchmaschine.
Copilot beziehungsweise Bing Chat haben jetzt als Bildgenerator Dall-E 3 integriert, das Ding ist noch nicht so gut wie Midjourney, aber halt dafür kostenlos und es kann zumindest mit Text besser umgehen als Midjourney, hier steht c't 3003, das kann man sogar lesen – bei Midjourney kommen meist irgendwelche Hieroglyphen.
Ja, dann kann man halt einfach sagen: Ich möchte mein Windows-Hintergrundbild durch eins mit einer Seekuh austauschen, die auf einem Jetpack über Hannover fliegt. Und dann öffnet der Copilot den Hintergrundbild-Dialog und generiert das Bild. Ich muss das dann manuell abspeichern, aber kann dann hier direkt auf Fotos durchsuchen gehen und zack. Und das Bild selbst finde ich ganz ok, muss ich sagen, auch wenn hier Hannover einfach aus ganz vielen Versionen des neuen Rathauses besteht.
Manchmal gehts auch ein bisschen in die Hose. Als ich gefragt habe, dass Copilot ein Fester einrasten soll, hat er das zwar gemacht, aber wenn ich dann hier auf Erkunden geklickt habe, kamen dann Infos über "Lichtöffnungen im Bauwesen", ja, gut.
Aber der Copilot ist ja auch noch ganz klar als Vorschau-Version deklariert, sogar hier im Icon ist unten "Pre" zu lesen für "Preview". Da wird also noch dran rumoptimiert. Ich gehe davon aus, dass in Zukunft mehr praktische Sachen möglich sind; sehr interessant wird vor allem auch der angekündigte kostenpflichtige Copilot für Office 365, wo man dann direkt in Excel und Word und so weiter Dinge generieren kann. Das dauert aber noch ein bisschen.
Nummer 3: Texterkennung im Screenshot-Tool
Diese Funktion ist echt praktisch: Man ruft einfach mit Windows-Taste-Shift-S das in Windows integrierte Screenshot-Programm "Snipping Tool" auf, markiert in einem Bild irgendeinen Text, und klickt dann hier unten auf dieses "Textaktionen"-Symbol hier - ja und dann wird der Text erkannt und man kann den einfach kopieren und irgendwo als Text einfĂĽgen. Also zumindest ich kann das sehr gut gebrauchen, weil ich oft den Fall habe, dass ich zum Beispiel Text googeln oder bingen will, der aber nur als Bild vorliegt. Oder mir jemand irgendeine Info als Bild schickt und ich die dann nicht mehr manuell abschreiben muss. Das klappt ĂĽbrigens sogar mit alten, einfachen Captchas, hihi.
Nummer 4: Wirklich gute Live-Untertitel
Das gibt es schon etwas länger, das ist jetzt nicht erst im 23H2-Update dazugekommen, aber weil die Funktion viele nicht kennen, erwähne ich das hier noch mal: Windows kann jetzt Live-Untertitel auf Deutsch, und zwar funktioniert das mit jeder Audioquelle. Zum Beispiel bei Podcasts, hier mit c't uplink. Die Windows-Untertitel sind qualitativ deutlich besser als zum Beispiel die automatischen von YouTube, und die können auch sogar Groß- und Kleinschreibung und Satzzeichen. Zum Aktivieren einfach auf Start und dann "live" eingeben, da werden die schon vorgeschlagen. Für Deutsch muss man dann eventuell noch ein Sprachpack nachinstallieren, weil die Erkennung lokal auf dem eigenen Rechner und nicht in der Cloud funktioniert.
Nummer 5: Ganz viel Kleinkram
Windows 23H2 hat über hundert neue Funktionen, unter anderem hat der Explorer jetzt hier oben so einen "Empfohlen"-Balken, wo Windows die für mich VERMUTLICH relevantesten Dateien anzeigt, das klappte bei mir so halbgut, würde ich sagen. So, und die Sachen, die ich jetzt erwähne, sind hier bei mir noch nicht freigeschaltet, deshalb konnte ich die noch nicht ausprobieren – aber Microsoft hat sie angekündigt: Es soll eine automatische Backup-Funktion für OneDrive geben, das heißt, wenn ihr Windows auf einem neuen Rechner installiert, könnt ihr eine vorhandene Installation aus der Cloud wiederherstellen. Außerdem soll das vorinstallierte Paint-Programm KI-Bildgenerierungsfunktionen bekommen. Last not least: Windows soll endlich nativ mit anderen Archivdateien als ZIP umgehen können, also zum Beispiel RAR und 7ZIP. Müsst ihr in Zukunft also nicht mehr den Shareware-Hinweis von Winrar wegklicken.
Und jetzt nochmal ganz kurz die HintergrĂĽnde des Updates.
23H2 heißt das, hatte ich ja schon gesagt, und das klingt irgendwie, als wäre es das zweite Update im Jahr 2023, aber so funktioniert das nicht bei Microsoft, warum auch immer: Es gibt laut Microsoft zurzeit immer nur ein großes Funktionsupdate pro Jahr, und das hieß halt letztes Jahr 22H2 und dieses Jahr 23H2. H1-Versionen gabs nicht, also zumindest nicht in der Windows-Desktop-Version, sondern nur für Microsoft Holographic für die AR-Brille Hololens; also sehr, sehr speziell. Ok, jetzt habe ich euch wahrscheinlich verwirrt, sorry: Wichtig ist nur: Das große jährliche Windows-Funktionsupdate kommt sehr wahrscheinlich für alle Windows-Installationen in den nächsten Tagen. Womöglich ist das Update bei euch sogar schon installiert, aber Microsoft schaltet die Funktionen erst nach und nach frei. Es ist leider sehr, sehr undurchsichtig, und ich vermute, dass sogar Microsoft nicht so genau weiß, wann was wo kommt. Fakt ist: Zumindest den Copilot bekommt ihr in der EU erstmal nicht automatisch, obwohl der sogar in anderen Ländern schon in der 22H2 aktiv ist. Laut der Website Dr Windows ist der Grund dafür, dass der Copilot offenbar zurzeit nicht im Einklang mit dem Digital Markets Act der EU ist. Wenn ihr das KI-Tool trotzdem schon nutzen wollt, klickt ihr einfach mit Rechts auf den Deskop, dann “Neu”, dann „Verknüpfung“, dann fügt ihr diesen Befehl ein "microsoft-edge://?ux=copilot&tcp=1&source=taskbar" und benennt die Verknüpfung dann zum Beispiel “Copilot”. Wenn ihr die Verknüpfung dann doppelklickt, startet der Copilot, tada!
Wenn ihr auch die anderen Sachen alle ganz dringend sofort haben wollt und ihr ein bisschen risikofreudig seid, könnt ihr unter Einstellungen / Window Update hier das Windows-Insider-Programm aktivieren. Da gibt es vier Kanäle, in absteigender Stabilität: Am instabilsten ist der Canary Channel, da werden auch Sachen getestet, die am Ende womöglich gar nicht in die finalen Windows-Versionen kommen. Der Entwicklungskanal ist etwas stabiler, kann aber noch ziemlich buggy sein. Der Beta-Kanal ist schon zuverlässiger und der Release-Preview-Kanal ist von allen quasi der "sicherste" – aber die Windows-Version ist hier auch nur minimal aktueller als die offiziellen, normale Windows-Builds. Die Release-Preview-Version ist die, die ich hier in diesem Video verwendet habe, und die heißt konkret Build 22631.2361.
Mein Fazit
Ich bin tatsächlich positiv überrascht, dass Microsoft offenbar doch ein bisschen auf die Kundschaft hört; und endlich diese nervige Zwangsgruppierung in der Taskleiste abschafft. Und ich finde die Texterkennung des Snipping-Tools und die sehr stabilen Live-Untertitel wirklich praktisch.
Die Hauptfunktion des großen Windows-Updates ist ja Copilot, und ja, das ist irgendwie ganz nett, aber ich bin zumindest jetzt noch nicht davon überzeugt, dass das eine praktische Alltagsfunktion wird. Aber das kann ja noch kommen. Wenn ich zum Beispiel in der Lage bin, in normaler Sprache irgendwelche komplexen Excel-Aktionen zu bewerkstelligen, dann fände ich das definitiv praktisch. Ich bin gespannt, was da noch kommt. Wie seht ihr das? Alles Quatsch? Oder sinnvoll? Gerne in die Kommentare schreiben. Tschüss!
c't 3003 ist der YouTube-Channel von c't. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t Magazin. Die Redakteure Jan-Keno Janssen und Lukas Rumpler sowie die Video-Producer Şahin Erengil und Pascal Schewe veröffentlichen jede Woche ein Video.
(jkj)