Blizzard-Spiele in China: Netease tritt nach

"Unfair" und "unlogisch": Netease hat ein Angebot Blizzards, die Publishing-Partnerschaft für China zu verlängern, entschieden abgelehnt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 5 Kommentare lesen

(Bild: Activision Blizzard)

Lesezeit: 3 Min.

Es kracht zwischen Activision Blizzard und Netease. Das chinesische Spieleunternehmen hat ein Angebot auf Verlängerung der Publishing-Partnerschaft mit klaren Worten abgelehnt, berichtet Reuters. Blizzards Vorschlag sei einseitig, unfair und "wirtschaftlich unlogisch", teilte Netease mit. Eine Einigung sei damit nicht möglich gewesen.

Der Publishing-Vertrag zwischen Activision Blizzard und Netease endet am 23. Januar. Die Unternehmen haben 14 Jahre lang zusammengearbeitet, um Spiele wie "World of Warcraft" und "Overwatch" auch in China anbieten zu können. Netease war als Publishing-Partner dafür verantwortlich, Spiele in China zu vermarkten und durch die Zensur zu bringen. Der chinesische Spielemarkt ist stark reguliert und fordert oft inhaltliche Änderungen an Videospielen.

Ohne die Publishing-Partnerschaft kann Blizzard die meisten seiner Titel nicht mehr in China anbieten. Spiele wie "World of Warcraft", "Hearthstone", "Starcraft 2" und "Diablo 3" werden ab Januar 2023 nicht mehr in China verfügbar sein. Das Ende des Publishing-Deals bedeutet auch, dass die Online-Services der Spiele eingestellt werden. In vielen Fällen sind bereits gekaufte Titel damit nicht mehr oder nur eingeschränkt spielbar.

Nur das Mobilspiel "Diablo Immortal" wird über einen separaten Vertrag weiterhin in Partnerschaft mit Netease betrieben. "Call of Duty Mobile" ist ebenfalls nicht betroffen, weil Blizzards Schwestermarke Activision für dessen Veröffentlichung mit dem Netease-Konkurrenten Tencent zusammenarbeitet.

Blizzard versucht derzeit, sich einen neuen Kooperations-Partner für den chinesischen Markt zu suchen. Auch daran scheint sich Netease zu stören: Blizzard wolle einerseits die Trennung, andererseits aber noch verbunden bleiben, schreibt das Unternehmen in einem Statement. Das Angebot der US-Firma hätte die Partnerschaft vorerst um sechs Monate verlängert, während Blizzard einen neuen Partner sucht.

Die Gründe für das Ende der lukrativen Partnerschaft sind unklar. Gegenüber Reuters sagte eine anonyme Quelle mit Verbindungen zu Blizzard, die Verhandlungen seien an kommerziellen Details gescheitert. So habe Netease den Deal dahingehend ändern wollen, dass Blizzard seine Kontrolle über eigene Marken teilweise aufgeben müsste. "Die beiden Parteien konnten sich nicht auf einen Deal einigen, der den Prinzipien von Blizzard und den Verpflichtungen gegenüber Spielern und Angestellten entspricht", hatte Activision Blizzard im vergangenen September mitgeteilt.

Der chinesische Spielemarkt gilt als der größte der Welt, noch vor den USA und Japan. Laut den Marktforschern von Niko Partners wurde in China 2022 ein Umsatz von über 45 Milliarden US-Dollar mit Videospielen erwirtschaftet. Mit über 700 Millionen Spielerinnen und Spielern hat der chinesische Gaming-Markt noch großes Wachstumspotenzial.

Chinesische Spielefirmen sind auch im Westen aktiv: Tencent, die weltweit größte Spielefirma, hält 100 Prozent an Riot Games, das Studio hinter "League of Legends" und "Valorant". Ebenfalls zu Tencent gehören Funcom ("Conan Exiles"), Grinding Gear Games ("Path of Exile"), Klei Entertainment ("Don't Starve") und zu 80 Prozent Supercell ("Clash Royale"). Tencent hält außerdem Anteile an Blizzard Entertainment, Ubisoft und Epic Games. Netease ist die zweitgrößte Spielefirma in China und kaufte zuletzt das französische Entwicklerstudio Quantic Dream.

(dahe)