Wischen, saugen, schimmeln: Ein halbes Jahr mit dem Roborock S7 MaxV Ultra

Kann man Staubsaugerroboter inzwischen auch benutzen, ohne die eigene Wohnung komplett darauf zu optimieren? c't 3003 hat den Langzeittest gemacht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 101 Kommentare lesen

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Lesezeit: 21 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen



Staubsaugerroboter haben sich inzwischen als Standard-Haushaltsgeräte etabliert, aber komplett überzeugt sind längst noch nicht alle Hausmänner- und Frauen. Die populärsten Vorurteile:

  • Die Roboter kommen nur mit perfekt aufgeräumten Räumen zurecht, es darf kein Kabel, Schuh oder Blumentopf auf dem Boden stehen
  • Die Roboter können nur saugen, die Wischfunktionen klappen noch nicht richtig
  • Die Roboter sorgen zwar fĂĽr weniger menschliche Saug- und Wischarbeit, aber dafĂĽr erfordern sie groĂźen Reinigungsaufwand, zum Beispiel beim Leeren

Aber stimmt das wirklich alles noch? Das Videoteam von c't 3003 hat sich eines der zurzeit populärsten Modelle besorgt und es ein halbes Jahr lang intensiv getestet: Den Roborock S7 MaxV Ultra. Das "Ultra" weist darauf hin, dass es sich hier um ein Set aus Staubsaugerroboter und Absaugstation handelt: Die Station pustet nicht nur den Staub aus dem Roboter in einen Beutel, sondern wäscht auch den an der Unterseite angebrachten Feudel mit frischem Wasser aus und pumpt das Schmutzwasser ab. Das ist einigermaßen aufwendig, weshalb die Station auch einzeln genauso viel kostet wie der Roboter, nämlich 700 Euro.

Der Roboter orientiert sich per LIDAR im Raum, hat aber zusätzlich auch noch eine RGB-Kamera eingebaut, mit der "KI"-Software Hindernisse wie Schuhe und Haustierkot erkennt. Letzteres ist freilich fatal für Staubsaugerroboter: Wenn sie den nicht erkennen, verteilen sie die Exkremente in der ganzen Wohnung. Im Test fiel dann allerdings auf, dass der S7 MaxV etwas zu sensibel darauf reagiert: Er hat mehrfach Haustierkot zu erkennen geglaubt, was letztendlich nur ein Muster im Teppich oder eine Spielzeugkugel war. Das wirkte sich dann auch auf die Saug- und Wischgeschwindigkeit aus: Gibt es vermeintliche Hindernisse (wie Muster in Teppichen), dauerte die Reinigung deutlich länger als bei freier Bahn.

Das größte Problem war aber die fehlende Trocknungsfunktion des Wischers: Roborock verspricht bei seiner teuren Absaugstation, dass man nur wenig Hand anlegen muss, da Staubbehälter und Wischer automatisch gereinigt werden. In der Praxis führt das aber schnell zu Schimmelbildung, da der nasse Feudel unter dem Roboter nicht schnell genug trocknen kann. Unangenehmer Geruch verbreitet sich so nicht nur im Lappen selbst, sondern auch im Wasserfilter der Station sowie im Abwasserbehälter.

Das Fazit fällt dennoch versöhnlich aus: Wenn man daran denkt, den Feudel nach jedem (oder jedem zweiten Gebrauch) zum Trocknen aufzuhängen, leistet das Roborock-System ordentliche Arbeit und spart viel Putz-Zeit.

Mehr Roboter-Erkenntnisse gibt's im Video.


Transkript des Videos:

(Hinweis: Es handelt sich hier um einen Bonusinhalt für Menschen, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Die Informationen auf der Bildspur gibt das Transkript nicht wieder.)

Ganz ehrlich: ich habe immer gedacht, dass für mich so ein Staubsaugerroboter niemals in Frage kommt. a) weil ich ziemlich unordentlich bin und bei mir immer mal ein Schuh oder eine VR-Brille auf dem Boden liegt -- und die Dinger damit ja offenbar nicht klarkommen. Außerdem hab ich in meiner Wohnung vor allem Hartböden, da will ich lieber wischen als saugen.

Beide Probleme sind längst gelöst, sagt zumindest mein c't-Staubsaugerroboterexpertenkollege Stefan. Deshalb hat er mir den Roborock S7 MaxV Ultra für ein halbes Jahr ausgeliehen. Der hat LIDAR-Sensoren, also Raummessung per Laser, eine RGB-Kamera -- kann wischen -- und jetzt kommt das beste: Den ganzen Dreck auch selbstständig aus dem Roboter rausholen, er reinigt sich also selbst, mit so einer Absaugstation. Ein halbes Jahr habe ich das Ding ausprobiert, und das war echt ein Härtetest. Vorab eine kleine Inhaltswarnung: Es wird ein paar ziemlich ekelige Bilder mit Dreck und Gammel geben. Bleibt dran!

Liebe Hackerinnen, liebe Internetsurfer, herzlich willkommen hier bei…

So, vorab schonmal: Dass ich mich bei diesem Langzeittest für Roborock S7 MaxV Ultra entschieden habe, war eine ziemliche Zufallsentscheidung: Das von Roborock leihweise zur Verfügung gestellte Testgerät war gerade in der c’t-Redaktion und wurde dort nicht benötigt, da habe ich das mal für eine Zeit mit nach Haus genommen. Außerdem fand ich die Funktionen alle sehr interessant, vor allem die Wischfunktion, die Selbstreinigung und die Lasermessung.

Ich hatte vorher noch nie so einen Roboter in der Hand. Trotzdem lief die Ersteinrichtung absolut problemlos. Der Roboter selbst ist in diesem kleinen Karton, da drin ist auch die einfache mitgelieferte Ladestation. Da fährt er automatisch rein, nach ein bisschen Rumgerödel. Aber ich habe hier ja die ULTRA-Version und deshalb noch einen zweiten, größeren Karton. Da drin ist die riesige Absaug- und Wasserstation. Da gibt’s drei Behälter: Hier rechts ist der Staubsaugerbeutel drin, in der Mitte das frische Wasser und hier links das dreckige. Damit soll es möglich sein, dass der Roboter mehrere Wochen lang autark unterwegs ist, ohne dass man da irgendwas ausleeren oder reinigen muss.

In der von mir getesteten S7-MaxV-Ultra-Variante mit der Station kostet das Teil rund 1400 Euro. Der Sauger selbst kostet rund 700 Euro. Jo, ihr habt richtig gehört: Die Station kostet genauso viel wie der Sauger. Das finde ich auch seltsam, ja.

Aber wir können uns ja erstmal anschauen, wie Sauger und Station funktionieren. Also hier oben in der Mitte des Roboters ist der LIDAR-„Turm“, damit orientiert er sich. Und seitlich sind eingebaut: LED-Aufhelllicht, RGB-Kamera, und dann noch so mechanische Sensoren, falls er echt mal irgendwo gegenstößt. Und so sieht er von unten aus: Das hier ist die Hauptbürste, das ist die Seitenbürste mit der er Dreck von den Zimmerrändern in die Hauptbürste rein schippt. Wenn man die Bürste rausnimmt, sieht man das Einsaugloch, die Saugkraft, also genau genommen die Druckdifferenz liegt laut Roborock bei 5100 Pascal. Zum Vergleich: Bei normalen Bodenstaubsaugern mit Kabel geben die Hersteller mindestens das doppelte, wenn nicht sogar das drei oder vierfache an.

Ja, und das sind die Antriebsräder und das hier die Ladekontakte. Hier ist das Wischtuch, das nennt sich offiziell „VibraRise-Mopptuch“ – Vibra wohl wegen der Vibration, das Tuch wird nämlich ganz schnell mit Ultraschall hin und herbewegt. Rise, weil es automatisch hochgezogen werden kann, wenn der Roboter über einen Teppich fährt.

Die Absaugstation, also seine Roboter-Hundehütte, funktioniert so: Wenn der Roboter vom Reinigen zurückkommt wird das Wischtuch mit Wasser aus dem Frischwasserbehälter gespült, und außerdem wird diese Bürste hier übers Tuch gezogen. Ganz zum Schluss wird’s dann nochmal richtig laut, dann saugt nämlich die Station den Staub aus dem Sauger in diesen Staubbeutel in der Station. Der hält erstaunlich lange, im Test waren es 3,5 Monate lang bei mindestens drei Reinigungs-Durchläufen pro Woche.

Vielleicht habt ihr jetzt schon in einem anderen Tab geguckt, wo es das Teil gibt? Und seid jetzt verwirrt, weil ihr da eine „Pro“-Version gefunden, die sogar preisgünstiger ist, nämlich mit Absaug-und-Wasser-Station nur 1100 statt 1400 Euro? Ja, der ist neuer, der hat aber leider auch weniger Funktionen. Von der ganzen Putzerei ist der identisch, er hat aber keine Kamera zur Orientierung, nur den Lasersensor. Was euch da durch die Lappen geht, ist diese geile Funktion hier: Ihr könnt nämlich in der Roborock-App quasi durch die Augen des MaxV Ultra gucken, das sieht schon ziemlich cool aus, oder? Und ist auch ganz schön gruselig, oder? Das ganze klappt übrigens auch, wenn man gar nicht im selben WLAN ist. Man kann das Teil also theoretisch aus 5000 Kilometer Entfernung saugen und wischen lassen und es als fahrbare Überwachungskamera nutzen – es gibt sogar einen manuellen Modus, wie so ein ferngesteuertes Auto. Und damit kann man sogar Durchsagen machen. Da sogar ein Mikrofon eingebaut ist, überträgt der Roboter auch das, was als Antwort gesprochen wird, an die App. Ziemlich futuristisch und man kann damit ganz gut Leute erschrecken.

Übrigens: Diese Videofunktion ist nicht standardmäßig eingeschaltet, das muss man manuell aktivieren. Wenn ihr Angst habt, dass Roborock euch ausspioniert: Das Gerät funktioniert auch ohne jegliche Netzverbindung, zumindest im Standardmodus. Wenn man den Knopf hier drückt, säubert es die ganze Wohnung und fährt auch automatisch wieder ins Dock zurück. Aber mehr halt nicht. Wenn ihr den S7 mit der App verkoppelt, kann man SEHR viele Sache mehr machen. Zum Beispiel die Saugleistung in vier und die Wischintensität in drei Stufen einstellen. Ihr könnt No-Go-Zonen einrichten, genau festlegen, in welcher Reihenfolge er die Zimmer abklappern soll, dass an bestimmten Stellen nur gesaugt und an anderen nur gewischt wird usw. usw. Die ziemlich coole cloud-freie Open-Source-Alternativsoftware Valetudo gibt es leider noch nicht für die S7-Serie, schade.

So, aber jetzt wirklich mal zu meinen Erfahrungen. Ich war am Anfang definitiv positiv überrascht, dass das Ding doch einigermaßen mit meiner Wohnung klarkommt, wo nicht jeder Zentimeter freigeräumt ist. Stühle, Kissen, und sowas ist kein Problem. Ein bisschen Spielzeug ist auch nicht schlimm, das schiebt der Roboter aber womöglich etwas durch die Gegend. Er kommt auch in die meisten Zimmer, weil dort die Türschwellen niedrig genug sind. Über diese Schwelle hier schafft er es allerdings nicht, da muss man ihn manuell drüber heben.

Was mich aber am meisten beeindruckt hat: Die riesige Absaugstation wollte ich natürlich nicht mitten in der Wohnung haben und habe sie deshalb ein bisschen in einer Ecke versteckt, wo immer ein Stuhl direkt davorsteht. Und das ist kein Problem: Der Roboter findet da trotz Stuhl rein und raus, dauert halt nur ein bisschen länger. Ich habe den Roboter in den ersten Wochen meist fahren lassen, wenn ich nicht im Haus war – und das hat oft geklappt, aber oft auch nicht, dann bekam ich eine Benachrichtung aufs Smartphone: Roboter hängt fest und kann sich nicht selbstständig befreien. Einmal habe ich gedacht, dass ich ja die Fernsteuerfunktion benutzen könnte, um dann mit meinen Menschen-Skills dem dummen Roboter aus der Patche zu helfen – was dann dazu führte, dass ich eine komplett Blumenbank heruntergerissen habe. Der Roboter hatte vorher offenbar gecheckt: Ok, wenn ich hier raus will, geht was kaputt. Übrigens war das Problem, dass der Roboter mit der Rolle eine Pflanze eingewickelt hatte. Und genau das ist in den allermeisten Fällen das, was dem Roboter das Genick bricht: Alles was Schnur, Band oder Fransenartig ist, wird knallhart eingewickelt und dann ists halt vorbei, dann muss ein Mensch helfen. Aus diesem Grund versucht der Roboter, Schuhe weiträumig zu umfahren – mit seine „KI“-Erkennung klappt das sogar einigermaßen. Was noch schlimmer wäre als ein verhedderter Schnürsenkel, wäre ein Haustier-Kackhaufen. Logisch ne, weil wenn das Teil da durchfährt, wird das halt in der ganzen Wohnung verteilt. Die KI-Erkennung reagiert deshalb besonders sensibel auf „Haustierschmutz“. Nur leider habe ich einen Teppich, der solche Muster hier eingewebt hat – tja. Man kann aber manuell sagen: Das ist kein Haustierschmutz, das soll so, und das speichert der Roboter dann auch. Bisschen lustig: Diese ziemlich große Holzkugel ist laut Roborock-KI auch Haustierschmutz – was soll das bitte für ein Haustier sein, ein Tyrannosaurus Rex?

Was man aber ganz klar sagen muss: Solche „unruhigen“ Bereiche mit Mustern auf dem Boden oder Hindernissen dauern LAAAAANGE, da fährt der Roboter zumindest von außen betrachtet total unlogisch rum. Hier mal ein Beispiel mit drei kleinen Hindernissen: Schaukelpferd, Stoffmaus und Plastikspielzeug. Fast ne halbe Stunde dauert nur das saugen dieses Bereichs. Ohne die Hindernisse fährt der Sauger immer noch sehr unsystematisch hin und her, braucht aber nur die Hälfte der Zeit. Am schnellsten klappt es auf einfarbigen, uniformen Untergründen: Für diesen hier sichtbaren Bereich braucht der Sauger nur 8 Minuten – und macht sogar zwei Durchläufe. Das ist richtig nice wenn man gerade ein bisschen Putzfimmel hat: Dann drückt man auf zweimal und dann wird Bereich zuerst horizontal abgefahren, dann vertikal. Damit erzeugt man im Wohnungplan in der App so ein Muster, ahhhh, super befriedigend.

Diese Wohnungspläne erzeugt der Roboter übrigens von selbst, ein Reinigungsvorgang reicht schon. Und guckt mal, es gibt sogar so fancy 3D-Darstellungen, uuuh. Mit der Zeit werden die Pläne dann THEORETISCH immer genauer, das klappte bei mir auch ein paar Wochen lang gut, irgendwann fing das System dann sogar an, die Räume KORREKT automatisch zu benennen, also Schlafzimmer, Esszimmer, Badezimmer. Das ist cool, aber es gab auch immer wieder Fehler. Am seltsamsten war, dass sich irgendwann ein Bereich einfach umdrehte auf der Karte und der Roboter dann wirklich komplett falsch fuhr und auch die Station nicht mehr richtig fand. Da half dann nur ein Löschen der Karte, was ja nicht so schlimm ist. Beim Neuerstellen passierten dann allerdings wieder komische Fehler, so war nach Meinung des Roboters das Badezimmer nur halb so groß, wie es eigentlich war, der Rest war Flur. Das ist jetzt nicht soooo schlimm, aber ich benutze schon häufiger die Funktion, den Roboter gezielt nur in einen Raum zu schicken. Das geht dann natürlich nicht, wenn die Räume falsch gemapped sind. Glücklicherweise kann man das in der App einigermaßen manuell geradeziehen, aber es wäre schon schön, wenn das irgendwann sicherer klappen würde.

Falls ihr euch wundert, was in den Kartenansichten diese schraffierten Bereiche sind: Das sind kleine Läufer und Teppiche. Das ist wichtig, dass der Roboter die erkennt, schließlich will man da keinen nassen Lappen drüberziehen. Das klappt tatsächlich gut: Sobald der Roborock auf einem Teppich fährt, zieht er den Lappen automatisch hoch, so dass der Teppich trocken bleibt. In dem ganzen halben Jahr hatte ich nicht einen nassen Teppich zu beklagen. Was ich allerdings nervig fand: Ungefähr mit der Hälfte der Teppiche in meiner Wohnung kam der Roborock nicht zurecht, die schob der immer nur zur Seite. Auch diese Anti-Rutsch-Streifen unten drunter brachten nix. Die Problemteppiche musste ich also vor der Reinigung immer manuell weglegen.

Die Saug- und Wischleistung fand ich ok, auch wenn vor allem an den Rändern und Ecken manchmal ein Krümelchen liegenbleibt. Für ca. 70 Quadratmeter Reinigungsfläche braucht der Roboter in meiner Wohnung rund 80 Minuten. Vom Gefühl her würde ich sagen, dass der Roborock S7 MaxV ungefähr drei Viertel so gut saugt wie mein normaler Kabelsauger und der Wischer etwa halb so gut wischt wie ich mit einem normalen Feudel.

Das liegt aber auch daran, dass ich den Roborock immer ohne Reiniungssmittel verwendet habe. Mit meinen unversiegelten Böden war ich mir da echt unsicher. Außerdem sagt Roborock, man solle bitte UNBEDINGT nur das Original-Roborock-Reinigungszeug verwenden – tja, und das habe ich nur bei AliExpress zum Kaufen gefunden; und das finde ich ein bisschen komisch, Reinigungsmittel in China zu bestellen. Sowieso fand ich das ein bisschen problematisch: Verbrauchsmaterialien wie die Staubsaugerbeutel und die Wischtücher gibt es nur in wenigen Shops zu kaufen. Und dann sind sie oft auch nicht klar benannt, ich hatte mir beispielweise neue Staubsaugerbeutel bestellt, die hießen „Roborock Original-S7-Staubbeutel für S7-Absaugstation“ – das sind aber die falschen, die sind nämlich für die Absaugstation ohne Wischwasser-Funktion – das muss man wissen, dass es die auch gibt.

Apropos Verbrauchsmaterialien: Eigentlich sollte die App einem sagen, was man wann tauschen oder reinigen muss. Einige Sachen werden auch tatsächlich über Sensoren erkannt, wie zum Beispiel wenn der Schmutzwassertank voll ist. Andere Sachen funktionieren über einen mitlaufenden Timer – wenn x Arbeitsstunden um sind, wird einem der Austausch empfohlen, zum Beispiel der Seitenbürste. Und Roborock bewirbt ja die Station als selbstreinigend, als mehrere Wochen autark laufend. Ich dachte deshalb anfangs: Ja geil, leere ich den Bums halt aus, wenn er voll ist, und sonst muss ich mich nicht drum kümmern. Aber das war nicht so eine gute Idee. Der Schmutzwassertank stank nämlich schon nach kurzer Zeit ERBÄRMLICH, also wirklich so wie im Kuhstall. Obendrauf schwammen ekelige Kulturen. Tja, und auch in der Station selbst, war es richtig ekelig, als ich einmal Urlaub zurückkam und da mal reinschaute. Guckt mal, igitt, oder?

Dass man da saubermachen muss, ok, ich hätte drauf kommen können, aber ich dachte halt, dass mir das die App schon mitteilt, weil die ja auch sonst bei jedem Piep sich meldet, zum Beispiel, dass ich die (völlig sauberen!) Sensoren reinigen soll und sowas. Was mit dem Gammelgeruch übrigens etwas geholfen hat, war ein Schnapsglas Essigessenz im Frischwasser. Aber auch nur ein bisschen. Denn leider wird der nasse Lappen auch nicht getrocknet, wenn der Roboter fertig ist (das können Konkurrenzmodelle besser, die haben da einen Fön).

Kurz vor Veröffentlichung dieses Videos poppte in der App übrigens auf einmal eine Trocknungsfunktion auf. Ich hatte mich schon gefreut, aber man benötigt dafür ein zusätzliches Trocknungsmodul für über 100 Euro, das es bislang nur in China gibt. Tja, und wenn der nasse Lappen da unten einfach drin liegt, da wird er dann natürlich leicht stockig und die Pilze vermehren sich. Deshalb muss man den Lappen eigentlich nach jedem Lauf manuell abnehmen und trocknen lassen. Und den Schmutzwasserbehälter muss man mindestens einmal die Woche ausleeren, würde ich so über den Daumen sagen, auch wenn er noch lange nicht voll ist. Tja, aber ihr merkt schon: Wenn man eh ständig da rumfummeln muss, wozu braucht man dann die teure Station? Da kann man doch eigentlich direkt per Hand den Lappen reinigen und halt das Wischwasser in den Sauger kippen. Ja, habt ihr recht, würde ich auch so sehen. Aber ich muss sagen: was auf jeden Fall eine deutliche Arbeitserleichterung ist: Dass der Staubbehälter automatisch geleert wird. Dazu hätte ich echt keinen Bock, das ständig machen zu müssen – dafür finde ich die Station also super. Man könnte dafür die reine Absaugstation nehmen, also die ohne Wasser. Die kostet einzeln 280 Euro, also ein paar hundert Euro weniger als die von mir getestete „Ultra“-Station. Achja: Woran man auch denken sollte: Immer nach ein paar Reinigungsläufen die Haupt- und Seitenbürste auf Haare untersuchen. Da sind leider sehr oft ganze Büschel eingerollt – Staubsauger-Roboter-Veteranen sagen jetzt: Ja klar, das weiß man doch – ich wusste das vorher nicht und finde das nicht sehr elegant, da immer an den Haaren rumzuzwirbeln. Ok, das betrifft vor allem Leute mit langen Haaren und/oder Haustieren, aber das sind ja schon auch einige.

Fazit nach einem halben Jahr: Mich nervt vieles an dem Teil, aber was ich absolut safe sagen kann: Der Roboter hat dafür gesorgt, dass meine Böden sauberer sind als vorher. Das liegt aber auch daran, dass es einfach Spaß macht, dem Ding bei der Arbeit zuzugucken. Aber vor allem habe ich das inrgendwann alks Challenge gesehen, die Wohnung immer so vorzubereiten, dass der Sauger alle Zimmer problemlos durchfeudelt und saugt, ohne sich festzufahren. Ein paar Minuten dauert das immer, die Teppiche entsprechend einzuklappen, mögliche Schlingpflanzen aus dem Weg zu räumen, VR-Headsets aufzuheben etc. Aber gleichzeitig räum ich dann halt auch ein bisschen auf. Es ist also eine Art Gamifaction: Die Belohnung, dass ich die Wohnung aufräume, ist dass der Roboter da problemlos durchfahren kann, und ich mir das in dieser coolen Videoansicht anschauen kann, wenn ich will und ich danach glänzende Böden haben. Also glänzend jetzt ohne Reinigungsmittel jetzt nicht unbedingt, aber schon einigermaßen sauber. Ich muss auch wirklich sagen, dass ich das Teil sehr ungern wieder zurückgebe, ich habe mich schon wirklich dran gewöhnt. ABER: Ich weiß nicht, ob ich 1400 Euro dafür ausgeben würde. Dafür sind viele Sachen einfach noch nicht gut genug, vor allem die ganze Schmutzwasser-Pilz-Problematik finde ich unangenehm – ich würde mir da zumindest eine Erinnerung wünschen, einmal pro Woche das Teil sauberzumachen. Wie sind da eure Erfahrungen mit Saug- und/oder Wischrobotern? Lohnt sich das für euch oder findet ihr das alles Quatsch? Gerne in die Kommentare schreibe; Abonnieren klicken, wenn ihr das noch nicht gemacht habt – tschüss!


c't 3003 ist der YouTube-Channel von c't. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t magazin. Redakteur Jan-Keno Janssen und die Video-Producer Johannes Börnsen und Şahin Erengil veröffentlichen jede Woche ein Video.

(jkj)