Wirtschaftsnobelpreis für Erkenntnisse zu Bankenkrisen

Drei US-Ökonomen werden ausgezeichnet, weil sie die Fähigkeit der Gesellschaft verbessert haben sollen, schwere Krisen und teure Rettungsaktionen zu vermeiden.

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Weil das Gerücht umgeht, die Bank könne zusammenbrechen, wollen viele Sparer ihr Geld abheben – und die Bank bricht tatsächlich zusammen.

(Bild: Royal Swedish Academy of Science / Johan Jarnestad)

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Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht in diesem Jahr an die drei US-Ökonomen Ben Bernanke, Douglas Diamond und Philip Dybvig. Das gab die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Montag in Stockholm bekannt. "Die Erkenntnisse der Preisträger haben unsere Fähigkeit verbessert, sowohl schwere Krisen als auch teure Rettungsaktionen zu vermeiden", sagt Tore Ellingsen, Vorsitzender des Komitees für den Preis für Wirtschaftswissenschaften.

Die drei Wirtschaftswissenschaftler hätten Anfang der 1980er-Jahre die Grundlage für die moderne Forschung dazu gelegt, wie das Finanzsystem wenig anfällig für Krisen werden könne. "Ihre Analysen waren von großer praktischer Bedeutung bei der Regulierung der Finanzmärkte und der Bewältigung von Finanzkrisen", teilte die Akademie am Montag mit.

Diamond und Dybvig hätten eine Lösung für Banken auf ein Problem aufgezeigt, wie sie unterschiedlichen Bedürfnissen der Akteure gerecht werden können: "Damit die Wirtschaft funktioniert, müssen Ersparnisse in Investitionen gelenkt werden. Allerdings gibt es hier einen Konflikt: Sparer wollen für unerwartete Ausgaben sofort über ihr Geld verfügen, während Unternehmen und Eigenheimbesitzer wissen müssen, dass sie ihre Kredite nicht vorzeitig zurückzahlen müssen." Banken sollten nach Ansicht der Forscher als Vermittler dienen. Sie könnten Banken Anlegern jederzeit den Zugriff auf ihr Geld ermöglichen und gleichzeitig Kreditnehmern langfristige Kredite anbieten.

Allerdings seien Banken dadurch anfällig für Gerüchte über ihren bevorstehenden Zusammenbruch – die sich selbst erfüllen könnten, wenn dann viele Sparer ihr Geld haben wollen und es zu einem "Bank Run" kommt. Diese gefährliche Dynamik könne verhindert werden, indem der Staat Einlagensicherungen bereitstellt und als Kreditgeber der letzten Instanz gegenüber den Banken agiert, erläutert die Akademie.

Diamond habe demonstriert, wie Banken eine weitere gesellschaftlich wichtige Funktion erfüllen. Diese seien als Vermittler zwischen vielen Sparern und Kreditnehmern besser als andere geeignet, die Kreditwürdigkeit der Kreditnehmer einzuschätzen und dafür zu sorgen, dass Kredite für gute Geldanlagen verwendet werden.

Ben Bernanke, der Dritte im Bunde der neuen Preisträger und ehemaliger Chef der US-Notenbank, analysierte die Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre, die schlimmste Wirtschaftskrise der modernen Geschichte. Er zeigte unter anderem, wie Bank Runs ein entscheidender Faktor dafür waren, dass die Krise so tief und langwierig verlief. Als die Banken zusammenbrachen, seien wertvolle Informationen über Kreditnehmer verloren gegangen, sie konnten nicht schnell wiederhergestellt werden. Dadurch sei die Fähigkeit der Gesellschaft stark eingeschränkt worden, Ersparnisse in produktive Investitionen zu lenken.

Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ist der einzige der Nobelpreise, der nicht auf das Testament von Dynamit-Erfinder und Preisstifter Alfred Nobel (1833-1896) zurückgeht. Er wird seit Ende der 1960er-Jahre von der schwedischen Reichsbank gestiftet und zählt somit streng genommen nicht zu den klassischen Nobelpreisen. Dennoch wird er ebenso wie die weiteren Nobelpreise an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, feierlich überreicht, er ist mit umgerechnet 900.000 Euro dotiert.

Mit ihm ausgezeichnet wurden bislang besonders häufig Wissenschaftler aus den USA. Einziger Wirtschaftsnobelpreisträger aus Deutschland ist bislang der Bonner Wissenschaftler Reinhard Selten gewesen. Er erhielt die Auszeichnung 1994 gemeinsam mit John Nash und John Harsanyi für ihre wegweisenden Beiträge zur nichtkooperativen Spieltheorie. (anw)