Windows 2000: Heckmeck mit OS/2-Bootmanager

Microsofts Betriebssysteme sind bekannt dafür, dass sie zumindest bei der Installation allenfalls ein System aus dem gleichen Haus tolerieren.

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Von
  • Peter Siering

Microsofts Betriebssysteme sind bekannt dafür, dass sie zumindest bei der Installation allenfalls ein System aus dem gleichen Haus tolerieren. Mit Windows 2000 indes hat Microsoft den Bogen überspannt, meinen insbesondere Freunde des OS/2-Bootmanagers: Bei jedem Systemstart ruiniert Windows 2000 nämlich den von IBM stammenden und auch mit Partition Magic 3.x gelieferten Bootmanager. Während es bei anderen Bootmanagern, etwa dem den meisten Linux-Distributionen beiliegenden Linux Loader (LILO), genügt, sie nach der ersten Installation von Windows 2000 einmal wieder in Stand zu setzen, scheint Windows 2000 die OS/2-Variante nicht zu tolerieren.

Ein c't-Leser, der es genauer wissen wollte, beschritt den Weg durch die Instanzen und meldete das Fehlverhalten über die offiziellen Support-Kanäle bei Microsoft. Über mehrere Wochen verhandelte er über diese Anfrage mit einem deutschen Support-Mitarbeiter. Nachdem so unzählige nicht relevante Probleme, die Microsofts Knowledgebase im Kontext mit dem Bootmanager dokumentiert, entkräftet waren, gestand die deutsche Niederlassung das Problem ein. Die lakonische Auskunft sei gewesen, das Problem müsse auf der Management-Ebene geregelt werden. Bis jetzt gibt es seitens Microsoft keine technische Lösung, etwa einen Hotfix, der die Probleme ausräumt.

Wir hakten noch einmal nach. Pressereferent Thomas Baumgärtner misst dem ganzen keine politische Dimension bei, sondern sieht darin eher einen Kreuzzug gegen Microsoft. Nichts desto trotz scheint zwischen Produkt-Management und Pressestelle Einigkeit zu bestehen, dass der Fehler behoben werden muss. Die amerikanische Mutter werde informiert. Mit einer Korrektur rechne man so bald jedoch nicht. Die "Features" kommender Service Packs für Windows 2000 seien bereits geplant und würden wohl nicht mehr umgestoßen.

Dass Microsoft Anfragen zu diesem Thema so überraschend treffen und dass bis heute keine Korrektur vorliegt, ist erstaunlich. Der Fehler wurde schon vor der offiziellen Markteinführung von Windows 2000 im Februar bekannt. Er trat im Release Candidate 3 auf, während frühere Vorabversionen noch einwandfrei mit dem OS/2-Bootmanager harmonierten. Selbst wenn das Feature kein Manager verfügt hat, kein Schnippchen dahintersteckt, das die NT-Entwickler ihren Ex-OS/2-Kollegen schlagen wollten, wie erboste OS/2-Nutzer vermuten könnten, so bleibt es eine peinliche Panne.

Wer trotz der Schikane am OS/2-Bootmanager festhalten will, hat zur Zeit zwei Möglichkeiten: Entweder er benutzt den Dateisystemtreiber aus dem Release Candidate 2 (fastfat.sys) oder er ändert ein Byte im ersten Sektor der Bootmanager-Partition (Offset 0x14 von 0x01 auf 0x2d). Letzteres verhindert zwar nicht, dass sich Windows 2000 an einer Reparatur versucht, sorgt aber dafür, dass sich das System nur auf dem Bereich der Partition austobt, auf den der Bootmanager nicht angewiesen ist (also nicht belegten Sektoren). Daran wird auch der Hintergrund deutlich: Windows 2000 meint an Hand des Boot Parameter Blocks im Bootsektor der Bootmanager-Partition ein FAT-Laufwerk zu erkennen. Die Änderung bewirkt, dass der eigentliche Bootmanager durch eine größere Zahl reservierter Sektoren geschützt wird. (ps)