Windows-Update-Vorschau bringt Passkey-Unterstützung und Copilot

Microsoft bringt mit der Update-Vorschau im Oktober Unterstützung für Passkeys, der KI-Copilot soll zudem einziehen.

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(Bild: heise online)

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Microsoft hat die Update-Vorschau für Windows im Oktober veröffentlicht. Es handelt sich um die "Moment 4" genannte Funktionssammlung, die Windows 11 22H2 viele kleine Neuerungen einimpft. Was wir beinahe verpasst hätten: Im Oktober 2023 feiert das monatliche Windows Update den zwanzigsten Geburtstag.

Das Update bringt die Buildnummer auf den Stand 22621 und nimmt die meisten Änderungen vorweg, die das 23H2-Update – das Windows 11 mit der Build-Nummer 22631 anzeigt – bringen soll. Die Liste neuen Funktionen ist daher recht umfangreich.

Der detaillierten Versionsankündigung von Microsoft zufolge zieht unter anderem der Copilot jetzt offiziell in das Windows-Betriebssystem ein. Für den Zugriff soll eine Schaltfläche auf der Taskleiste erscheinen oder die Tastenkombination WIN+C zuständig sein. Copilot manifestiert sich demnach als Seitenleiste auf der rechten Seite des Bildschirms. Auf unseren Testsystemen ließ sich Copilot so noch nicht erwecken – auch mit aktivierter Option "Erhalten Sie die neuesten Updates, sobald sie verfügbar sind" nicht. Zwar erwähnt Microsoft keine geografische Einschränkung, aber möglicherweise müssen sich Nutzerinnen und Nutzer in Deutschland noch etwas gedulden.

Im Startmenü gibt es eine reichhaltigere Vorschau, wenn man mit der Maus über empfohlene Einträge fährt. Die Schnelleinstellungen in der Taskleisten und im Systemtray für Lautstärke erhalten einen neuen Lautstärkemixer. Das oftmals vermisste "niemals kombinieren" von Apps auf der Taskleiste ist jetzt unter "Einstellungen" – "Personalisierung" – "Taskleiste" – "Verhalten der Taskleiste" mit den Optionen "Taskleistenschaltflächen kombinieren und Beschriftungen ausblenden" sowie "Schaltflächen der Taskleiste kombinieren und Beschriftungen auf anderen Taskleisten ausblenden" einstellbar. Datum und Uhrzeit lassen sich jetzt ganz verstecken.

In den "Einstellungen" findet sich unter "System" – "Für Entwickler" jetzt die Option "Task beenden" – aktivieren Nutzer diese, erscheint im Kontextmenü von Taskleisten-Symbolen der Eintrag "Task beenden"; mit dem sich die zugehörige App leicht abschießen lässt. Das erspart den Umweg über den Taskmanager.

Der Datei-Explorer hat ein neues Karussell erhalten, das empfohlene Dateien hervorhebt. Eine neue Rubrik "Katalog" zeigt eine Foto-Galerie an, vergleichbar der Ansicht "Alle Fotos" in der Fotos-App. Zudem ist endlich der lange erwartete Support für diverse Archivformate verfügbar, der auf libarchive basiert und mit .tar, .tar.gz, .tar.bz2, .tar.zst, .tar.xz, .tgz, .tbz2, .tzst, .txz, .rar, .7z und weiteren umgehen kann. Passwortverschlüsselte Archive werden jedoch nicht unterstützt, schränkt Microsoft ein.

Die Entwickler weisen außerdem auf die Einführung der Windows Backup App hin. Die soll rasche Sicherungen des PCs ermöglichen und den Umzug auf neue PCs vereinfachen. Vermutlich handelt es sich dabei um die bereits still und heimlich verteilte Windows Sicherung, die die genannten Daten in die Cloud sichert und auf Onedrive ablegt. Weitere neuere Backup-Möglichkeiten finden sich auf unseren Testsystemen nicht.

Ungewöhnlich für eine Update-Vorschau sind enthaltene Sicherheitsverbesserungen. Im Insider-Vorschaukanal für Entwickler hatte Microsoft bereits die Passkey-Unterstützung getestet. Mit Moment 4 erhalten sie nun alle Windows-11-Nutzer. Apps, die Passkeys unterstützen, können mit Windows Hello Passkeys erstellen. Das erlaubt die Anmeldung an damit geschützte Zugänge mit einem Lächeln in die Kamera, Fingerabdruck oder mittels PIN. Auch den Log-in mit Smartphone oder Tablet unterstützt die Funktion. Bereits gespeicherte Passkeys sollen unter "Einstellungen" – "Konten" – "Passkeys" auftauchen und sich dort verwalten lassen.

Der Microsoft Defender SmartScreen erhält einen erweiterten Phishing-Schutz. Die Funktion soll etwa davor warnen, wenn Nutzer ein Passwort mehrfach nutzen. Für das Enterprise-Umfeld gibt es zudem eine neue Richtlinie, "EnablePasswordlessExperience". Die versteckt Passwortanfragen in einigen Windows-Szenarien, etwa bei der Geräteanmeldung, beim "Ausführen als Administrator" und für User Account Control (UAC)-Rückfragen. Die Freigabe erfolgt dann mit Windows Hello.

Windows 365 Switch soll den Umgang mit den Windows 365 Cloud-PCs vereinfachen, in die man sich damit vom lokalen Desktop aus einloggen kann. Microsoft betont, dass sich die App auf der Taskleiste für den Schnellzugriff ablegen lasse.

Die Entwickler haben aber nicht nur die Funktionserweiterungen in die Update-Vorschau gepackt, sondern auch Fehlerkorrekturen. Die sind im Wesentlichen aber weniger relevant und zumeist kosmetischer Natur. So wurde der englische Name der Türkei aktualisiert, anstatt "Republic of Turkey" heißt es nun "Republic of Türkiye". Anpassungen gab es für die Sommerzeit in Syrien. Die Währung in Kroatien ist jetzt Euro.

Einige ärgerliche Bugs haben die Programmierer ausgebessert. Das Windows Firewall-Profil hatte gelegentlich "Öffentlich" als Domain erkannt, obwohl der Rechner in einem Domain-Netzwerk authentifiziert war. Beim Drucken aus Outlook konnte das Mailprogramm nicht mehr reagieren, wenn der Drucker mit IPP angesprochen wurde und langsam reagierte. Allgemein konnte ein nicht näher erläuterter Fehler auftreten, wenn Drucker mit sogenannten v4-Druckertreibern angesprochen wurden. Es sind viele weitere kleinere Korrekturen eingeflossen, die Microsoft in der Mitteilung zur Update-Vorschau alle auflistet.

Die Windows-Update-Vorschau steht als optionales Update in den Windows-Einstellungen unter "Windows Update" bereit. Interessierte können es mit einem Mausklick installieren lassen. Wer die Funktionen jetzt noch nicht benötigt oder testen möchte, kann auch einfach abwarten. In der Nacht zum 15. November erscheint das reguläre Windows-Update, das diese Änderungen dann weitestgehend alle mitbringt – außer jenen, die sich in der Testphase als instabil oder problematisch erweisen.

Wir hätten es beinahe verpasst: Es gibt ein Jubiläum zu feiern! Am 9. Oktober 2003 kündigte der damalige Microsoft-CEO Steve Ballmer an, "dass Microsoft zu monatlichen Patch-Releases übergehen wird, was die Belastung der IT-Administratoren durch ein höheres Maß an Vorhersehbarkeit und Verwaltbarkeit verringern wird". So verkündete es das Unternehmen – und setzte das auch prompt um. Nachdem zunächst insbesondere Windows XP und Windows Server 2003 im Fokus waren, ist inzwischen die gesamte Produktpalette von Microsoft in die Microsoft-Patchdays eingebunden. An jedem zweiten Dienstag eines Monats dürfen spätabends nach unserer Zeit IT-Verantwortliche seitdem ihre Microsoft-Systeme mit Sicherheitsflicken ausstatten.

(dmk)