WorldCom will sich mit Börsenaufsicht einigen

Der Aufsichtsrat des von Skandalen geplagten Unternehmens will Strafen zahlen und sich verpflichten, nicht mehr gegen Vorschriften zu verstoßen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 9 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

WorldCom verhandelt mit der US-amerikanischen Börsenaufsicht SEC, um bei den Ermittlungen um angebliche Bilanzmanipulationen eine Einigung zu erzielen. Das Wall Street Journal berichtet, der Aufsichtsrat des skandalgeschüttelten Unternehmens könne durch eine gerichtliche Anordnung dazu verpflichtet werden, sich an die Börsenvorschriften zu halten. Außerdem werde WorldCom Strafgelder zahlen. Im Gegenzug solle die SEC Verfahren gegen einzelne, nicht genannte Mitarbeiter einstellen. Über die Strafe, die der Konzern bei einem solchen Vergleich zu zahlen hätte, ist noch nichts bekannt. Dabei würden aber die Auswirkungen für Aktionäre und Gläubiger bedacht. Eine Entscheidung über eine eventuelle Einigung könnte noch diese Woche fallen, schreibt die Zeitung.

Anscheinend um die guten Absichten zu bekräftigen, teilt WorldCom-Chef John Sidgmore mit, er wolle eine "neue WorlCom" aufbauen. Dazu wurde ein Programm aufgesetzt, um Vertrauen und Integrität wiederzugewinnen. Es beinhaltet zahlreiche organisatorische wie personelle Änderungen. Interne und externe Untersuchungen hätten tiefe Einblicke in die Praktiken der Firma gebracht, meint Sigmore. Sein Unternehmen nehme die Bericht sehr ernst und ziehe die Konsequenzen daraus. So sollen unabhängige Experten helfen, die Bilanzen der Jahre 2000, 2001 und 2002 zu überprüfen. Der neue Finanzchef John Dubel verkündet, sein Unternehmen sei dabei, hochqualifizierte Finanz-Experten einzustellen.

Außerdem drückt Sidgmore noch ein wenig auf die Tränendrüse. WorldCom bestehe nicht nur aus den wenigen Mitarbeitern, die nun ständig in der Tageszeitung auftauchen. Das Unternehmen habe 63.000 außergewöhnliche, hart arbeitende Mitarbeiter, die sich um ihre Familien sorgen. "Ich weiß, ich spreche jedem einzelnen WorldCom-Mitarbeiter aus dem Herzen: Ich wünschte, ich könnte zaubern und alle Dinge ungeschehen machen. Leider kann ich es nicht." Sein Unternehmen werde alles tun, um die in der Vergangenheit aufgetauchten Probleme zu verarbeiten, damit sie nicht wieder geschehen.

Ob die Bemühungen bei der Staatsanwaltschaft und der Börsenaufsicht fruchten, scheint noch fraglich, denn es soll Hinweise geben, dass WorldCom mit noch höheren Beträgen als den bereits eingeräumten 7,2 Milliarden US-Dollar getrickst haben könnte. Der Konzern soll für das zweite Quartal 2001 zu hohe Umsätze ausgewiesen haben, um die Analystenerwartungen zu erfüllen. Auch sollen die Ermittler der Staatsanwaltschaft Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von privaten Darlehen an den ehemaligen CEO Bernard Ebbers entdeckt haben. Zudem werfe die Staatsanwaltschaft den ehemaligen Wirtschaftsprüfern von WorldCom, Arthur Andersen und Salomon Smith Barney, vor, sie hätten ehemaligen Vorstandsmitgliedern zu nahe gestanden. (anw)