Wirtschaftsforscher fordern effizienteren Telekom-Wettbewerb

Im aktuellen Wochenbericht fordert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung den weiteren Abbau von Marktbarrieren im Ortsnetz.

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Von
  • Christian Rabanus

In ihrem aktuellen Wochenbericht (25/2000 vom 22. Juni 2000) warnt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) vor wettbewerbsschädigenden Konzentrationsprozessen auf dem Telekommunikationsmarkt. Die Wirtschafsexperten fordern den weiteren Abbau von Marktzutrittsbarrieren vor allem im Ortsbereich der Telekommunikation.

Mitschuld an dem Quasi-Monopol der Deutsche Telekom im Ortsnetzbereich sei die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation (RegTP). Die von ihr festgelegten, relativ hohen Durchleitungsgebühren für Fremdanbieter beim Preselection-Verfahren trügen dazu bei, dass der "Anreiz für Konkurrenten der Telekom gering [sei], sich intensiv um neue Kunden im Bereich der privaten Haushalte zu bemühen", heißt es in dem Wochenbericht.

Während der Bericht einer Gefahr von Wettbewerbsverzerrungen durch Fusionen eher eine untergeordnete Bedeutung beimisst, sieht er große Probleme bei der momentanen Regelung der Durchleitungspreise auf der "letzten Meile" zum Kunden. Nach der Darstellung des Forschungsinstituts unterscheidet sich die Preisentwicklung für Telekommunikationsdienstleistungen im Ortsnetzbereich denn auch drastisch von der in allen anderen Bereichen. Während die Konkurrenzsituation, die die Liberalisierung des Telekommunikationsmarkts ermöglicht hat, im Bereich des Mobilfunks, der Auslands- und der Ferngespräche in der Zeit von Januar 1996 bis April 2000 zu einer Preissenkung von gut 50 Prozent geführt habe, seien in der gleichen Zeit die Preise für Ortsgespräche insgesamt um zehn Prozent gestiegen. Vor allem für die Preisentwicklung im Bereich des Internetzugangs, der in der Regel über den Ortsnetzbereich geschieht, habe dies negative Auswirkungen. Die Autoren des Berichts hoffen, "dass die RegTP bei der Neuregelung der Durchleitungspreise im Ortsbereich zum 1. April 2001 die Schaffung eines effizienten Wettbewerbs in den Vordergrund stellen wird". Im Prinzip aber erwarten sie aufgrund des Konkurrenzdrucks einen weiteren Verfall der Preise im Telekommunkationssektor.

Vor allem der deutsche Ableger des Online-Dienstes AOL beschwert sich immer wieder über das Ortsnetzmonopol der Deutschen Telekom, das diese zur Unterstützung der eigenen Online-Tochter T-Online missbrauche. Der Präsident der RegTP, Klaus-Dieter Scheuerle, sieht allerdings derzeit keinen Handlungsbedarf. Er will die Überprüfung des Standes der Liberalisierung Anfang 2001 abwarten und dann entscheiden, ob die derzeit geltende Regelung der Durchleitungsgebühren geändert werden muss. (chr)